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Tango Argentino & Nuevo
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Stirbt Tango in Deutschland allmählich aus?

Stirbt Tango in Deutschland allmählich aus?
Abgesehen von einigen Tangometropolen wie Berlin, der man auch eine gewisse Stagnation nachsagt, habe ich manchmal das Gefühl, dass der Tango allmählich seinen Rückzug antritt. Immer mehr Milongas in den Mittelzentren finden nicht mehr statt oder sind eh schlecht besucht. Ein scheinbar großes Angebot (Ruhrgebiet) relativiert sich, wenn man sieht, dass in dem Ballungsraum etwa 30 Millionen Menschen leben, da sind 3 bis fünf Milongas täglich von Dortmund bis Köln nicht so viel. In den meisten Städten ist die Tangoszene, wenn denn eine existiert, übersichtlich, wie in Aachen, Bremen, Herford, Bielefeld, Leipzig, Göttingen etc. und wenn man über diverse Tangoportale geht, stellt man fest, dass viele Internetseiten nicht mehr existieren und dort nur noch sporadisch gelistet sind.

Wie empfindet Ihr das? Ist die Tangoszene auf dem absteigenden Ast, wächst sie oder stagniert sie? Welche Ursachen gibt es aus Eurer Sicht für die eine oder andere Einschätzung und wie kann man vielleicht negativen Entwicklungen ggf. entgegen wirken?
Sehe
ich derzeit nicht. Städte, wie etwa Göttingen sind nicht repräsentativ. In den Semesterferien sind dort die Hälfte der Bewohner auf Tour, weil dort viele Studenten leben. Letztere wollen natürlich viele Dinge kennenlernen, wie etwa Salsa & Co.
In Göttingen
sind eher wenige Studenten, also Leute zwischen 19 und 24 in der Tangoszene involviert. Da spielen die Semesterferien eine ziemlich untergeordnete Rolle ;-).
Dafür
gibt es aber die Szene in Kassel.
Die ist jetzt auch
nicht viel jünger ;-). Aber Göttingen scheint rückläufig zu sein, und da war schon mal wesentlich mehr.
Ich
habe gerade einmal geschaut. 2000 war dort weniger los. Haus der Kulturen (in der Regel von Leuten aus Kassel gemacht), Musa mit Uli und Birgit (startet ja wieder) und Sonntags in der alten Mensa Kaffeetango. Insoweit scheint mir, dass Veranstaltungen dazu gekommen sind.
*********_bln Mann
94 Beiträge
Normal...
Na es ist doch ganz normal in einer Entwicklung...
Es gibt einen Hype, alles steigt und irgendwann ist ein Höhepunkt erreicht und es singt wieder. Je nachdem wie sich das Gesellschaftlich entwickelt stabilisiert es sich in einer gewissen Position...

Problem bei Tango Argentino in Deutschland ist, dass es noch nicht DEN Sprung in die Gesellschaft geschafft hat.
Man sieht es aber in Berlin, dass die Gesellschaft immer mehr teilnimmt bzw. mitgezogen wird. Immer mehr große und öffentliche Veranstaltungen.
Wenn es der Tango auf die Straße schafft und Akzeptanz findet, ist es geschafft und kann ein kultureller Teil von vielen werden.

Berlin hats dank MultiKulti sehr einfach...andere Ballungsgebiete müssen mehr für tun!
Da bin ich froh, daß ich in B wohne.
Hier heisst es nicht OB man geht, sondern WO !

Also sucht man sich in der großen stadt eben den Tanzboden aus, der gut zu erreichen ist.
Oder man macht ne Entdeckertour, damit man mal andere Leute sieht.
********l_78 Mann
50 Beiträge
die übliche Marktbereinigung
Meiner Meinung handelt es sich lediglich um eine Konsolidierung des Angebots. Der TA hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen.

