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Tanz- eine Geschichte

Tanz- eine Geschichte
Dass er mal ein so andauernder Gefährte werden würde, hätte ich mir am Anfang nicht träumen lassen. Beinahe hätte ich treuer Gefährte geschrieben, aber treu ist wohl das letzte, was man von ihm sagen kann.
Andererseits, verlassen hat er mich noch nicht.

Ich musste um ihn kämpfen, denn leicht hat er mir es nicht gemacht. Obwohl es mir gleich leicht fiel, mich ihm hinzugeben. Am Anfang sträubt er sich nämlich immer, bei allen. Man muss zu viel denken, auch zu viel tun, nur eben keinen falschen Schritt.
Und dann diese gegensätzlichen Forderungen!
Bleib stehen – geh mit, sei locker- spann deine Muskeln an, denk an alles – hör auf zu denken... wie sollte ich es ihm recht machen?

Aber ich kämpfte mich durch; und er nahm mich in seine Arme, wiegte mich in sanften Schritten oder raste mich zur Ekstase. Wohin er mich trieb, konnte ich vorher nie sagen.
Er machte mich lachen, singen, schweben, zeigte mir eine neue Seligkeit.
Dann wieder das Loslassen, der Absturz. Unvermittelt.

Immer, wenn ich dachte, jetzt hab ich dich!, drehte er sich weg, zeigte er ein neues Gesicht und meine Arbeit fing wieder von vorne an. Arbeit an mir, an meiner Haltung, an meiner Flexibilität, an meinem Verständnis seiner Logik.

Er stellte mich auf die Probe, immer wieder, gespannt auf meine Reaktionen und wie lange ich wohl Geduld mit ihm haben würde. Und ich hatte lange Geduld mit ihm, weil er spannend war; denn er bot mir immer wieder neue Herausforderungen, an denen ich lernen konnte. Und ich war begierig zu lernen!

Ich begann mit ihm zu reden, Sätze wie: dir zeig ich´s! oder: ist es so recht? und manchmal hörte ich ihn lachen oder sah ihn nicken. Dann war ich stolz.

Bis er eines Tages zu weit ging. Den Bogen überspannte und mir das Herz brach. Ich erkannte, sein Preis war zu hoch gewesen. Sollte er doch ohne mich glücklich werden!
Ich sagte: du kannst mich mal!
Erst schwieg er verblüfft, dann betroffen. Als ich meine Schuhe zusammenpackte und in den Keller trug, und meine Kleider in die hinterste Ecke meines Schrankes verbannte, die ich extra für ihn gekauft hatte, murmelte er leise: das kannst du nicht tun! Kaum eine hat mich so verstanden wie du, keine weiß so mit mir umzugehen – tu´s nicht!
Ich donnerte: du tust mir nicht gut!

Ich warf ihm noch einen trotzigen Blick zu und verließ seine Bühne. Öffnete keine der mails, die mich zurückholen sollten, nahm keines der verlockenden Angebote an. Ging in eine andere Welt, in der er nicht vorkam. Lief in meinem Rhythmus, in meiner Schrittgröße, in meine Richtung.

Hin und wieder warf ich ihm ein: pah, siehst du, es geht auch ohne dich! zu. Er schaute über die Schulter und meinte gespielt gelassen: wir werden sehen.

Wir hörten dennoch nicht auf, miteinander zu sprechen.
Einer fragte: wie geht´s dir?
Der andere antwortete: oh, ganz gut!

Ich fühlte ihn noch, irgendwo in mir war er immer da, ganz leise. Und ich spürte, dass er mich vermisste.
Durch die Hintertür schlich er sich wieder ein. Ganz anders als zuvor, diesmal akzeptierte er meine Regeln. Und ich verstand, dass ich ohne ihn nicht die sein konnte, die ich sein sollte.

Ok, du hast gewonnen, gab er kleinlaut bei. Ich brauche dich, verrate mich nicht!
Ich lachte. Verraten? nein, du bist ja ein Teil von mir, wie könnte ich dich verraten?

Heute komme ich gut mit ihm aus. Wir erwarten nicht mehr zu viel von einander. Und enttäuschen uns deswegen nicht mehr.

Der Tango sagt zu mir: siehst du, ich bin doch gar nicht so schlecht für dich!
Und ich antworte: ohne mich siehst du einfach nicht gut aus, das kann ich doch nicht zulassen!
Dann lachen wir beide. Nehmen uns in die Arme und tanzen.

©tangocleo 2011
dein text ist immer wieder schön zu lesen...

und -gerade derzeit, wo tango und ich "schmerzlich getrennt" sind - sehr tröstlich...


danke *blume*
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