Also...
... das "Queer-Tänzer" so allgemein eine andere Qualität haben, wage ich doch sehr zu bezweifeln!
Natürlich ist es eine Frage der Definition, was als "Qualität" empfunden wird...
Wirklich höchste Qualität habe ich allerdings bisher ausschließlich bei Hetero-Tanzpaaren gesehen.
Zum Beispiel tanzen die von mir (auch privat) sehr geschätzten "Hermanos Macana" technisch auf höchstem Niveau, wie gerade am vorletzten WE in Hamburg gut zu sehen war. Keine Frage!
Aber was drückt ihre Show ansonsten aus? Humor, um nicht zu sagen Comedy!
Keine innige Sinnlichkeit, keine Erotik, keinen Sex.
In derselben Veranstaltung tanzten auch Alejandra Mantiñan und Leandro Palou.
Das war ebenso technisch Weltklasse! Und doch hatte es weit mehr...
Es hatte genau das, was den Jungs fehlte:
Ihre Tänze sprühten nur so vor allertiefster, fast schmerzhaft anzuschauender Sinnlichkeit und Erotik, ja sogar Sex! Das ist Tango in seiner schönsten Show-Form!
Ihre Show hatte eben alles, um was es im Tango geht...
Einer der beiden Macana-Brüder sagte zu Alejanda und Leandro, als sie in tosendem Applaus von der Tanzfläche zu unserem Tisch zurückkamen:
"Che! No sabía, que ÉSTO se puede bailar sin forros!"
(Übersetzung: "Hey! Ich wusste gar nicht das man DAS ohne Gummi tanzen darf!")
Eben.
Für manche Menschen kommt es auf "die Stimmung" für andere auf das Gefühl, auf das Führungsvermögen, auf Agilität, auf Dynamik, auf Humor an, wieder anderen ust es wichtig, wie sie dabei aussehen etc.
Aus meiner persönlichen Sicht, läßt zumindest die rein fachliche Seite, also bei führenden Frauen ebenso wie geführten Männern, ganz überwiegend sehr, sehr große Probleme erkennen.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Ich beherrsche die Frauenrolle ziemlich gut, was
kein Prädikat ist, sondern bei Profis schlicht erwartet werden muß.
Aber es kann natürlich weder so gut aussehen, noch sich so gut anfühlen, als wäre ich eine Frau!
Und anders herum kenne ich weltweit nur eine einzige (!) Frau, welche die sogenannte Männerrolle (also die führende) absolut souverän und gut ausfüllt: Ute Walter!
Ich möchte nicht weiter mutmaßen, woran das bei ihr liegt... aber so ist es eben!
Ich habe schon mit vielen Männern getanzt. In beiden Rollen und in Buenos Aires, wie in Europa. Es war immer sehr witzig und unterhaltsam!
Aber genau das war auch unsere Intention: Eine beiderseitige Gaudi eben.
Nur möchte ich sehr klar machen, dass der wirkliche Tanzgenuss, das was Tango ausmacht, nur und ausschließlich in den Armen einer Frau für mich zu finden ist!
Wäre ich schwul, wäre es ein Mann.
(Tango ist -aus meiner Sicht- aus dem Grund auch nichts für Kinder!) Klar ist das "ach so goldig", wenn man ein Kinderpaar schön Tango tanzen sieht. Aber es trägt nicht in sich, was Ursprung, Emotion und Intention dieses Tanzes war und (unterschiedlich) ist:
Das erotische Spiel von Mann und Frau.
Ich erlaube mir aber auf einen Aspekt hinzuweisen, der auch eine Rolle spielt, wenn man über "Queer-Tango" spricht. Die historisch-soziologische Seite und die Versuche von interessierter Seite, Tatsachen umzuinterpretieren:
Ich finde es wichtig, dass es schwulen und lesbischen Paaren eben offen steht, ihre Präferenz ebenso im Tango zu suchen und auszuleben. Und dann naturgemäß mit gleichgeschlechtlichen Partnerinnen und Partnern. Absolut in Ordnung!
"Liebe doch wen Du willst!" sollte eben überall uneingeschränkt gelten, finde ich.
Mir gehen aber diese unsäglichen, pseudo-wissenschaftlichen Versuche, die Geschichte zu verzerren, indem von "Gender-forschenden" Menschen sogar alte Photos miteinander tanzender Männer, angeblich zeigen sollen, dass schon Achzehnhundert-irgendwas schwule Männer in Buenos Aires auf der Straße getanzt hätten! Das ist klarer Bullshit und soll nur dazu dienen, zu "beweisen", dass es normal ist, nicht heterosexuell zu sein.
(
Das ist normal! Aber diese Herleitung ist Blödsinn!)
Und auch ist es keines falls "egal" ob es sich im Tango um die klassische Rollenverteilung handelt, oder nicht! (Ebensowenig wie eine Tofu-Wurst nie einer Wurst gleichkommt, sondern sich nur dem Aussehen, Geschmack und der Konsistenz nur annähert. - Trotzdem schmeckt sie mir auch! (Vielleicht ein doofes Beispiel, aber plastisch.)
Das ist nicht diskriminierend zu verstehen, bitte, sondern durch die ganz speziellen und typischen Charakteristika der Mann - Frau Beziehungen, ihrer Probleme, ihrer gesamten Umstände eben, ist dieser Tanz entstanden und hat sich weiterentwickelt.
Und genau
das ist auch, was der Tanz atmet und ausdrückt!
Davon unabhängig ist und bleibt es aber das gute Recht homosexueller Paare, sich ebenso und auf ihre Art wohl zu fühlen, auszudrücken und Spaß zu haben, wie alle anderen auch!
Ich bin aber gegen die Gleichmacherei. Es gibt Unterschiede. "Und das ist auch gut so!" (Um ein bekanntes Zitat zu benutzen)
Und ganz klar: Das ist nur meine private Auffassung. In meinem Freundeskreis, der sich auch aus Schwulen und (wenigen) Lesben zusammensetzt, ist das allerdings Konsens.