Absichtslose Nähe und "mehr"

Tango bietet mE die gleiche Möglichkeit wie viele andere auch im Leben miteinander ins Gespräch zu kommen. Nach meiner Erfahrung ist die Tangoszene eine eher konservative. Oft wird eine zweite Tanda am selben Abend bereits als nähere Verbindung angesehen.

Bin sehr gespannt wie andere das erleben.

Habt einen schönen Sonntag und ein tolles langes WE

Tango ist für mich sehr intim. Intimer, als jeder andere Tanz. Ich habe für mich gemerkt, dass ich mich nicht bei jedem Mann darauf einlassen kann. Dass ich mich ggf bedrängt fühle, ohne dass eine aktive Bedrängnis vom Mann ausgeht. Tango ist sehr viel weniger statisch wie andere Tänze. Insofern kann ich die Eingangsfrage bestätigen.

Das Thema ist derzeit für mich aktueller denn je.

Mir ist bewusst, dass für die meisten Tänzerinnen (und wohl auch Tänzer) die Intimität des Tanzes in einer Tanda danach vorbei ist...Frau genießt die Nähe, und erfreut sich dieser vielleicht auch bei einem der nächsten Tänzer.

Nun bin ich jemand der sehr gerne eng, in erster Linie beim Milongarhythmus, tanzt. Und derzeit ist das mit einer Dame so, dass das schon mehr Gefühle geweckt hat...und sie auch gerne so mit mir tanzt..

Jetzt ist die Frage...ist mehr im Sinne beider...oder gilt das übliche, also vertikal, aber nicht horizontal.

Für mich ist diese Unverbindlichkeit, wo kurze Zeit auf Nähe und Innigkeit gemacht wird und dann schnell Ciao und der/die Nächste, nichts. Wahrscheinlich entspricht das dem Ursprung des TA, aber ich sehe darin mehr so etwas wie eine Befriedigung von Eitelkeit mit Showelementen und Reviergehabe, und in manchen Fällen auch ein Abchecken, ob da was Sexuelles geht. Und alles nur für eine Tanda, wegen der starren, wenn auch ungeschriebenen Regeln.

Was ich im Tango suche, ist die wirkliche Verbundenheit mit dem Partner, nicht die temporäre für eine Tanda.

Es wird immer viel von Corazon und Erotik gesprochen beim Tango... Auf Milongas sehe ich das nicht wirklich. Für mich geht das halt nicht häppchenweise. Außerdem sind vielleicht die Frauen sexy angezogen - aber die interessieren mich nunmal nicht. Und die Männer in ihrem Schlabberlook... Naja.

Tango Argentino ist ein schöner Tanz, aber mit Fremden meinerseits nur Spaß ohne Innigkeit und Erotik. Dafür brauche ich einen festen Partner, auf den ich mich wirklich einlassen mag.

Absichtslos also ja, Nähe geht so und "mehr" - nee, das nicht mit irgendeinem Tanguero, nur weil man eine Tanda zusammen tanzt.

Reden hilft an dieser Stelle …

Ja, so ähnlich empfinde ich manchmal auch.
Man muss sich aber klar machen, daß dieses Gefühl nur temporär vorliegt. Ist so ähnlich wie bei einem Urlaubsflirt, nur kürzer.
Ich genieße diese wenigen Minuten daher um so mehr.

Ich finde es nicht wirklich einfach auf Milongas Partner für mehr kennenzulernen.
Wie Bad Girl schrieb, tanzt man meist eine Tanda zusammen und nicht mehr..
Bis sich hier Verbindlichkeit entwickelt in der Tangoszene kann viel Zeit vergehen..
Und spontan für mehr sich einig sein...
...ich glaub´s nicht.. tja leider.. manchmal..

"Absichtslos" funktioniert nicht, das würde bedeuten dass ich keine Absichten habe.

Ich kann meine Absichten niemals aus stellen, wenn ich in die Nähe einer mir bis dato unbekannten Dame komme. Tatsächlich versuche ich immer abzuklären, ob körperliche Absichten möglicherweise entstehen könnten.


Wie ganz viele andere Aktivitäten ist Tanzen und insbesondere TangoArgentino ein toller Türöffner. Gerade weil es in einem fest abgesteckten Rahmen stattfindet kann man hervorragend feststellen wer zueinander passt.

Ich hatte noch nie Schwierigkeiten, nach einen Tanda mit der Frau meiner getanzten Sehnsucht ins Gespräch zu kommen.
Denn wenn es harmoniert, ist das eine Art Resonanz, die beide empfinden. Dann spricht auch nichts gegen eine zweite Tanda und/oder eine Fortsetzung auf dem Heimweg.

Nun passt es sehr sehr selten richtig richtig gut. Ich meine, gerade das ist ein Indiz dafür, dass beim TA viele Sinne angesprochen (oder auch nicht angesprochen) werden.

Ach ja, dazu kommt, dass was sich gut auf der Tanzfläche anfühlt muss nicht automatisch im Bett ebenso sein.

Ja wirklich?
Das sagt dich so schnell.
Aber wenn ich zurück schaue kann ich mich an kein einziges "nicht gutes" Gefühl im Bett erinnern.
Irgendwie hatte ich da wohl immer noch die richtigen Filter dazwischen.

