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Tanz: Tango Argentino
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Tango, Erotik und Sexualität

******ito Mann
3.801 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Tango, Erotik und Sexualität
„Wir sind nicht aus Eis gemacht“ und befinden uns nicht auf einer generellen Plauderplattform, sondern haben uns den JOYclub ausgewählt, also ein Forum, das die stilvolle Erotik favorisiert.

Was liegt da näher, als der Erotik und Sexualität im Zusammenhang mit dem Tango eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Beim Tanz kommt man sich näher, berührt sich, riecht sich und stellt sich auf den/die Partner/-in ein. Beginnt dort womöglich ein sexueller Reigen oder handelt es sich lediglich um eine besondere sinnliche Form eines sozialen Miteinanders.

Manche tanzen den Tango schlicht und ergreifend technisch. Mit Sexualität hat dies für diese Personen nicht das Geringste zu tun. Andere wiederum meinen, mit dem Tanz eine Form des erotischen Miteinanders gefunden zu haben. Wiederum gibt es tangueras und tangueros, die verbinden mit dem Tango eine innige Leidenschaft, wo es knistern kann und schwuppdiwupp befinden sie sich in einem Reigen, wo sie nicht allein, sondern mit einem/-er Partner/-in eine Leidenschaft gemeinsam auf dem Parkett teilen. Nicht mehr so, wie sie diese allein teilen würden, sondern in einer Interaktion mit einer anderen Person, also völlig anders. Es entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik, die manchmal erfüllend, ein anders mal so lala oder womöglich zum Weglaufen grausam sein kann.

  • Hat Tango nun etwas mit Sexualität und/oder Erotik zu tun?

  • Wenn ja: Wann ja und wo sind die Grenzen?

  • Wenn nein: Warum unter keinen Umständen?

  • Kann man überhaupt eine klare Trennungslinie ziehen, obwohl man sich möglicherweise in gewisser Art und Weise hingibt?

  • Hingeben. *nachdenk* Dem/der Partner/-in oder dem Tango?

  • Hängt die Beantwortung davon ab, ob man seinen/-e Lebenspartner/-in oder „nur“ seinen/-e Tanzpartner/-in „vor Augen hat“?

  • ...


Man kann sich dem Thema rational oder auch emotional nähern. Wie oben eingeleitet, bin ich mir jedoch sicher, dass „wir nicht aus Eis sind.“ Lassen wir also unsere Gedanken dahinschmelzen und viel Spaß dabei.

Als Inspiration für etwaige Überlegungen hilft vielleicht „Tango y Sexo.“



Letztendlich habe ich die Einleitung weit gehalten, da ich annehme, dass es hierzu vielfältige und sehr differenzierte Ansichten gibt.

Einen lieben und herzlichen Gruß an alle.

Euer

H o m b r e
c a
b a l 🎭
*wink*
*******ata Frau
27.965 Beiträge
Gruppen-Mod 
bei so vielen fragen, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll....
ich beginn mal mit der basis meiner gedanken dazu
mich langsam dem thema anzunähern *g*

für mich...

ist tanzen die hingabe an die musik
an das hier und jetzt -
nur dieser moment existiert

das ist erstmal völlig unabhängig davon
ob ich finnischen tango tanze
contact improvisation
shamanische oder afrikanische tänze
orientalischen tanz
oder tango argentino

es ist zutiefst menschliche ausdrucksweise
ich fühle mich mit der musik
und allem verbunden
und bin doch ganz bei mir

was sich daraus im kontext
in der verbindung mit einem tanzpartner entwickelt
ist völlig offen...
ich tanze "absichtslos"

wenn es ein ziel gäbe,
dann wäre es der dialog der emotionen
gemeinsam improvisierte musik
freude zu empfinden
sich gut zu tun




-fortsetzung folgt nach meinem urlaub- *zwinker*
**********er_sn Mann
19 Beiträge
"Dancing with the feet is one thing, ...
... but dancing with the Heart another.

Ooh Caballito, das ist ein sehr spannendes Thema. Mir fällt es schwer eine Grenze zwischen "lediglich ... sinnlichem ... sozialen Miteinander" und "sexuellem Knistern" zu ziehen.

Für mich sind da die Grenzen fließend.
Was nicht meins ist, wenn der Tango als zu technisch, zu sehr auf die Darstellung von Figuren angesehen wird. Für mich liegt der Reiz im sich aufeinander einlassen, in der nonverbalen Kommunikation. Und da kann man schnell beim sexuellem Knistern sein.