In der Karlsruher Szene z.B. hat dies dazu geführt, dass einige Standard-Tänzer dies in die Standard-Tanzschulen reingezogen haben, mit dem Resultat, dass es nun 3 Lern-Institutionen mehr gibt, in der Gastlehrer unterrichten. Geld spielt dabei sicherlich eine Rolle. Wenn man in der Tanzschule z.B. den TA Unterricht für einen geringen Aufpreis bekommt, wären bei einer separaten TA-Tanzschule natürlich ein kompletter Monatsbeitrag zusätzlich fällig. Andererseits kann aufgrund begrenzter Raumkapazität der TA-Unterricht nur additional und nicht parallel zum Standard-Unterricht stattfinden. Man kommt also auch nicht in Terminschwierigkeiten.

Ein ähnliches Bild herrscht auch bei den Milongas. Zu den bestehenden sind nochmal welche dazugekommen, so dass man an manchen Abenden teilweise die Wahl zwischen 2 Milongas hat. Die Leute teilen sich dann eben auf und somit haben dann gleich 2 Veranstalter ein Finanzierungsproblem.

Betrachtet man jetzt die Größe der Stadt, der TangoCommunity und des Einzugsgebiets, so stellt man fest, dass alles eine endliche, überschaubare Größenordnung hat. Ein Ergebnis ist u.a. dass die Gastlehrer mangels Nachfrage schon gewechselt haben.
Ähnlich verhält es sich übrigens in Zürich, wo ich jetzt schon 1 Jahr lebe. Die Zunahme an Unterrichtsangeboten ist auch hier vor allem quantitativ, was von vielen guten Tänzern bedauert wird.

Ich wünsche mir, dass sich die Marktbereinigung fortsetzt zu Gunsten einer deutlichen Qualitätssteigerung. Ein sehr guter Unterricht oder eine sehr gute Milonga sind attraktiver als viele Milongas. So gehe ich z.B. nur zu solchen Milongas, wo ich gute Tänzer/innen antreffe und ein versierter DJ für gute Musik sorgt.
Ich
sucht man sich in der großen stadt eben den Tanzboden aus, der gut zu erreichen ist.

suche mir Milongas aus, auf denen ich mich wohlfühle und da gibt es einige schöne Einrichtungen.
Ja, Tango stagniert
Finde ich aber nicht weiter schlimm, solange es noch jeden Abend eine Milonga in Lauf- bzw. Fahrradnähe gibt.

Tango ist, wie so vieles, modischen Schwankungen unterworfen. 1913 gab es in Europa, vor allem Paris, einen Riesen-Hype, der dann durch den Krieg unterbrochen wurde. In den 1920er gab es wieder eine Tango-Welle, auch hier in Berlin, die durch die Krise der Weimarer Republik und den Aufstieg der Nazis beendet wurde. In den 1980er Jahren, vor allem nach Ende der letzten Militärdiktatur in Argentinien, gab es wiederum eine Tangowelle. Damals haben die älteren der heute noch aktiven Tangotänzer in Berlin angefangen. Das hat sich bis vor ein paar Jahren immer weiter entwickelt, jetzt beruhigt sich alles etwas.

