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Die seltsamen Erlebnisse einer Tango-Neubiene

Die seltsamen Erlebnisse einer Tango-Neubiene
Hola alle,

aus aktuellem Anlass habe ich mal eine Frage an die erfahrenen Tangueras und Tangueros unter Euch: Wie ist das eigentlich so auf einer Milonga????

Von einem meiner Tangolehrer (in München) habe ich gelernt, dass es so sei, dass der Tanguero auf der Milonga dafür sorgen solle, dass seine Tanzpartnerin auf der Tanzfläche „gut aussieht“ – so hatte er es formuliert. Als er das damals sagte, war ich so superneu, dass ich nicht wirklich verstanden habe, warum er mir das jetzt erklärt, und hab mir darüber nicht so viele Gedanken gemacht, was das denn genau bedeuten soll. Inzwischen habe ich allerdings einige Erlebnisse gehabt, die dazu führen, dass mir dieser Kommentar immer mal wieder in den Sinn kommt, und ich mich frage, ob das denn entweder nicht alle wissen, oder ob ich hier irgendwie schief gewickelt bin *gruebel*….

Ich tanze noch nicht sooooo lange, genaugenommen erst seit drei Monaten, aber mit viel Motivation und auch intensivem Zeiteinsatz. Habe mich auch gleich von Anfang an auf unsere „Hausmilonga“ gewagt – heißt, die „meiner“ eigenen Tanzschule – auch, weil die Tanzlehrer dort das explizit empfehlen. Dort bin ich immer mit einem befreundeten Paar, wo ich sozusagen „gefahrlos“ tanzen kann, weil er weiß, was er mir zumuten kann, da wir auch viel zusammen üben. Ich wage zu behaupten, dass ich eine Tanda durchtanzen kann, ohne dass es peinlich aussieht, wenn mein Tanzpartner gut führt. Was ich allerdings überhaupt noch nicht kann und kenne, sind all die kleinen Feinheiten, die man und frau mit den Beinen machen kann – Ganchos, Voleos und co. Ich finde das gar nicht schlimm, aber manchmal passiert mir dann Seltsames:

Z.B. letztens auf unserer Hausmilonga mit einem fremden Tänzer. Tanzen läuft soweit ganz „ordentlich“, bis er irgendeine seltsame Schleuderbewegung mit mir macht. Ich: „ *oh*????“ Er: (nachdrücklich) „Lass doch das Bein mal locker!!!!“ Ich verstehe nur Bahnhof. Wir tanzen weiter, kurze Zeit später wieder dieser seltsame Schleuderschwung. *schock* Ich natürlich wieder nur verwirrt, mein Bein machte ganz offensichtlich NICHT, was er sich vorgestellt hatte. „Jetzt lass doch endlich mal das Bein locker!!!!“ (mit mehr Nachdruck). Ich bin ja ein Mensch mit viel Humor, aber jetzt fing ich langsam an, irritiert zu sein. Wir tanzen weiter. Er: „Jetzt lassssssss doch mal locker!“ (Irgendwie hat diese Schallplatte einen Sprung) Wedelt mich irgendwie hin und her. „Dein Bein gehört jetzt mir!!!!“ „*panik*????????? “ Dem konnte ich nun auf gar keinen Fall zustimmen, somit wurde aus dem Voleo, den er da offensichtlich erzeugen wollte, nun erst recht nichts mehr….

Vor einer reichlichen Woche dann auf den Tangotagen in Darmstadt. Wir waren wieder als Trio unterwegs, zur Nachmittagsmilonga. Mir war’s nicht recht geheuer, weg vom heimischen Tanzboden *angsthab*, aber ich fühlte mich ja in guter Begleitung und dachte, üblicherweise schauen die Tangueros ja bei fremden Tänzerinnen, wie gut sie sind, und was sie denen zumuten können, bevor sie sie auffordern. Also war ich erstmal ganz entspannt. Meine Freunde tanzten sich ein und ich saß nichts Böses ahnend am Rand, als eine Frau auf mich zukam, und mich fragte, ob ich tanzen will. Nachdem mein Hirn die Irritation einsortiert hatte, ging ich also mit ihr auf die Tanzfläche, und wir legten los. (Wobei ich den innigen Kontakt mit einer fremden Frauenbrust schon leicht verwirrend fand, aber sei es drum). Sie - offensichtlich ein erfahrene Tänzerin - gleich ohne Rücksicht auf Verluste mit einem technisch umfassenden Programm, von dem ich ca. mit 10 Prozent etwas anfangen konnte, besonders mit extrem vielen seeeehr seltsamen Fußeinfangübungen (ich glaube, die heißen Saccadas???). Ich war heillos überfordert, und wurde irgendwie übers Parkett bugsiert. Irgendwann fragte ich dann mal etwas ratlos: „Was soll ich machen?“ Antwort (SEHR ungehalten *gr2*): „Zuhören!!!!!!!“ Ich dachte mir, okay, ich höre Dir zu, aber Du sprichst in Rätseln *nixweiss*.
Gesagt hab ich nix, ich war total beschäftigt damit, irgendwie hinter ihr her zu stolpern. Irgendwann am Ende der Tanda, als sie noch mal etwas extrem Seltsames machte, habe ich meine Frage („was soll ich machen“) dann noch mal wiederholt. Diesmal war die Antwort: „Nichts. Schön sein!“

????????

