Neues von Nuevo :-)
Hallo zusammen,
zuerst wünsche ich allen ein gutes neues Jahr, Gesundheit, Erfolg, viele gute Milongas und natürlich auch Erotik.
Jetzt ist dieser Thread von mir schon über ein Jahr alt, während dieser Zeit hat sich in meinem Raum (Darmstadt-Dieburg) einiges in Puncto Tango-Nuevo getan, was mich dazu veranlasst zu versuchen diesen alten Thread wieder etwas zu beleben.
Seit letzten Sommer finden nahezu regelmäßig Nuevo-Workshops in in Darmstadt statt. Mittlerweile haben waren es schon 5, der Letzte war erst gestern. Alle fünf bisher stattgefundenen Nuevo-Workschops hatten eines gemeinsam: sie litten etwas an Überfüllung. Somit ist schon mal eindeutig bewiesen, dass in in der (noch) nuevo-freien Zone Darmstadt eine rege Nachfrage besteht.
Ich wage jetzt mal daraus den Schluss, dass es in anderen von klassischen Tango-Oligarchen beherrschenden nuevofreien Zonen in Deutschland eine ähnliche Nachfrage bestehen könnte.
In den nächsten Wochen wird auch im Raum DA die erste Milonga stattfinden, bei der auch Nuevo-Tandas gespielt werden. Sollte sich diese Milonga etablieren, wird die nuevofreie Zone Darmstadt Geschichte werden.
Erste Anzeichen für eine Aufspaltung der darmstädter Tangoszene hat es schon im letzten Sommer gegeben, seit dem neue und auch jüngere Leute (u 40) zur Szene dazu kamen, die sich nicht mehr von diesen alten Tango-Oligachen wegekeln ließen.
(Zur Problematik Wegekeln möchte ich demnächst hier einen neuen Thread eröffnen.)
Diese neue Tango-Generation hatte schon letzten Sommer mehrmals
sogenannte Tango-Flashmobs im freien erfolgreich stattfinden lassen.
(Auch dass könnte ein Thema für einen neuen Thread hier werden.) Auf diesen Flashmobs wurde neben dem klassischen Tango auch Nuevo und auch finnischer Tango gespielt, was sehr gut bei den Teilnehmer(innen) ankam.
Übrigens, die Teilnamevoraussetzungen für diese Nuevo-Workschops waren und sind solide Grundkenntnisse im klassischen Tango-Argentino.
Für mich ist es auch nicht nachvollziehbar, dass es anderswo Nuevo-Kurse geben soll, wo dies nicht vorausgesetzt wird! Wenn dann solche "Nuevos" auf klassische Milongas gehen, ist der Ärger schon vorprogrammiert. In diesem Punkt muss ich den Nuevo-Kritikern recht geben.
Nach diesen fünf Workshops bin ich ein noch größerer Fan von Nuevo geworden, hat mir früher nur die Musik gefallen, kann ich jetzt auch schon etwas besser darauf tanzen.
Um jetzt mal die Mengenlehre zu bemühen: Tango-Nuevo ist für mich eine Obermenge des klassischen Tango-Argentinos. Also in anderen Worten, abgesehen von der anderen stets offenen Tanzhaltung, kann ich bei Nuevo nahezu alle klassischen Tangofiguren tanzen und eben noch einiges mehr, was bei klassischem Tango ein absolutes NoGo ist.
Während ich fast alles im klassischen Tango ohne Arme (mit Händen auf dem Rücken) führen kann, ist das bei reinen Nuevo-Figuren unmöglich.
Da auch ich an den klassichen Tango gewöhnt bin, fiel mir das nicht immer leicht auch aktiv mit den Armen zu führen, obwohl ich ein guter Salsatänzer bin. Aber meine Salsakenntnisse waren nicht nachteilig dabei.
Nuevo ist wesentlich raumgreifender als der klassische Tango, und es gibt mehr Freiheitsgrade.
Allerdings sollte bei dieser neuen Freiheit niemand vergessen, dass Freiheit nur so weit geht, solange nicht dadurch die Freiheit der anderen Tanzpaare beschnitten wird.
In Hamburg scheinen wohl einige der Nuevos den Begriff Freiheit mit Egoismus zu verwechseln.
Trotzdem ist es falsch wegen ein paar rücksichtsloser Egoisten alle Nuevo-Tänzer(innen) als Abenteuer zu stigmatisieren, die das mit Abenteuersport verwechseln und sich bald einen anderem Abenteuer widmen, da der Nuevo eh nur eine temporäre Modeerscheinung ist.
Quatsch!
Guter Tango-Nuevo erfordert eine hohe Disziplin, um es richtig zu lernen, durfte für angebliche Abenteurer die Geduld und Ausdauer fehlen.
Gute Nuevo-Tänzer(innen) beherrschen auch den klassischen Tango-Argentino. Um nochmal auf die Mengenlehre zurück zu kommen: In diesem Fall ist der klassische Tango-Argentino eine Teilmenge von Tango-Nuevo. Daraus ergibt sich der Schluss, dass Tango-Nuevo-Tänzer(innen) mehr können!
Und daraus könnte im Prinzip noch auf etwas weiteres schließen: Klassische Tango-Puristen sind neidisch, da Nuevo-Tänzerinnen mehr können! Aber das lasse ich wohl besser, ich will mit meiner Harmoniesucht hier ja niemanden provozieren.
Für mich ist Nuevo im letzten Jahr noch immer mehr "hui" geworden.
Allerdings gibt es auch für mich NoGos:
Auf einer klassischen Milonga, zu mal diese bei uns oft überfüllt sind, würde ich schon aus Platzgründen nie Tango-Nuevo tanzen. Auch finde ich die klassische Tangomusik, Milonga oder Vals für den Nuevo-Stil nicht geeignet. Aber auch da kann man geteilter Meinung sein.
Viele leibe Grüße an alle hier in der Gruppe,
Uli (der mit einem "l")
PS:
Behauptungen für oder gegen Tango-Nuevo von irgend welchen "Tango-Gurus", auch wenn sie 10 mal aus Argentinien kommen, interessieren mich etwa im gleichen Maß, wie als würde ein Fahrrad in China umfallen. Aber ich fühle mich dabei oft an das Märchen von Hans Christian Andersen "Des Kaisers neue Kleider" erinnert.
Ich tanze Tango und Salsa aus reiner Freude am Leben und
nicht um irgend welchen pseudointellektuellen Anforderungen gerecht zu werden.