Hier ist dann oft die "Schwierigkeit" sich zu entspannen und im Kopf locker zu bleiben, insb. wenn man vielleicht nicht gerade mit der eigenen Frau tanzt. Das ist ein spannendes Thema und ich habe da auf meinem Weg viele lustige, aufwühlende Erfahrungen gesammelt.

Wenn ich tanze, ist diese Frau in diesem Moment meine Frau.

Herzliche Grüße in die Runde
Rudi
Wir
Menschen.....🤔

Wir glauben immer an Grenzen, an Einteilen in Schubladen in allen Bereichen des Lebens.
Begegnung ist immer „Befruchtung“😂 egal, ob wir es subjektiv mit unserem Ego in gut oder schlecht einteilen/bewerten. Und vergessen, dass wir uns selbst über das, was uns begegnet, definieren.
Gibt es Grenzen?

Ganz sicher in den Köpfen😂, energetisch weniger, aber so richtig schöööner tango bedeutet für mich „Eins sein“ , „ganz offen sein“ und ganz ehrlich, ob da dann Sexualität in den Vordergrund rückt, seh ich weniger. Erotik, Sinnlichkeit, Ästethik“ sind mehr oder weniger die innersten Emotionen, die sich ausdrücken möchten. Über den Tanz miteinander drückt sich der Einzelne im Anderen aus bzw. das Paar sich aus, und damit auch alle Facetten, die ihnen inne wohnen. Ich meine, ginge es um Sex, hätten sie Sex als Ausdrucksform ihrerselbst gewählt und nich Tanz😂.

Aber, wenn ich ihn nicht „riechen“ kann😂😂😂 dann wähle ich „unpassend“
******ito Mann
3.801 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Vielleicht
Aber, wenn ich ihn nicht „riechen“ kann *haumichwech* *haumichwech* *haumichwech*

sollte man immer eine Flasche "Windex" im Strumpfhalter mit sich führen. Aber Spaß beiseite.

Um
"Erotik, Sinnlichkeit, Ästethik“

in der Zweisamkeit ausdrücken zu können, ist wohl auch "Vertrauen" nicht hinwegzudenken.
Hm...
Wenn Frau mit wildfremden Männern tanzt, und eine Bindung zwischen beiden präsent sein soll, dann liegt „Vertrauen“ jeweils in einem selbst, klar. Aber man kann das ja nich machen, eher ein Zustand (ähnlich der Liebe). Der andere kann ihr Achtung, Halt (als Führender), Einfühlungsvermögen als Nährboden darbieten, aber einlassen, eintreten in den anderen kann man nur selbst. Nur das gilt für beide.
Wenn ich spüre, dass dieses gegenüber nicht klar ist, nicht im Reinen mit sich, wenn er sich grad ärgert, worüber auch immer oder Forderungen im Kopf hat... dann hilft „gewolltes“ Vertrauen wenig. Dann kann dieses sich Anvertrauen nich wirklich geschehen. Und all das hat wenig mit Technik zu tun. Manche Führende glauben, sie müssten nur genug „wissen“, dann würde sie so laufen, wie sie sich das vorstellen und vergessen dabei, dass sie die Energie der Frau empfangen, um sie zu leiten durch die ihre, um zu „führen“.

Da liegt dann der Unterschied zwischen als intensiv oder als hohl empfundenem tango.

So gehts mir jedenfalls😂
****til Mann
677 Beiträge
Klar,
Tango empfinde ich auch als erotisch. Allein wegen der Nähe zu mir bisweilen völlig unbekannten Frauen. Aber es bleibt im Allgemeinen der Eindruck des Augenblicks. Das heißt, die Tanda ist zu Ende (machmal sind es auch zwei), und dann geht es mit einer anderen Dame weiter. Dass sich daraus etwas entwickelt, was weiter geht, ist die Ausnahme und in anderen Lebenslagen oder bei anderen Tanzgelegenheiten ebenso möglich.