Der nächste Tänzer (mit dem es übrigens um Klassen besser lief) meinte dann jedenfalls: „Na, die Führende eben hat ja wohl ein bisschen arg viel vorausgesetzt.... *troest*" Damit sprach er mir aus der Seele, und ich fühlte mich zumindest in meinem Gefühl vorher, dass das doch mehr als seltsam gewesen war, auch bestätigt.

Ein anderer Tanguero auf ebendieser Milonga mitten im Tanzen: „Ich zeig Dir jetzt mal eine Figur, die die Argentinier nach der Fussball-WM in Deutschland zurückgelassen haben!“ Daraufhin benutzte er irgendwie meinen rechten Fuß wie eine Art Fußball, um ihn mit Schwung wegzuschubsen (in ein imaginäres Tor zu schießen????). Das Ergebnis gefiel ihm offensichtlich nicht besonders, so dass er für den Rest der Tanda damit beschäftigt war, diese Bewegung immer wieder zu machen, wohl in der Hoffnung, dass ich es schon irgendwann kapieren würde, wenn er es nur oft genug versucht……

Es gab an diesem Nachmittag auch andere Tänzer, die in meiner Wahrnehmung WIRKLICH gut führen konnten, da hat das *walk* Spaß gemacht, und ich hatte nicht das Gefühl, hinterher geschleift zu werden.

Offensichtlich gibt es aber eine ganze Reihe von Tangueros und eben wohl auch Tangueras, die meinen, wenn sie GLAUBEN, eine Figur zu führen, dann MUSS es die Folgende auch gebacken bekommen . Und es gibt offensichtlich *roll* auch eine ganze Menge Tänzer, die meinen, ihre Führung sei ganz zauberhaft, die es dann eben wohl doch nicht ist *nene*.

Wirklich schlimm finde ich so etwas natürlich nicht, ich habe auch einen extrem ausgeprägten Humor, manche dieser Sachen fühlen sich trotzdem nicht besonders angenehm an. Und dann frage ich mich schon, ob solche Sachen denn üblich sind. Gerade, wenn man noch nie zusammen getanzt hat, empfinde ich mindestens den ersten Tanz wenn nicht die ganze erste Tanda auch wie eine Art Kommunikations-Abstimmung, wo sich beide doch erst einmal aufeinander einstellen. Tango hat ganz sicher eine Sprache, aber es gibt offensichtlich eine Menge Dialekte. Da muss ich mich erst mal „einspüren“. Und wenn dann jemand gleich so voll loslegt, hm, weiß nicht *nein*…. Oder muss ich erst noch ein Jahr üben gehen und mein Vokabular erweitern, damit ich auch ohne Einstell-Phase mehr unterschiedliche Dialekte verstehe *gruebel*?

Wie seht Ihr das als erfahrene Tänzerinnen und Tänzer? Was kann man man/frau zumuten? Ist es eine Zumutung für die „Profis“, wenn AnfängerInnen auf die Milonga gehen? Ist es eine Zumutung für eine Anfängerin, so übers Parkett geschleift zu werden (finde ich schon)?

Ich bin gespannt auf Eure Meinung und vielleicht auch Eure eigenen Stories. Vielleicht wird das ja dann hier der Thread der seltsamen Tangoerlebnisse der dritten Art... *ja*
Dreiminutengespräch
Ein schöner Tango ist wie ein intensiver Dreiminutenflirt...aber wie im richtigen Leben...manchmal kommt nur Smalltalk dabei heraus.
Das kann daran liegen, dass beide Tanzpartner wirklich zwei völlig unterschiedliche "Dialekte" sprechnen, wie Du es so schön formulierst, aber in dem Fall kann man ja auch mit einem kleinen gemeinsamen "Wortschatz" ganz vortrefflich miteinander kommunizieren. Das setzt aber auch voraus, dass sich Dein Tanzpartner auch wirklich auf ein "Gespräch" einläßt. Manchmal kassierst Du dann leider statt dessen auch einen Dreiminutenvortrag in "Fachchinesisch", der Dir eigentlich nur zeigen soll, wie glücklich Du Dich gerade schätzen kannst, dass so ein "erfahrener und technisch versierte" Held Dir seine Zeit opfert. Manch einer meint es wahrscheinlich auch nur gut mit Dir und will Dir ungefragt unbedingt was beibringen...oder die Zuschauer mit seinem Können beeindrucken...zu dumm, wenn dann die Figur trotz seiner brillianten Führung scheitert...

