Ekel vor unserer Gesellschaft
Absichtlich provokant formuliert die Überschrift, sagt sie dennoch im Prinzip das aus, was ich immer mehr empfinde. Nämlich einen Überdruss, ja zeitweilig schon in Ekel ausartendendes Gefühl gegenüber der Gesellschaft, sprich den Menschen. Politisch schon immer interessiert beginne ich den Tag meist mit dem Lesen (im Zeitalter des Internets habe ich OnlineAbos) einer guten Tageszeitung. Mit den Jahren hat sich ein Faible für "Die Zeit" herauskristallisiert, unter anderem auch, da es ein zeitnahes Diskussionsforum gibt, fast schon einem Chat entsprechend. Ich lese jedoch auch die örtliche Tageszeitung, zwischenzeitlich aber mehr wegen des Lokalkolorit und wahrscheinlich auch viel aus Gewohnheit, ansonsten ist sie mir zu schwarz eingefärbt und zu gleich geschaltet.
Ich informiere mich auch über ausländische Presseorgane, über diverse Reportagen im Fernsehen usw. usw.
Ich bemerke jedoch immer häufiger, dass es mich immer mehr vor der Menschheit an sich ekelt. Nicht vor einem Einzelnen, sondern vor der Menschheit insgesamt. Ich empfinde uns immer mehr als den grössten GAU den die Biologie je hervorgebracht hat, kein Tier hat annähernd solche Verhaltensweisen wie der Mensch, insofern erübrigt sich ein Vergleich mit irgendeinem Tier.
Es gibt auf dieser Welt immer mehr Soziopathen und Psychopathen, denen jegliche Empathie fehlt. Eiskalt werden diejenigen, welche sich nicht wehren können, benutzt, ausgebeutet, indoktriniert und sanktioniert. Es wird bewusst eine extreme Armut auf dieser Welt in Kauf genommen, welche so überhaupt nicht sein muss. Es werden bewusst Kriege angezettelt und provoziert, welche wieder einen fürchterlichen Schmerz und extrem viel Leid produzieren und meist auch in der Armutsfalle letztendlich endet.
Menschen sind nichts mehr wert. Ob im Kleinen oder Grossen, überall wird man hintergangen, angelogen und betrogen. Ob es von unseren "Herrschenden" oder vom Nachbarn oder Kollegen ist, eiskalt wird über jeden einzelnen von uns hinweg gegangen, wenn es irgendeine Form von Profit bringt. Es werden Gesetze gebeugt ohne Konsequenzen, erst neulich habe ich eine Biographie über einen ehemaligen Richter an einem Amtsgericht gelesen, es ist unglaublich was alles passiert.
Ich höre mit Aufzählungen auf, sonst bin ich morgen noch nicht fertig. Wir wissen alle um die Problematik. Aber wie, wie kann ich mich dagegen schützen, dass mich die ständigen Perversionen in die Knie zwingen? Wenn ich zum Beispiel an das Endspiel der WM zurückdenke, ständig habe ich gleichzeitig vor meinen Augen tausende von Palästinensern gesehen, welche im gleichen Moment ihr Zuhause verloren haben und auf der Flucht waren/sind. Ich kann auch keine Bilder mehr von irgendwelchen gequälten und misshandelten Menschen und Tieren mehr sehen, ohne dass es mich zutiefst deprimiert. Wobei hier wahrscheinlich mein Problem ist, dass ich etwas depressiv bin. Aber Depressionen von den gesellschaftlichen Problemen bekommen, ist das verhältnismässig?
Wie geht es Euch mit der Fülle an Katastrophen, unverhoffte und selbstgemachte? Wie distanziert Ihr Euch vom Wahnsinn dieser Welt? Einfach nicht mehr so viel darüber informieren? Die Schotten dicht machen und dafür lieber RTL II und die Rettung der Leggingsfamilie XY anschauen (wobei das auch wieder deprimiert...)?