Die Erotik des Tango,
Erotik, Tango, erotischer Tango, Sex auf dem Parkett. „Lassen wir die raus!“Kürzlich stellte sich für jemand die Frage, ob der Tango Argentino und die Erotik einen Widerspruch in sich verbergen. Ich finde es schön, wenn man sich hierzu sachlich und wertschätzend austauschen würde. Man sollte dabei wohl auch die Historie, also die Herkunft und die Entwicklung, des Tanzes nicht aus den Augen verlieren.
Immerhin brachte es Jorge Luis Borges auf den Punkt, wenn er ausführt, dass der Ursprung des Tanzes in den Bordellen liegt. Was für ein Vorspiel. Sind es nicht manchmal lüsterne Tanzfiguren, die zelebriert werden. Selbst Titel, wie „El choclo“ (der Maiskolben, nicht voluminös, sondern zart und jung) offenbaren eine gewisse Anzüglichkeit. Borges meint, dass der Tango früher eine orgiastische Teufelei gewesen sei, während er heute nur eine Art zu schreiten darstellt. Wenn da nicht Langeweile aufkommt, wenn man nur schreitet und sich nicht reibt.
Vielleicht ist es aber so, dass sich die Sehnsucht nach wirklicher Erotik im Tango wiederfindet (so Sartori). Wieso also sollte man sich strikt gegen eine Verbindung beider Bereiche stellen? Er kommt aus den Slums, nicht vom Parkett und wenn man das nicht mehr sieht oder spürt, ist er tot (Carmen Calderón).
Braucht man viel Platz, um Tango zu tanzen? Wohl nicht. Denn ein Tango hat selbst auf einem Grab Platz (Peter Rudel). Ist es nicht die – auch erotische – Nähe, die den Reiz ausmacht?
Wird der Tango entehrt, wenn man ihn mit einem erotischen Ambiente schmückt, ja sogar mit Gelüsten verbindet? Immerhin soll der Tango die erlaubte Umarmung mit einer/m Unbekannten sein (Mundo Burgos). Gefühlskalte Leibesübungen mag man sich sowohl beim Tango als auch in der Erotik nicht wirklich vorstellen.
Also sollte man den Schleier des Schweigens und Vergessens lüften und dem Tango auch eine erotische Bühne eröffnen oder etwa nicht?