Also alles wie im richtigen Leben.
Mit manchen Leuten kann man sich auf Anhieb prächtig unterhalten, mit einigen kommt man erst nach und nach so richtig ins Gespräch und mit einigen findet man einfach kein gemeinsames Gesprächsthema.

Was die "seltsamen" und neuen Figuren betrifft, die funktionieren irgendwann ganz von alleine. Klar kannst Du als Anfängerin auch versuchen, Dir beliebig schwierige Figuren anzutrainieren - sinnvoll erscheint mir das aber nicht. Mit der Zeit stehst Du immer sicherer auf Deinem jeweiligen Standbein und kannst Dich immer freier um Deine Achse bewegen...dann wirst Du es auch genießen, Dein freies Bein einem erfahren Tänzer zum Spielen zu überlassen und gekonnt durch neue unbekannte Figuren geführt (und nicht gezerrt!) zu werden. Kommt es dann dabei noch zu kleinen "Missverständnissen", können daraus auch ganz reizvolle Variationen des eigentlichen Themas entstehen...soll heißen, ich tanze mit einem neuen Partner auch nicht immer "fehlerfrei", aber es sieht dann zumindest immer noch gut aus *zwinker*
*******_he Paar
190 Beiträge
*top* *wink* *bravo*
******_bw Mann
240 Beiträge
Ja nu,
das gibt's, lieber diamantener Traum, aber eben auch noch viel mehr....

Ein Teil von Tango ist ja durch non-verbale Kommunikation geprägt und dazu gehört auch zu zuhören, was der andere überhaupt hören und verstehen kann. Und wenn du merkst, der Führende schaut (oder hört) gar nicht hin, was du verstehen kannst, naja, verabschiede dich höflich nach einer Tanda oder 3-4 Stücken, spätestens. ("Ich bin Anfängerin, meine Konzentration lässt nach, danke, blabla")

Beim Tango gut aussehen - das ist schon so eine Definitionssache. Manche Frauen meinen, es geht ums powackeln oder Beine fliegen lassen - nur peinlich, bzw. man lockt die entsprechend konditionierten Männchen an. Gut aussehen lassen im Tango, das ist eine Aufforderung an die Tänzer, nicht an die Tänzerinnen. Und wenn eine Frau nicht gut aussieht, dann muss ihr Tänzer eben noch was verstehen.

Ja, es gibt Tangodialekte in den Schulen und Regionen dieses Landes.
Ich ahne, wer deine Tangolehrer sind und erinnere mich, dass sie auch auf die Umarmung großen Wert legen. Wie wär's damit für den Anfang?

Die Profis sind nicht das Problem, die tanzen gerne mit Anfängerinnen, wenn auch nicht stundenlang. Das Problem sind die Dilettanten, die seit 10 Jahren tanzen, bei allen Pablos, Alejandros und Gustavos schon Workshops gemacht haben, zweimal im Jahr in Buenos Aires sind,.... und daraus ihre Ansprüche an unbekannte Tänzerinnen ableiten. Frag mal die Bardame deiner Hausmilonga, wie man Tanzaufforderungen höflich ablehnt, die kann das glaub ich ganz gut.

Mit deiner Gelassenheit und deinem Humor kann ich dir nur empfehlen, geh auf Milongas, auch auf verschiedene, merke dir die Tänzer, mit denen es gut läuft, hüte dich vor dem Terminator. Beim Tango gibt es halt schräge Vögel, wie anderswo auch, aber eben noch viel mehr.
LG
vom
B
Diamonddream
Ich bin zwar auch noch relativ neu auf dem Gebiet, aber wie man mit anderen Tänzerinnen klar kommt, ist halt recht unterschiedlich. Das hängt doch aber vom Menschlichem ab ;-).

Früher habe ich mal ein paar Jahre Salsa getanzt, und auch mit viel Tanzerfahrung hat es dort mit manchen "Anfängerinnen" sofort super geklappt und mit anderen langjährigen Tänzerinnen gar nicht und umgekehrt.