Die erotischste Tanzform mit dem höchsten "Absichtsfaktor" ist in meiner Erinnerung immer noch der in der Teenagerzeit oft erlebte "Klammerblues", bei uns damals auch einfach Schwof genannt, bei dem man zu langsamer, sinnlicher Musik in die ganz enge Körperhaltung ging, zum Beispiel zu:
,
sich drehend von einem Bein auf das andere wiegend überall berührte und streichelte, wo man hinkam, leidenschaftlich herumknutschte, um dann irgendwann in irgendeiner Ecke des Raumes zu landen und das Begonnene beim Petting fortzusetzen. *g*

Davon ist Tango dann doch etwas entfernter, man(n) bleibt anständig dabei. Oder wir sind einfach gesetzter geworden. *zwinker*
*******ata Frau
27.965 Beiträge
Gruppen-Mod 
....... Die Grenze zwischen Liebe, Leidenschaft und Obsession ist fließend und natürlich gibt es schlimmere Süchte als Tango. Doch auch der Tango vermag zu zerstören. Beziehungen. Selbstbilder. Lebensentwürfe. Er ist kein gefälliger Salontanz, sondern eine mühsam domestizierte Raubkatze, die sich jederzeit ihrer Herkunft besinnen und überraschend ausbrechen kann.



Unter dem Deckmantel des Tanzens kommen wir einander auf eine Art nah, die schon mal die Frage aufwerfen kann, wie wir es mit der Treue so halten. Natürlich werden alle, die ihre Beziehung oder zumindest ihr Selbstbild bewahren wollen, versichern, dass Tango nur ein Tanz ist und nichts mit Liebe zu tun hat. Klar kann man den Tango so tanzen. Man kann Lust an Leichtigkeit, an Spiel, an Experiment in Schubladen sperren zu einem Tanz, der starren Regeln folgt, die man selbst setzt. Der Tango, der süchtig macht, probiert sich aus und das heißt, er riskiert einen tänzerischen Kontakt, der vieles in den Schatten stellt, was unseren Alltag so prägt. Die Mischung aus schwebenden Bewegungen zu einer romantischen Musik, der Kerzenschein, das glatte Parkett, die anmutig gleitenden Paare, all das, was uns auf einer Milonga verzaubert, wird zu einem oftmals alles überstrahlenden Diamanten.



Auch mein Frühwarnsystem versagt gelegentlich kläglich. Tango entfesselt eine gewaltige Energie. Und er macht dünnhäutig. Man glaubt in Gott weiß wie verbundene Seelen zu schauen. Und ist ernüchtert, wenn sich die nächtliche Nähe bei Tageslicht als Täuschung der Sinne, als Fata Morgana entpuppt. Die Ernüchterung wird mit noch mehr Tango kompensiert, doch der Glanz des Tango bleibt flüchtig. Er strahlt, solange wir ihn tanzen. Leidenschaftlich, unverbindlich. Die Unverbindlichkeit ist der Nährboden für Sucht. Wer im Tango Nähe sucht, ist in Gefahr. Denn die Nähe im Tango ist ein Spiel, das keine echte Nähe ersetzt. Diese beginnt, wenn die Milongas vorbei sind.

auszugsweise aus https://www.tango-argentino-online.com/tango-macht-suechtig


diese wenig domestizierte raubkatze tango hab ich auch schon erlebt...
und ich bin im moment froh, dass ich meine tangosucht im griff habe...
*******ata Frau
27.965 Beiträge
Gruppen-Mod 
wann hattest du deinen letzten tangasmus? *zwinker*

ich hab jetzt nur 2 absätze reinkopiert, am besten lest ihr den ganzen artikel, siehe link *gg*


Mit den Worten des Uralt-Bloggers Cassiel hat sich das social Dancing in den letzten Jahren vom „bewegungsfocussierten“ zum „umarmungsfokussierten“ Tango entwickelt. Doch gerade diese neoklassische Wende zur engen Umarmung auf der Pista bringt den Tango für die TänzerInnen nahe an George Bernard Shaws viel gescholtene Sentenz von der vertikalen Befriedigung eines horizontalen Bedürfnisses – weit näher jedenfalls als die leichtgeschürzte Klischeeakrobatik des Bühnentango oder die raumgreifenden Figuren des Tango Nuevo. (****) Auf den Punkt gefragt: In welchem anderen Tanz kommen die Paare einander so nahe, dass sie unmittelbar fühlen könnten, wie heftig das Herz der Partnerin/des Partners pocht? ....

