Rezension "Tango libre"
Der Plot:
Ein Gefängniswärter, Typ Looser, lernt bei einem merkwürdig anmutenden Tangokurs eine Frau kennen. Sehr oberflächlich. Fast ohne verbale Kommunikation.
Am Tag darauf stellt er fest, dass diese Frau einen Häftling besucht. Eigentlich verbieten ihm de Vorschriften nun noch mit der Frau zu tanzen.
Kurz darauf verkompliziert sich die private Beziehungsstruktur dieser Frau noch, vor den Augen des erstaunten Wärters (und des Publikums)...
Der einsitzende Ehemann der Frau bemerkt, dass der Schließer seine Frau anstarrt und sie erzählt ihm, dass sie ihn vom Tangokurs kennt, was ihn zuerst ausrasten läßt. Er fragt sie, warum sie den Tango nie gelassen hat, obwohl er "Tango haßt"?! Darauf sie:
"Warum hast Du nie mit Tango angefangen? Warum?"
Nach kurzer Zeit sucht er im Knast eine Gruppe Argentinier auf und fragt, ob der Capo der Gruppe (Chicho Frumboli) ihn Tango lehren kann...
Zunächst abweisend, zeigt er Tage später mit einem anderen Argentinier eine sehr maskuline Macho-Tango Szene, eher eine Art Zweikampf.
Nach und nach finden sich immer mehr Knackis, die Tango lernen wollen, was zu humorvollen Szenen führt...
Währenddessen kommen sich in tristen und bedrückenden Alltags-Szenen, der Wärtr und die Frau näher, der geliebte, aber emotional etwas verwahrloste Sohn von ihr macht einige Kapriolen mit der gefundenen Pistole des einsitzenden "Vaters"...
Mehr möchte ich nicht verraten, um den Film nicht vorwegzunehmen...
Mein persönliches Fazit:
Wer (wie ich) hauptsächlich wegen des Tangos und erhoffter Tanzszenen mit Chicho ins Kino geht, wird sicher enttäuscht werden!
Der Tango hält zwar auf der Metha-Ebene den Film zusammen, aber wirkliche Tanzszenen gibt es
nicht eine (!)
Chicho ist perfekt gecastet, was niemanden der ihn kennt erstaunen kann und so hat man weder das Gefühl, dass er ein Kostüm trägt (denn privat kleidet er sich ähnlich) noch braucht er eine Maskenbildnerin. Er ist einfach er...
Der Film jenseits des Tangos ist eine typisch französische Produktion (obwohl eigentlich aus Belgien) und eine teilweise etwas surreale Erzählung bedrückender Lebensverhältnisse, ohne irgendeine Perspektive. Der einsame Goldfisch, in einem todlangweiligen Aquarium, in der finsteren Wohnung des Wärters, ist eine prima Metapher dafür.
Für die Protagonistin ist der Tango in der Tat die einzige Abwechslung des Alltags, neben den wöchentlichen Besuchen im Knast.
Das Ende ist dann doch überraschend und endgültig surreal.
Das beste sind vermutlich die unfassbaren Tapeten (und deren Kombinationen!), mit denen die Wohnungen geschmackssicher verunstaltet sind. Ich stelle mir immer noch vor, wieviel Geld ich wohl für Psychotherapie aufwenden müßte, wenn meine Wohnung so tapeziert wäre...
Empfehlung?
Mag ich nicht geben. Kann man gucken. Muß man aber nicht.
Meine Partnerin sagte beim Hinausgehen: "Da geht es uns ja Gold, was!?" und grinste sich einen. Vielleicht ist dies das perfekte Fazit.