Da freut man sich dann eben, wenn die Chemie eben passt ;-).
@ diamonddream
Ich musste mal wieder grinsen, als ich dienen Beitrag las - seit Jahren rede und streite ich über diese Fragen! *g*

In ihm zeigen sich all die unterschiedlichen Ansätze, mit denen Tango getanzt und gelehrt wird.
1. Der Unterschied zwischen Gruppenkurs und Privatunterricht:
Du tanzt beim Gruppenunterricht nur mit Anfängern, die nicht "weiter" sind als du - dadurch wirst du nie mit etwas "Fremden" konfrontiert und lernst nicht, darauf zu reagieren. Und die Fortschritte sind natürlich kleiner als beim Einzelunterricht.

2. Die unterschiedlichen Führungs/Folgen-Philosophien:
Manche sagen, die Verzierung wird von der Frau gemacht und der Tänzer wartet, bis sie damit fertig ist. Solche Verzierungen werden oft in "Frauenkursen" an der Stange ohne Führenden eintrainiert.

Die andere Philosophie besagt, dass Verzierungen eine Folge der Drehungs/ oder Stop-Energie ist, die im lockeren, freien Bein der Folgenden eine Bewegung hervorruft.
Damit sind diese Verzierungen geführt und der Führende hat sie vom Impuls bis zum Ausschwingen "im Griff".

3. Dass die Frau "gut aussieht", liegt daran, dass diese Energien fließen können, beide Tänzer aufeinander konzentriert und zugleich entspannt sind. Vor allem sollte das Miteinander, das Verstehen und der Genuss am Tanz im Vordergrund stehen und nicht die Außenwirkung. Die ist dann quasi nur der Nebeneffekt.

soweit mal im Groben, Details gerne per CM *g*
Schön
Gut aussehen lassen im Tango, das ist eine Aufforderung an die Tänzer, nicht an die Tänzerinnen. Und wenn eine Frau nicht gut aussieht, dann muss ihr Tänzer eben noch was verstehen.

Es ist nicht nur eine Aufforderung, sondern für viele tangueros bzw. Führende auch eine Herausforderung, der sie manchmal gerecht werden oder aber auch nicht. Übrigens richtet sich die Aufforderung auch an die Tänzerinnen, die führen.

Ein "Tanz der Herzen" wird es nur, wenn die Herzen für den Moment gemeinsam schlagen und eine Verführung auf dem Parkett wird niemals gelingen, wenn sie mit Forderungen verbunden ist.
***ou Mann
107 Beiträge
Eigentlich alles richtig gemacht...
aber trotzdem kann es schief gehen.

Erstmal willkommen in der wirren Welt des Tangos und der Milongas. Das ist eine große Bunte Welt mit vielen komischen Vögeln. Nimm Dir Zeit und schau Dich um. Dann wirst auch Du die unterschiedlichsten Tanguerotypen irgendwann klassifiziert haben und wissen mit wem Du lieber nicht so gerne tanzen magst. Terminatoren, Grabscher, Presser, Schubser, Techniker, Lehrer, etc... Es gibt nichts was es nicht gibt.

Drei Monate sind ein Augenaufschlag im Tango Lernprozess. Gerade das macht Tango dauerhaft so spannend. Nimm Dir Zeit und geh weiter auf Milongas und tanze, tanze tanze. Gib Dir die Zeit und ja es wird sie immer wieder geben, die frustrierenden Tänze, die Missverständnisse. Die Frustration, aber eben auch die Glücksmomente, die dafür sorgen, dass man immer wieder losgeht.

Wer weiß, schon nächstes Jahr auf dem Festival könnte es heißen: Wow, Du hast Dich ja unglaublich verbessert. Wichtig ist dabei zu blieben und durchzuhalten. Irgendwann kennst Du dann nicht nur die Namen der Figuren sondern auch deren Sinn und Idee.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Tänzer böse mit Dir meint, wenn er Dir Hinweise gibt. Ich persönlich mach so was nie auf einer Milonga, weil es da nicht hingehört. Wenn mir wirklich was extremes auffällt, dann frage ich nach ob ich der Tänzerin einen kleinen Tipp geben darf. Meist wird das sehr dankbar angenommen. Der Spaß und die Freude stehen ja im Vordergrund.

In diesem Sinne dran bleiben! Viel Erfolg und toi toi toi wünscht
tilou
*********o1745 Mann
61 Beiträge
Meine unmaßgebliche Meinung wäre, daß Du einige "per definitionem" schlechte Tänzer erwischt hast:

Es ist Aufgabe des Tango-Mannes herauszufinden, was die Frau kann, und was sie gern hat.

Auch ein Mann mit nicht allzuviel Erfahrung sollte merken, daß er eine Anfängerin im Arm hält. Dann sollte er sich vorsichtig rantasten und erspüren, was sie kann und was ihr Freude macht - manche Frauen haben auch Freude an der Herausforderung.