Im Tango haben wir es einfacher – weil der Kuschelkonsum nur als Kollateraleffekt des Tanzens daherkommt. Offiziell jedenfalls. Obendrein helfen ein paar Regeln und Gebräuche bei der Einhegung überschießender Bedürfnisse: Allen voran die Organisation der Musik in Abschnitte (Tandas) von drei bis vier Stücken, die schicklicherweise mit der/demselben Partnerln getanzt werden. Dies Gebot sorgt für die emotionale Abkühlung allzu heiß getanzter Paare. Andererseits potenziert das tänzerische Promiskuitätsprinzip die (Sehn-)Sucht der Beteiligten, in den Armen der/des nächsten einen womöglich noch intensiveren Tripp zu erleben. ....

http://kroestango.de/aktuelles/kuschelparty-und-tangasmus/

*******ata Frau
27.965 Beiträge
Gruppen-Mod 
[...]
Ganz anders Frauenbewunderer Neil. Er genießt die Schönheit der Frauen in seinem Arm. »Sie ist so verführerisch«, freut er sich über nahezu jede Tanzpartnerin, die er nach einer Tanda höflich zu ihrem Platz zurückbringt. Seine Augen strahlen und einen Moment sieht es so aus, als habe er Feuer gefangen, aber nein, schon ist er aufgebrochen — zur nächsten. Die eine findet er anschmiegsam, die andere sexy, von der dritten meint er gar kleine, süße Geräusche zu hören. Er genießt die Frauen aus sicherer Distanz. Dem Alter der Affairen fühlt er sich entwachsen. Früher konnte er oft nicht widerstehen. Neugier und Begehren, gelegentlich auch Einsamkeit und Langeweile waren einfach zu groß. Was gerade noch Musik war, wanderte ins Schlafzimmer. Doch nicht immer wird die damit verbundene Hoffnung erfüllt. Denn Tango lebt vom Spiel mit Berührung. Neil liebt dieses Spiel und schwebt immer von neuem harmonisch davon, weit davon entfernt, je eine der Schönen ganz für sich zu wollen. Tango ist weit weniger anstrengend als echte Beziehung, echter Sex. Zeit und Energie lassen sich präzise dosieren. Kein »Wann sehen wir uns wieder?«, kein »Was wird nun aus uns?« Die Süße der Frauen vernebelt ihm ein wenig die Sinne, bevor er sich allein in sein Bett legt und von ihnen träumt.


"Spiel mit Berührung" aus „Tango Dreams“
https://www.tango-argentino-online.com/spiel-mit-beruehrung


eine Passage aus dem Tango-Blog,
findet ihr euch darin beschrieben? *zwinker*
****is Frau
254 Beiträge
Erotik und Sehnsucht
Mir fiel beim Lesen Eurer Beiträge und Nachdenken, wie es bei mir ist mit der Verbindung von Tango und Erotik, vor allem das Wort "Sehnsucht" ein... Die Nähe, das Spiel mit der Führung, die Musik, die im besten Fall ins Herz geht, das drückt für mich vor allem Sehnsucht aus. Ich hab mal eine Frau tanzen sehen, die bei fast jedem Partner wirkte, als sei sie frisch verliebt in ihn... vielleicht war es ein bisschen ja auch so. Verliebt in den Tanz, den Tänzer, nicht unbedingt in den ganzen Mann mit all seinen Facetten. Ich erlebe bisher Andeutungen dieses Gefühls in mir, mich haben Tänze schon euphorisch gestimmt, gesehene genauso wie selbst getanzte. Erotik und Sehnsucht. Sex ist noch was anderes.
******ito Mann
3.801 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Tango,
solo una nostalgia. Dies greife ich einmal auf.


******ito Mann
3.801 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
“ Der Tango ist kein Tanz, sondern eine Obsession. Für den Tangotänzer gehört er zum Leben, wie Essen und Schlafen. Erotisch und leidenschaftlich, beunruhigend und melancholisch, beteiligt er nicht nur den Körper, sondern auch die Seele.“ (Carlos Gavito)


Erotik scheint generell erst einmal nicht mehr zu sein, als die sinnliche Anziehung zweier oder mehrerer Menschen. Letzteres ziehe ich für eine erotische Milonga in Betracht, bin aber noch am Anfang meiner Überlegungen.

Kein Zweifel dürfte daran bestehen, dass Sexualität und Beziehungen bis hin zu einer Partnerschaft Grundbedürfnisse jedes Menschen sind.