Swing und Yoga sind aber gerade in!
***Ro Mann
130 Beiträge
Die Szene beruhigt sich....
....und es trennt sich die Spreu vom Weizen, Qualität wird überleben.
Wir leben in einem ländlich geprägten Raum, Ostwestfalen. Fußläufig ist es bei uns nunmal schwierig, es sei denn, man wohnt gerade in der Nachbarschaft einer Milonga in Bielefeld oder Herford. Wir sind also das "Fahren" gewohnt. Aber gerade in unserer Gegend habe ich mittlerweile ein fast tägliches Tangoangebot: Bielefeld, Herford, Detmold, Melle, Bad Oeynhausen, Osnabrück, Gütersloh....um nur die Orte zwischen Teuto und Wiehengebierge zu nennen. Dazu Festivals und Einzelveranstaltungen, Workshop-Wochenenden, usw. Die Tangoszene wächst hier noch, langsam, aber stetig, und wir konnten schon so manchen staunenden "Städter" beobachten, der sich einmal auf`s Land verirrt hat, was hier so geht... Andererseits sind wir schon von so einigen Milongas in den Tango-Metropolen entäuscht zurückgekehrt, weil wir uns viel mehr erhofft haben: gutes Dj-ing, gute Tänzer/innen, Ambiente, Tanzfluß, etc.
Oder, wie werden der heimischen Szene fremde Tänzer aufgenommen? ...oder gar Anfänger?
Wer sich nicht wohlfühlt, kommt auch nicht wieder....
Die Szene braucht Quantität für Qualität
Meiner Meinung nach braucht man viele Leute, die regelmäßig Kurse auch Anfänger Kurse besuchen, weil hier nur die wenigsten langfristig beim Tango bleiben. Davon sind aber auch nicht alle gute Tänzer. Manche werden es nie auch nicht nach 10, 15 oder 20 Jahren. Allerdings brauchen die Tanzschulen bzw. Tangolehrer für ihren wirtschaftlichen Erfolg auch Kunden. Ich sehe diese Entwicklung sehr kritisch.
***Ro Mann
130 Beiträge
...Tangolehrer, Tangoschulen...
haben`s auch bestimmt nicht leicht. Um wirtschaftlich über die Runden zu kommen, müssen immer "frische" Tangoinfizierte" her. Die haben aber bestimmte Erwartungen: Schnell viele Figuren lernen... Wenn bei uns der Tango, wie z.B. in BsAs unterrichtet würde, wären die Tangolehrer arbeitslos. Ist doch so, oder? Wer Tangounterricht nimmt, hat doch mal irgendwo Leute tangotanzen gesehen, oder in den Medien, oder kommt aus der Standard/Latein-Tanzschulszene. Die meisten wollen sich möglichst schnell auf der Piste spektakulär bewegen können....so sieht es dann auch aus. Viele kehren dem Tango dann auch wieder den Rücken zu, weil sie den eigentlichen Kick, den Thrill, oder wie man es auch immer nennen will, gar nicht erst gespürt haben.
Das bewirkt auch, daß die Szene eben nicht explosionsartig wächst, sondern eher langsam neue, dauerhafte Anhänger findet.
Der Unterricht
müsste auch generell geändert werden. Klar soll man immer erst mal perfekt Gehen lernen, aber was spricht dagegen, dieses gleich nach der Musik zu tun, also mit Pausen etc. Dann hat man von Anfang an das Gefühl, nach der Musik zu tanzen.

Ich habe das mal in einem "falschen" Anfängerkurs erlebt und fand das super. Jeder wusste dann, was gemeint war, mit "in der Musik zu tanzen", ein paar kleine Figürchen aber mit einem ganz anderen Gefühl.

Viele sind mittlerweile auf dem Weg, anders zu unterrichten.

Diese Figurenhampelei finde ich auch furchtbar; lieber Baukastensystem *zwinker* lernen.
schlimmer noch...ich werde das gefühl nicht los, daß viele auch ohne Musik tanzen könnten. Bei Paaren bemerke ich oft, daß die Bewegung sich nicht der Dynamik der Musik anpasst.
Sieht oft wie posen aus....
***Ro Mann
130 Beiträge
...gut beobachtet!
...und kann ich nur bestätigen. Das Erkennen und Umsetzen der Musik bleibt immer mehr auf der Strecke, leider
Auch eine Form von
Aussterben.
...aussterben?
... naja, irgendwie hast Du recht, aber auch wieder nicht...

Man kann es eben auch übertreieben und damit "tot tanzen"...

Aber: Viele Entwicklungen müssen erst überhöht werden, bevor sie zu ihren Wurzeln zurück kehren.
Da merken eben die einen früher, die anderen später. Manche nie.
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