Ein Mann, der seine Partnerin über längere Zeit heillos überfordert, ist IMHO einfach ein schlechter Tänzer - und ich sähe bei den Frauen die Aufgabe, das diesen Kollegen mitzuteilen - und zwar in der gehörigen Deutlichkeit, weil diese oft kein so offenes Ohr für Kritik haben.
*******_hh Mann
33 Beiträge
Pech gehabt
leider gibt es viele Führende, die meinen sie müssten beim Tanzen zeigen was sie alles an Figuren können. In bester ADTV-Tanzschulmanier, wenn ich Figur xy tanze wissen alle, dass ich Gold-Niveau habe.

Das sind meistens die Tänzer, die tanzen weil Musik spielt und nicht mit der Musik. Die meinen, dass sie mit ein paar Jahren Tangoerfahrung perfekt tanzen und daher auch eine Anfängerin in bzw. durch jede ihnen bekannte Figur führen können.

Ich kann mehr Figuren führen, als ich mit einer unbekannten Frau auf einer Milonga tanzen würde.

Was Du erlebt hast nenne ich den Bodensatz der Tangotänzer. Tänzer, die seit Jahren tanzen, sich nicht weiterentwickeln können/wollen und daher nur mit Anfängerinnen tanzen können, da jede fortgeschrittenere Frau ihnen einen Korb geben wird.

P.S. Ich tanze auch mit unbekannten Frauen, gerade zum Anfang einer Milonga, sollte die Frau sich als Anfängerin heraus stellen, so tanzen wir die Tanda mit einfachen Schritten auf die Musik.
***rt Mann
941 Beiträge
Es ist leider immer wieder ein Trauerspiel...
.... mit anschauen zu müssen, was manche -um nicht zu sagen viiiiieeele- Führenden den Geführten zumuten, OHNE sie zu kennen! (Um es mal Geschlechtsneutral zu formulieren)

EIGENTLICH hat Dein Tangolehrer mir aus der Seele gesprochen!

Ein Tänzer führt genau dann gut, wenn er es schafft, seine Partnerin weder zu über- noch zu unterfordern! (Erste Tanguero-Pflicht: Langweile Deine Partnerin nicht!) *zwinker*

Und die allerbesten Männer setzen ihre Partnerin PERFEKT in Szene und lassen nach innen fühlen und nach außen aussehen, wie eine Prinzessin! Mindestens.
Dabei schirmt er sie bestmöglich gegen Tanz-Rambos mit seinem Körper ab und versucht ihr von Beginn an zu vermitteln, dass sie in guten Händen ist und sicher gehalten und beschützt wird! 3 Minuten für die Ewigkeit...

Das impliziert für mich mehrere Dinge zugleich:

1. - ich tanze eigentlich nicht mit Frauen, deren "Künste" ich noch nicht gesehen habe und wenn doch (z. B. weil sie mich darum bittet), dann

2. - versuche ich sie erst einmal vorsichtig kennenzulernen!

3. - ich tanze schlicht und einfach. Gehe. Halte inne, wenn die Musik oder der Raum es erfordern

4. - bleibe selbst sehr entspannt (Anspannung und Hektik übertragen sich ebenso schnell, wie Ruhe, Respekt und Rücksicht!)

5. - führe ausschließlich (!) was ich absolut sicher und entspannt führen kann und

6. - nur, was dem Kenntnisstand der Partnerin entspricht

7. - Klappt etwas nicht, wird es NICHT wiederholt!

8. - ich verwechsele eine Milonga nicht mit einer Práctica und schon gar nicht mit Unterricht, zumal wenn ich nicht wirklich Tangolehrer bin! (Und vernünftige Tangolehrer würden in einer Milonga sowieso nicht unterrichten!

Ich möchte mal daran erinnern, was Argentinier immer sagen:

Der Tango ist ein Mikrokosmos der Liebe und des Lebens! Es gibt im Leben nichts, was dem Tango fremd wäre...
Beim Tango ist man, wie man auch sonst ist. Die selbe Person, der selbe Charakter.

Und was macht denn ein Mann eigentlich sonst so, wenn er eine Frau irgendwo kennenlernt, sich beginnt für sie zu interessieren und dabei (im besten Fall) auf gegenseitiges Interesse stößt?

Fällt er dann gleich über sie her? Knutscht sie ab, befummelt sie usw.? *schock*
Erzählt er pausenlos was er alles hat, kann und wie wichtig und toll er ist? *headcrash*

Wohl kaum, oder?!

Warum, um Himmels Willen, machen Männer das dann in einer ganz ähnlichen (wenn nicht viel delikateren, weil sofort körperlichen) Situation beim ersten Tanz mit einer wildfremden Frau?!?