Deswegen beobachte ich gern mein Umfeld und mein Gegenüber. Niemand handelt, ohne dass dahinter ein Bedürfnis steht.

Betrachte ich eine erotische Milonga, habe ich den Eindruck, dass die Kraft der „erotischen Ausstrahlung“ und der „erotischen Signale“, welche andere Menschen senden, wohl nicht durch den bloßen Anblick eines möglichst hohen Grades von Nacktheit bestimmt wird. Ich glaube, man kann einen Konsens dahingehend finden, dass auch bestimmte Kleidungsstücke und Gegenstände, die Mimik und Gestik Dritter, ihre Sprachmelodie, ihre Körpersprache, die Körperhaltung und auch ihre Handlungen Erotik erzeugen können

Jedenfalls scheint die Erotik und deren Momente vitalisierend zu sein und dies ist ja schon einmal etwas. Sie umschreibt den ganzen Menschen und so wird sein ganzes Sein von Dritten aufgesogen. Körper, Stimme, Bewegungen, Handlungen, Präsentation, die Bekleidung usw. können elektrisieren … oder auch nicht. Schon wieder nähere ich mich den Bedürfnissen. Erotische Momente scheinen – ähnlich, wie beim Marketing - nahezu prädestiniert dafür zu sein, latente und nicht geahnte Bedürfnisse bei den Beteiligten zu (er) wecken.

Sie kann die spielerische Vorstufe zur geschlechtlichen Annäherung zu anderen Menschen sein. Jedenfalls gibt sie der Phantasie Raum, was sein könnte und der knisternde Spaß beginnt. Dennoch dürfte Erotik ohne Distanz grundsätzlich keine Erotik sein. Sie gestattet Zärtlichkeit ohne Berührung, was manche Menschen nicht zu verstehen scheinen, wenn ihre Hände diese Distanz einseitig auflösen.

Erotik lebt daher offenbar vom Spannungsfeld der elektrisierenden Anziehung und der hierfür zwingend notwendigen Distanz. Sie provoziert dennoch den Drang zu einer ganzheitlichen und sinnlichen Annäherung und der Wunsch nach sexueller Vereinigung als eine Möglichkeit kann die Beteiligten vibrieren lassen.

Erotik schafft der Phantasie eine Bühne. Eine Bühne für die bei Übereinkunft möglicherweise folgende Sexualität, die aber die Erotik vertreiben dürfte. Solange jedoch die Distanz aufrechterhalten bleibt und nicht sofort aufhebbar ist, wird dennoch deren Überwindung angestrebt. Erotik gestattet daher ein freies, ungehindertes, schon leicht übermütiges und/oder spielerische Ausleben vitaler sexueller Kräfte und geweckter Bedürfnisse. Genau dies dürfte, eingebettet im Schutz der Distanz, mit einem besonderen Reiz einhergehen. Eigentlich scheint es insoweit keine Steigerung mehr zu geben, wenn …

ja, wenn da nicht noch der Tango Argentino hinzukommt. Er ist schon von einer gewissen Sinnlichkeit und Erotik geprägt. Der Tanz lebt durch verheißungsvolle Begegnungen, leidenschaftlichen Bewegungen und nicht hinweg zu denkenden sinnlichen Berührungen. Eine erotische Milonga visualisiert letztendlich die bereits vorhandene Erotik des Tanzes. Die Distanz wird einerseits durch die wechselseitige Berührung des Paares aufgelöst. Andererseits ist sie aber dennoch irgendwie vorhanden und verhilft der Erotik dennoch zu ihrer Macht. Eine erotische Milonga schafft daher der Verführung ihre Bühne und zieht die Beteiligten in ihren Bann. Sie unterstützt die Vereinigung der beteiligten Körper und Seelen.
*****chi Frau
18 Beiträge
Für mich hat Tango und Sex viele Gemeinsamkeiten.

Beim Tango habe ich gelernt, mich ganz in den Moment der Tanda hineinzugeben und in dem Moment präsent zu sein. Mich bis in die kleinste Bewegung führen zu lassen, keine eigenen Bewegungen zu machen, sondern aufmerksam auf die Zeichen des Körpers meines Tänzers mit meinem Körper zu achten und zu reagieren. Schon praktisch im selben Moment, wie der Tänzer mir es zeigt. Loszulassen. Dann ergibt sich für mich eine Harmonie und ein Fliessen und danach eine grosse Zufriedenheit, manchmal auch Traurigkeit, weil die Tanda zu Ende ist, wenn ich aus der Umarmung entlassen werde am Schluss.

