Besser,schlechter-egal! Gemeinsam!
Natürlich haben shiba und ich uns persönlich über das Thema ausgetauscht und es hier in einer öffentlichen Diskussion wieder zu finden hat mich anfangs, -na sagen wir mal: irritiert.
Der damit initiierte Meinungsaustausch legitimiert aber die Ausgangsthematik. Auch für mich sind eure Beiträge/Antworten spannend und lehrreich.
Als quasi Betroffene lasst mich einfach Folgendes sagen:
1. So schlecht ist er gar nicht;-)
2. So gut bin ich gar nicht;-)
Auch wenn es jetzt persönlich wird, hilft es vielleicht der einen oder anderen Tanguera in einer ähnlichen Situation (die ja gar nicht so selten zu sein scheint, wie die Kommentare vermuten lassen) Was also hilft der Tanguera Geduld zu haben?
a) Sich an den Anfang und schöne Tanzsituationen erinnern…
Geduld fällt mir leicht, weil er es war, der mir meine ersten Komplimente für einen gelungenen Ocho ins Ohr geflüstert hat. Ohne dessen Ermunterung ich mich nie getraut hätte, im Kurs mühsam Erlerntes im öffentlichen Raum zu präsentieren. Der mir von Milongas vorschwärmte, bis ich einwilligte mitzugehen. Jeder erdenkliche Platz in der Wohnung wurde benutzt, um Drehungen zu wiederholen. Die Tanzbarkeit von Teppichboden wurden probiert bis die Fußsohlen brannten.Tango im Pyjama oder nackt- so viele schöne Bilder in meinem Kopf. Keines dieser Bilder wirst Du in einem gestylten Tangokalender finden, die Körper sind nicht perfekt, der Fuß nicht ganz gestreckt, die Haltung nicht stolz und unnahbar.
Dafür könnte man ein Wahnsinnsglück meinen Augen erkennen und Spaß am gemeinsamen Tanz.
b) Nur wo Licht ist, ist auch Schatten (Normalität erkennen)
Ja, es gibt sie, die unspaßigen Tänze mit Dir. Zwei kaputte Zehen, unterschiedliches Taktgefühl, unausgesprochene Schuldzuweisungen, unpassende Musik, unklare Lehreranweisungen, unbeabsichtigte Rempler auf der Tanzfläche, gebückte Haltung, bewundernde Blicke für andere Tänzer, Frau zu schnell, Mann zu langsam. Leider ist man beim eigenen Partner immer eine Spur kritischer. Aber- das sind Kurzzeitverstimmungen und auch beim Fremdtanzen mit erfahrenen Tänzern schleicht sich mal Disharmonie, eine falsche Übersetzung, Drehung etc. ein.
c) Humor und Kreativität
Lass uns gemeinsam über missglückte Figuren lachen oder ganz Neue erfinden. Wenn wir an einer Figur verzweifeln, tanzen wir sie eben auf einer Milonga nicht oder schlagen sie als Wiederholung in einer Stunde vor. Wenn wir an Stil und Gefühl oder am Spaß miteinander arbeiten wollen, können wir eine Einzelstunde buchen. Das was wir können, lass uns mit Hingabe tanzen. Lass uns „unsere“ Figuren erfinden und ausprobieren, bis wir beide damit glücklich sind.
d) Deine Einzigartigkeit schätzen
Die Vertrautheit, die ich mit dir empfinde ist etwas, dass nur Du mir schenkst. Vielen deiner vertrauten Fehlern begegne ich doch auch im Leben mit innerem Augenzwinkern.
e) An die eigenen Fehler erinnern und die Dankbarkeit für’s Ignorieren
Ja, der Mann hat die schwierigere Rolle beim Tango, das sehe ich auch so, deshalb sind Leistungsunterschiede gerade in den ersten Jahren gar nicht so selten. Und dann unterstützt die allgemeine Lehrmeinung: Wenn was nicht gelingt, hat der Mann schlecht geführt, den Stressfaktor beim tanzwütigen Mann. Zur Beruhigung:
Perfektion ist kein Synonym für Leidenschaft. Ja, Liebster, schau mir zu, wenn ich mit erfahrenen fremden Tänzern auf dem Parkett drehe. Aber schau genau hin und nicht eifersüchtig…Du wirst meinen Ehrgeiz erkennen (der mir selbst oft das Leben schwer macht), kleine Achsenunsicherheiten, mal den falschen Fuß sehen, vergessene Streckungen, Kopfschmeißer (;-) und vor allem: meinen Wunsch perfekt zu sein oder die Furcht, Schultersignale zu übersehen oder falsch zu deuten, manchmal 100%ige anstrengende Konzentration, Verwunderung über manche Bewegungen.
Und wenn du dann eine gewisse Verspanntheit erkennst, die ich bei dir zum Glück nie habe, hast Du nicht selten richtig erkannt. Denn auch ich kenne diese Angst, nicht gut genug zu sein. Verfolgt von einem lauten, kleinen bösen Tanzmann im Ohr der sagt:
Wenn du dich dämlich anstellst, tanzt der nie wieder mit dir!
Der wünscht sich gerade, er hätte dich nicht aufgefordert!
Keiner wird mehr mit dir tanzen, wenn du hier so langweilig rumtanzt!
Mit jeder anderen klappt diese einfache Figur, nur mit mir nicht!
Bei dir schweigt der Tanzmann im Ohr und so genieße ich den Tanz mir Dir in der Gewissheit, was immer auch passiert, er wird es mir verzeihen, wie ich ihm verzeihe und er wird immer wieder mit mir tanzen (wie ich mit ihm)
Freu Dich doch einfach mit mir, wenn’s toll geklappt hat, ich Spaß und ein wenig Selbstbestätigung gefunden habe. Freu Dich noch viel mehr, weil diese tolle Tänzerin Deine Tanzpartnerin ist, dich liebt und du sogar einen Anteil an Ihrem Können hast.