Ich weiß es wirklich nicht. Ich verstehe es nicht. Ich will es aber nicht mehr sehen!!! *gr3* *freundchen*

Diese ganzen "tollen Hechte", die -bar jeder Selbstkritik- sich anmaßen eine fremde Frau (die sich evt. mit bebendem Herzen zur Milonga begeben hat, in der vagen Hoffnung auf einen schönen Abend, in den Armen ritterlicher und gut riechender (!) Männer verbringen zu können) schlecht zu führen und wenn es dann nicht klappt, sie auf offener Tanzfläche zu maßregeln, ihr frech zu sagen, dass sie ja "wohl noch nicht sooo schrecklich gut tanze"!? Wie bitte?!?
Frauen, die sich i. d. R. sehr schick gemacht haben, sich vielleicht stundenlang manikürt und die Nägel lackiert haben, diesen Frauen treten nun oftmals schlecht angezogene und noch schlechter erzogene Kerle gegenüber, welche sich für die Offenbarung des Abends halten und sich benehmen, wie (perdón) Arschlöcher!

Es ist traurig! Aber es gibt auch die anderen Männer:
Männer, denen Körperpflege nicht lästige Notwendigkeit, sondern wichtig ist, die geschmackvoll und angemessen gekleidet sind und zurückhaltend und freundlich agieren.

DAS sind die wahren Männer des Abends! Diese sind auch dann beliebte Tänzer, wenn sie noch nicht so erfahren und gut ausgebildet sind, denn egal was sie tanzen, sie tun es mit dem Wissen, eine Frau im Arm zu halten, die sich jetzt ganz auf ihn verläßt!
Sie tanzen vorsichtig, mit Respekt und Achtung allen anderen gegenüber und mit besonderer Aufmerksamkeit und vielleicht sogar mit Verehrung der Partnerin, weil sie JEDE Frau in Ihren Armen dafür verehren, dass sie ihnen vertrauen.
Und: na klar! Wenn diese Männer dann auch noch richtig gute Tänzer sind.... *liebguck* *spitze* dann werden alle aufmerksamen Frauen das sehr wohl registriert haben und dieser Tänzer wird sehr bald einen Ruf haben, der ihn beliebt macht und Chancen eröffnet...
*meinheld*
Also, zuerst mal:

*danke* *danke* *danke*

für die schönen Beiträge hier! Ich bin ganz gerührt und überwältigt, weil ich ein klitzekleines bisschen befürchtet hatte, dass ich Entrüstung auslöse, weil ich als Neulingin noch gar nichts oder nur sehr wenig vom Tango verstehe.

Ich möchte gern auf die einzelen Sachen detaillierter eingehen, das schaffe ich allerdings heute nicht. Ich hatte einen ziemlich intensiven Arbeitstag und gehe jetzt gleich..... ja, wohin wohl? Auf die Mittwochs-Milonga *freu*.

Ich wollte allerdings nicht ganz ohne Kommentar verschwinden, deshalb wenigstens dieses kurze Statement.

Jedenfalls gehe ich hochmotiviert durch Eure Beiträge *ja*, und es ist eh "Hausmilonga" ohne akute Bedrohung *walk* *omm*

*wink*

*undwech*
Abgerechnet ...
...

ohne akute Bedrohung


... wird zum Schluss. *neck*
Ich halt Euch auf dem Laufenden *ja*

*huhu*
*******dei Frau
719 Beiträge
Weiterhin
viel Spaß, liebe Diamantin-Tangoschwester, in dieser Welt der tollen und nicht ganz so dollen SuperdupertangoheldInnen.

Mir macht es immer noch Freude, auch nach einem Dutzend Jahren.

Tango ist das, was Du/Ihr daraus macht, ein Erlebnis von Einheit und Fluss, neutrale Mäßigkeit oder Rüpelei, je nachdem, wer da wann wozu zusammenkommt.

Also, guck sie Dir vorher an, die Herren und auf der Fläche nimm DEINEN Abstand, lass Dir die Nähe nicht aufzwingen und sage Deinem Partner ruhig, wenn Du keine Belehrungen möchtest oder keine Lieder ins Ohr geflötet.

Wenn Du klar bist, wer Du bist, wo Du stehst, sollte Dir zunehmend Genuss auf dem Parkett begegnen.

Viele schöne Tangos

LG

Befiehl
Jetzt aber!
Hola, liebe Tangueras und Tangueros,

jetzt ist es allerhöchste Zeit, dass ich mich hier mal wieder melde, nachdem so viele wirklich tolle Antworten hier von Euch gepostet wurden.