Tango hat mir erlaubt, zuzulassen und nun zu wissen, dass ich mich gerne führen lasse. Auch beim Sex. Ich bin überzeugt, nur wer selbstsicher weiss wer er ist, ganz und gerne Frau ist, kann sich für die Dauer einer Tanda oder beim Sex führen lassen ohne die Angst haben zu müssen unterdrückt zu werden.

Tango selber hat für mich aber nichts sexuelles an sich, sondern Sinnlichkeit. Die ich ungemein, mit Kleidern, geniesse.

Anschliessend an eine Milonga habe ich zeitweise, vorallem wenn ich mit dem Tänzer hin- und wieder nach Hause gehe, grosse Lust auf Sexualität. Wenn ich allein an eine Milonga gehe, habe ich nicht das Bedürfnis irgendeinen Tänzer mit nach Hause zu nehmen.
****ios Mann
709 Beiträge
Ich denke, es ist bei dem Thema Sex und Tango zwischen den Geschlechtern zu differenzieren.

Ich hörte von einschlägigen Leuten beziehungsweise las in der Literatur, dass Tango für die Frau eine Möglichkeit sei, männliche Körperlichkeit, ohne die Verpflichtung Sex haben zu müssen, zu genießen. Also Sex sei, ohne Sex haben zu müssen.

Für mich selbst als Mann hat Tango nichts mit Sex zu tun. Klar, der Anblick des prominent heraus gestreckten Pos, der Schuhe, die aus einem gewöhnlichen Fuß ein erotisches Statement machen, spricht mich sexuell an. Aber beim Tanzen bin ich zu sehr mit der Aufgabe den Tanz gut zu führen, die Frau so in meinen Tanz mitzunehmen und zu führen, dass es sich gut anfühlt, Umarmung und „Connection“ zu zelebrieren, in den Dialog mit der Tänzerin zu gehen und mit ihr zur Musik die geplante oder ungeplante, spontan improvisierte, Figur zustande kommen zu lassen, dass schlicht und ergreifend kein Raum für irgendwelche sexuelle Anwallungen vorhanden ist.

Vielleicht ändert sich das, wenn ich mehr Erfahrung habe und besser Tanzen kann. Denn ich vermute, dass das Tango-Tanzen schon etwas mit Sex zu tun hat. Am nächsten Morgen empfinde ich meine Morgenerektion im Vergleich zu anderen Tagen als ausgeprägter.
*******ata Frau
27.965 Beiträge
Gruppen-Mod 
da stimme ich dir zu...
anfangs war ich auch mit so vielen eindrücken beschäftigt,
dass kaum raum war für genießen

zumindest ist tango für dich schon aphrodisiakum *zwinker*
*******ata Frau
27.965 Beiträge
Gruppen-Mod 
wenn wir schon nicht tanzen können,
dann vielleicht ein paar Gedankenspielereien zum Thema? *anmach*

(Neustart des Themas)
*******l62 Frau
1.270 Beiträge
Wie erotisch der Tango ausfällt hängt von meinem Gegenüber ab und natürlich der Lokation, da machen wir uns mal nix vor.

Ich kann Tango erotisch, aber deswegen möchte ich ihn nicht mit jedem teilen, da bin ich schon ausgesucht wählerisch. Am häufigsten ist die Variante, bei der man sich aufeinander einlässt. Wenn ich merke, er genießt es mich im Arm zu halten und seine Art spricht mich an ... er versteht es seine Partnerin gut aussehen zu lassen (dies bezieht sich nicht nur auf mich, denn das habe ich vorher beobachtet), er auf mich eingeht und meinen Körper liest, wie ich seinen, ohne einfach seinen Standard abzutanzen ... dann bekommt er wonach er verlangt. *floet* Ist der letzte Ton verklungen und die Tanda vorbei, ist der Zauber vorüber ...