Abgesehen davon, dass ich mich auch ohne diesen Thread durch die oben beschriebenen Seltsamkeiten keinesfalls hätte vom Tango abbringen lassen – *walk* dazu macht das Ganze einfach inklusive der kleinen Merkwürdigkeiten viel zu viel Spaß *walk*– fühle ich mich durch Eure Postings in meiner Wahrnehmung bestärkt, dass manche Sachen, die mir auf der Tanzfläche begegnen, eben doch nicht ganz koscher sind *huch*.

Gottseidank verfüge ich über einen sehr ausgeprägten Humor und breche dann in so einer Situation doch wesentlich wahrscheinlicher in schallendes Gelächter *haumichwech* als in Tränen *heul* aus. Trotzdem war ich natürlich schon manches Mal verunsichert, was frau alles können sollte, wahrnehmen oder erkennen müsste. Da haben mir Eure Postings doch eine ganze Menge an Bestätigung vermittelt, so dass ich sicher in zukünftigen Seltsam-Situationen statt mich unter Riesenstress zu setzen, viel entspannter bleiben kann...
*omm*

Ich könnte glatt alles einzeln kommentieren, weil ich mich über jeden einzelnen Kommentar sehr gefreut habe. Da das dieses Posting unendlich verlängern würde, beschränke ich mich mal auf die Themen, wo ich inhaltlich noch etwas dazu sagen oder fragen möchte:


@******leo

Der Unterschied zwischen Gruppenkurs und Privatunterricht:
Du tanzt beim Gruppenunterricht nur mit Anfängern, die nicht "weiter" sind als du - dadurch wirst du nie mit etwas "Fremden" konfrontiert und lernst nicht, darauf zu reagieren. Und die Fortschritte sind natürlich kleiner als beim Einzelunterricht.

Ich hatte das Glück (was ich am Anfang für Pech hielt), mich ohne festen Tanzpartner zum Kurs angemeldet zu haben, so dass ich einen Gasttänzer bekam, der schon auf mittlerem Niveau unterwegs war. Das war schon mal nicht schlecht. Dann konnte der leider (?) – nein, inzwischen denke ich das nicht mehr - nicht mehr weitermachen, und ich stand wieder ohne Tanzpartner da. Zuerst war ich traurig, aber als Fügung des Himmels *geschenk* hab ich ganz liebe Freunde kennengelernt, die mir so ca. 1,5 Jahre voraus sind, und die es für gewinnbringend halten, mit einer ziemlichen Anfängerin z.B. klar und deutlich führen zu üben. Dadurch komme ich schneller vorwärts, und weil die Chemie total stimmt, macht es jede Menge Spaß.

Und weil es keinen festen Tanzpartner gibt, werde ich andauernd mit etwas „Fremden“ konfrontiert, was ich mittlerweile für einen echten Vorteil halte. Allerdings hat mir unser Tanzlehrer, den ich letztens auf Privatunterricht ansprach, davon abgeraten. Begründung war, wenn ich (nur) Privatunterricht hätte, würde der Lehrer zuviel von meinen Fehlern ausgleichen und ich würde nicht gut genug lernen, für mich selbst zu stehen. Das versteh ich nicht wirklich und finde es auch etwas seltsam *gruebel*. Nachdem Du Privatunterricht in Deinem Posting explizit erwähnst, interessiert mich, was Du davon hältst.


@***ou

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Tänzer böse mit Dir meint, wenn er Dir Hinweise gibt.

Eine Freundin von mir, die immer etwas lockere Sprüche pflegt, sagt in solchem Falle gern: "Was ist das Gegenteil von gut?" *nein*, nicht "schlecht*. Das Gegenteil von gut ist: "gut gemeint"

Gegen gut kommunizierte Hinweise hab ich nie etwas, im Gegenteil, ich freue mich immer, wenn ich etwas verbessern kann. Es ist aber eben mehr die Frage, wie etwas gesagt wird, und nicht, was gesagt wird. Wenn einer knurrt: „Was tanzt Du denn da, das habe ich doch gar nicht geführt? *gr2* Nun hör doch mal auf die Musik!!!!!“ ist das etwas ganz anderes, als wenn jemand freundlich fragt „Ist es okay, wenn ich etwas dazu sage?“


@*******ngo

Ein Mann, der seine Partnerin über längere Zeit heillos überfordert, ist IMHO einfach ein schlechter Tänzer - und ich sähe bei den Frauen die Aufgabe, das diesen Kollegen mitzuteilen - und zwar in der gehörigen Deutlichkeit, weil diese oft kein so offenes Ohr für Kritik haben.

Theoretisch ein wunderbarer Vorschlag und leicht gesagt, aber mir fehlt da noch die Idee, wie das von mir als Anfängerin elegant zu bewerkstelligen sei, so dass der andere die Message klar bekommt, und dabei nicht sein Gesicht verliert *nixweiss*. Vorschläge sind willkommen *ja*


@***rt

Das was Du schreibst, bringt auf wunderbare Weise zum Ausdruck, wie ich mir den „Geist“ des Tango tatsächlich vorstelle. Am liebsten würde ich den Text ausdrucken, mehrere Kopien davon in meine Handtasche stecken und bei der nächsten dieser wundersamen Gelegenheiten einem solchen netten Tänzer am Ende der Tanda mit freundlichen Wünschen ein Exemplar in die Hand drücken.


Der Tango ist ein Mikrokosmos der Liebe und des Lebens! Es gibt im Leben nichts, was dem Tango fremd wäre...
Beim Tango ist man, wie man auch sonst ist. Dieselbe Person, derselbe Charakter.


Eben. Und Kommunikation ist offensichtlich beim Tango wie im richtigen Leben ganz oft Glückssache. Ich befasse mich seit langen Jahren beruflich mit Kommunikation, und vor allem damit, was alles dabei schief gehen kann. Genaugenommen wundert es mich oft, wie viel bei dem, was alles schief gehen kann, dann trotzdem immer noch klappt *g* Insofern treibe ich beim Tango dann auch meine Studien über gelungene und eben missglückte Kommunikation – ein wirklich spannendes und weites Feld…..

Also, summa summarum, wahrscheinlich als Thema eine unendliche Geschichte. Ich *freu* mich auf jeden Fall, dass Tango in mein Leben hineingeriet, betrachte amüsiert das Fortscheiten dieser "Virusinfektion" und bin gespannt auf weitere seltsame und angenehme Erlebnisse …..
@ http://www.joyclub.de/my/317421.diamonddream.html

es ist herzerfrischend zu lesen, wie humorvoll du alles angehst...
und hier thematisierst, was wohl jede tanguera schon erleben "musste" und ihren weg finden, damit umzugehen...



*walk*
******_bw Mann
240 Beiträge
Gehen und Stehen
wenn ich (nur) Privatunterricht hätte, würde der Lehrer zuviel von meinen Fehlern ausgleichen und ich würde nicht gut genug lernen, für mich selbst zu stehen. ...
Das ist gut gemeinter Unterricht. *snief*
Ein guter Lehrer weiß, welchen Schritt du als nächstes tun musst und wie er dich dahin führt. Unterrichten ist eine Art zu "Führen". Ein guter Lehrer gleicht nicht deine Fehler aus sondern bringt dich dazu, dich selbst wahr zu nehmen, dich kennen zu lernen und deine Haltung und Bewegung zu entwickeln.

Gegen gut kommunizierte Hinweise hab ich nie etwas,...
Kommunikation im Tango ist non-verbal.
Kommunikation im Tango geschieht durch Bewegung, Berührung und all ihre Parameter.
Kommunikation im Tango ist voller Worte, Sätze, Sprache bei geschlossenem Mund.
usw...

Am liebsten würde ich den Text ausdrucken, mehrere Kopien davon in meine Handtasche stecken und bei der nächsten dieser wundersamen Gelegenheiten einem solchen netten Tänzer am Ende der Tanda mit freundlichen Wünschen ein Exemplar in die Hand drücken.
Alternative:
Suche einen Weg, diesen in der Männertoilette auszuhängen. *g*
Am liebsten würde ich den Text ausdrucken, mehrere Kopien davon in meine Handtasche stecken und bei der nächsten dieser wundersamen Gelegenheiten einem solchen netten Tänzer am Ende der Tanda mit freundlichen Wünschen ein Exemplar in die Hand drücken.
Alternative:
Suche einen Weg, diesen in der Männertoilette auszuhängen. *g*


tolle idee! *spitze* *smile*
Suche einen Weg, diesen in der Männertoilette auszuhängen.

Gigantischer Tip *haumichwech*

Ich seh mich schon bei der nächsten Gelegenheit bei Nacht und Nebel mit Hut im Trenchcoat mit hochgeschlagenem Kragen mit der Taschenlampe durch das alte Industriegebäude schleichen...
(Das Ganze höre ich gerade innerlich mit dieser Musik:
Nur die ersten 30 Sekunden. Sorry, kein klassischer Tango, aber ich finde, das passt total gut *liebguck*)

Mit Nagel zwischen die Lippen geklemmt und Hämmerchen die (quietschende) Herrentoilettentür öffnen, schnell hineinschlüpfen und im Schein der Taschenlampe den Nagel in die Wand schlagen, und den stilvoll eingerahmten Text an die Wand hängen.

Und dann nix wie weg *hexe*

Eine wunderbare Idee *freu*
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