Manchmal reicht eine einzige solche Tanda am Abend *kuss2*

Nicht weniger glücklich macht mich eine Milonga, in der unsere beiden Körper eins werden um im schnellen Rythmus der Musik die Lebensfreude und die Lust an der Bewegung zum Ausdruck zu bringen ... Dabei kommt man idR gut ins Schwitzen und das ist einfach herrlich *augenzu*

Soooo wundervoll ist der Tango *walk*
*********pheus Mann
305 Beiträge
# Hat Tango nun etwas mit Sexualität und/oder Erotik zu tun?
Ursprünglich nicht da er zunächst von Männern untereinander getanzt wurde. Dass sich dann irgendwann die Prostitution des Tangos als Mittel zur "Geschäftsanbahnung" annahm beantwortet die Frage hinlänglich, jedenfalls was das erotische Potenzial angeht.

Die Bandbreite der Antwort auf deine Frage lag und liegt somit von "Nein gar nicht!" bis zu "Oh ja, und ob!". Damals wie heute. Und ist damit nur individuell zu beantworten.

Und dieses Individuelle hat vor allem drei Kriterien:
• KÖNNENSSTUFE. Jemand der aufpassen muss dem Partner oder der Partnerin nicht auf die Füße zu treten hat keinen Kopf für Erotik. Erst wenn beide durch technische Expertise ein "freies Fließen" ohne größere Konflikte mit dem/der Partner/in erreicht wurde kann sich Erotik während des Tanzens entfalten weil die Sinne dann frei dafür sind. Aber, und das gibt es auch: manchmal rettet jemand so charmant einen eigenen Fehltritt dass die dadurch demonstrierte Souveränität der Beginn für eine kleine Romanze sein kann - vorausgesetzt der nächste Punkt ist erfüllt...

• SYMPATHIE. "Tango ist ein geduldetes Fremdgehen für 3 Minuten" sagt man in Argentinien, also regiert bei der Wahl des Tanzpartners ganz und gar das Unterbewusste, genauer: die Reptilienregionen unseres gehirns die für die Emotionalität und Partnerwahl verantwortlich sind. Millionen von Signalen werden aufgenommen, verarbeitet, bewertet - und am Ende kann es dann passieren das niemand in der "Crowd" übrigt bleibt der einen wirklich anzieht. Oder aber man(n) geht zu Frau hin, hat vorher (weil man vielleicht Anfänger ist) nicht genug "das Terrain sondiert" und erhält eine Abfuhr die schwächere gemüter ob der anwesenden Öffentlichkeit leicht als Demütigung empfinden können.

• WILLEN ZUR SELBSTAUFGABE. Der Mann hat den "Job" der Frau die Gelegenheit zur "Figura bella" zu geben, die Frau dies durch Wahrnehmen der angebotenen Einstiege zu Würdigen zu wissen.
Egozentriker die mit ihrer Haltung jede Erotik im Keim ersticken gibt es dabei auf beiden Seiten: MÄNNER die die Pista als "Guapo" in erster Linie zur Selbstdarstellung nutzen. Oder einen Weg um Damen "legitimiert" ungebürhlich anzutatschen. Oder aber FRAUEN die einen Mann beim Tango nur als Dealer für ihre "Droge" verstehen die ihnen 3 Minuten des Versinkens in sich selbst verschafft. Emanzen (sorry, so empfinde ich es) die zwar den Ausdruck des Tango nach Außen mögen, sich aber mit der klar definierten Rollenverteilung auf die Geschlechter in der Tango-Praxis schwertun. Oder aber die Golondrina die Tanzpartner nach ihrer Fähigkeit aussortiert sie gaaaaanz super-super-supertoll aussehen zu lassen, egal was für sonstige Qualitäten sich in einem Mann auch verbergen mögen - sonst könnte ja am Ende noch der Eindruck auftreten SIE könne nicht richtig tanzen...

Es sollte wohl klar sein dass Tanzen etwas mit Harmonie zu tun hat, und um diese zu erreichen ist im Leben ein gewisses Maß an Selbstaufgabe notwendig. Obige Egozentrik-Symptome sind somit der sicherste Weg diese zu verhindern.

# Wenn ja: Wann ja und wo sind die Grenzen?
Wenn die obigen 3 Kriterien nicht erfüllt sind. Dann droht entweder ein langweiliger oder aber sogar unangenehmer Abend, jed nach dem was im Detail passiert.

# Wenn nein: Warum unter keinen Umständen?
Siehe oben.

# Kann man überhaupt eine klare Trennungslinie ziehen, obwohl man sich möglicherweise in gewisser Art und Weise hingibt?
Das tut nicht jeder, siehe oben. Aber wenn dann ja.
****_OC Frau
345 Beiträge
Hui. Was für ein großes Thema und warum habe ich es hier bloß noch nie entdeckt *raeusper* ?

Das erotische Potential des Tangotanzens entsteht in meiner Wahrnehmung zunächst einmal bei mir selber. Da ist noch kein Mann zur Türe rein gekommen *lach* ..
Ich genieße es unheimlich, diese Form der Körperlichkeit ausleben zu dürfen (was durchaus eine Parallele zum Sex hat, aber das nur am Rande..). Umarmen und umarmt werden, leise kichern, wenn mal was schiefgegangen ist, die Bewegungen der Körper mit der Musik spüren.. hach was soll ich sagen, da werde ich schon vom schreiben schwach. Sinnlichkeit und Erotik liegen einfach nah beieinander *floet* .. Und ja, darin liegt durchaus Gefahr.

Also wenn es mal vorkommt, dass ich beim tanzen die Augen schließen "darf", weil ich mich so gut gehalten fühle, dann ist das Glück und Anziehung und Hingabe in diesem Moment..

Wie erstaunlich, denn bei Körperlichkeiten im noch engeren Sinne (*zwinker* ) favourisiere ich es zu dominieren. Herrlich, dieser Gegensatz..

Da kommt mir ganz spontan die Frage auf (die ja durchaus eine "heiße Kartoffel" ist):

Für die erotische Anziehung im Tango, welche Bedeutung hat das Führen und geführt werden? Kann ein "Knistern" ohne klassische Rollenklischees des Tangos entstehen, und sind sie vielleicht sogar notwendige Voraussetzung für "erotisches" Tanzen?
*********enzer Mann
278 Beiträge
Tanzen ist Begegnung, genauso wie ne Kuschelparty, Massage, eine Bondage- oder BDSM-Session, selbst ein Kaffekränzchen kann eine Begegnung sein.
Für eine Begegnung in dem Sinn, wie ich sie verstehe, kommt es für mich darauf an, dass jeder der beiden (sofern es zwei Menschen sind) wirklich bei sich bleibt und loslassen kann. In allen Begegnungen sollten vorallem alles was mit Leistung, Erwartung, erwünschten Außenwirkungen zu tun hat weggelassen werden (können).
Insofern sind die Fragestellungen ganz oben nicht die richtigen Fragen. Eher sollten die Fragen daraufgerichtet sein: "Was willst Du/ich? (bei der Begegnung)"

Lea Martin wurde oben schon mal zitiert:
https://open.spotify.com/episode/16doMZZIIv6AOhYAmwYggX (ich bekam mal von einer Tänzerin das Angebot in eine kurzfristig zu buchendes Hotelzimmer eingeladen zu werden.)

https://open.spotify.com/show/3nhQZWWzLlN5tp20Vnro47

https://open.spotify.com/episode/5omzqZRnXvGRyBsVfv3ojR
*********enzer Mann
278 Beiträge
Den Link lege ich noch nach:
https://www.tango-argentino-online.com/buch-tango-liebhaber
Ich glaube ich brauch ein neues Buch. *lol*
*******ata Frau
27.965 Beiträge
Gruppen-Mod 
Rezension zum Buch von Lea Martin
siehe Tango Argentino & Nuevo: tango-bücher ~ tango in der literatur

ich blättere auch seit 2 Wochen darin,
bin aber nach den ersten Geschichten irgendwie abgekommen...
vielleicht weil ich so ganz anders empfinde als die Autorin *liebguck*


*sorry* für das *offtopic*
kehren wir wieder zurück zum Thema
*********enzer Mann
278 Beiträge
Ich finde mich und meine Tanzpartnerinnen in den Geschichten von Lea Martin durchaus wieder. Zu dem ich diese Beobachtungen garnicht beim Tango machte, sondern bei den Tänzen die ich vorher lernte und noch immer gern mache. Die Begegnung der beiden Menschen macht das Tanzen aus nicht der Tanzstil.
***in Frau
9.762 Beiträge
Für sexuelle Erregung ist Tango nicht der Tanz. Da gibt es bessere.
Aber eine tiefe Verbundenheit, sich Fallen lassen, Vertrauen, Nähe, Führen und geführt werden, das ist Tango.

Für mich war es letztendlich nicht der Tango wo ich das fand... u.a. weil ich nur EINEM Mann so vertrauen kann und auch das erst nach längerer Zeit.
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