Naja, aber das ist ja der Totschläger für alles. Man lernt niemanden nur im Bett kennen. Zumindest bei mir lag noch nie einer zufällig, alles war super und dann sagt er mir, dass er auch noch Tango tanzt. ♥️

Wenn es nur bei 1 Tanda bleibt, dann war es nicht gut. Darum geht es ja beim Tango, daß die Folgende sich in den Armen des Führenden so wohl fühlt, daß daraus mindestens 2, 3, viele Tandas werden.
Ich tanze seit 2003 Tango. Mit einem Tanzpartner zu tanzen, mit dem man auch sonst verpartnert ist, ist ... schwierig, da muss die Beziehung völlig im Reinen sein, sonst funktioniert die Führung nicht. Ich kenne ein Profi-Paar, daß schon gaaaaanz lange auch sonst verpartnert war und nach der Geburt des 1. Kindes hat das Tanzen nicht mehr funktioniert.
Das Glück, mit einem Unbekannten zu tanzen, mit dem die Körpersprache gleich funktioniert, hat man ja nicht immer, da bleibt's dann (höchstens!) bei 1 Tanda. Wenn es passt und man denjenigen vielleicht sogar wieder trifft und das mit dem Tanzen einfach so richtig innig passt, würde ich persönlich diese gute Tanz-Beziehung nicht für Sex auf's Spiel setzen!

" das mit dem Tanzen einfach so richtig innig passt, würde ich persönlich diese gute Tanz-Beziehung nicht für Sex auf's Spiel setzen!"

zhagra, das ist eine bedeutsame Aussage.
Gefährdet das Eine das Andere?
Ist Beides nicht/schwer möglich?
Sollte ich mir in der Schlussfolgerung einen weniger guten Tänzer/Tänzerin für die horizontale Tanda wählen?
Und tatsächlich habe ich mir kürzlich auch diese Frage gestellt.
Und wünscht man sich nicht doch Beides in einer Person?
Wenn sich der Körper beim Tanz gut anfühlt... ist schon schwer.

Ich hab' - schon seit Jahren - einen gelegentlichen Tanzpartner aus Viersen, der oft nach Bonn zum openAir-Tango am Rhein kam, und tanzt-technisch passt es richtig gut, wir waren zusammen in Prag auf'm Tango-Festival, in Bremen und HH, haben auch im selben Bett gepennt, haben aber beide keinerlei Interesse am Anderen, können nur wirklich gut miteinander tanzen.
Beim nackten Tange in Stuttgart (schon gaaaanz lange her) hab' ich jemanden kennengelernt, mit dem es tanz-technisch so richtig gut funktioniert, den ich seither auch jedes Jahr zur Milonga Fantasia Intima in Offenbach treffe und bin auch schon ganz kurzfristig nach Wuppertal in's ADA gefahren, weil er da in der Gegend beruflich einen Termin hatte, aber es käme uns beiden niemals in den Sinn, daß was an Kommunikation beim Tanzen so richtig gut zwischen unseren Körpern funktioniert, anderweitig zu probieren...
Tango ist - für mich - was völlig Anderes als Sex ... klar, es ist sehr intim, "Gehen in inniger Umarmung", aber das heisst ja nicht, daß derjenige mich sexuell triggert... wenn mein Tanzpartner mich sexuell erregen würde... ich glaube nicht, daß ich mich dann noch auf's Tanzen konzentrieren könnte...

Das ist sehr interessant zhagra.
Ich kenne das durchaus auch und war schon mit Tanzpartnerin in Urlaub und im selben Bett geschlafen ohne weitere Bedürfnisse.
Und doch kommt es vor das ich mich für eine Tänzerin interessiere weil mich ihre persönlichkeit kickt.
Und die Gegenfrage ist : wo sollte ein leidenschaftlicher Tänzer eine Geliebte finden wenn nicht beim Tanzen?

Es entspricht meiner Beobachtung, daß sich viele Singles beim Tango kennenlernen und nach einiger Zeit als Paar zusammen sind. Und nach einer Trennung häufig der/die nächste Tanguero(a) folgt.

Viele Singles lernen sich beim Tango kennen, aber nur vereinzelt bilden sich Paare (für Beziehung oder Freundschaft+)

Ich glaub das liegt daran, dass die Tango Communitie selbst in größeren Städten sehr überschaubar ist.
Da fehlt dann ein wenig die Leichtigkeit. Wenn man weiß dass es immer alle mit bekommen wenn was läuft.
Und auf den Eingangspost zurück zu kommen.. Spontan und gleich zusammen...
Nicht beim Tango!

Es passiert nur ganz selten, dass ich einen Tänzer, mit dem der Tanz toll harmoniert, auch als Mann interessant finde. Selbst bei den herausragenden Tandas ist es höchstens einer von 20 oder 30, den ich vielleicht daten wollen würde.
Daher bin ich sehr froh, wenn nicht die restlichen 19 oder 29 Männer oder gar die Männer aus den mittelmäßigen Tandas versuchen, mich anzubaggern oder nach meiner Nummer zu fragen. Das würde mir ernsthaft den Tango kaputt machen, wenn ich da häufiger plump angemacht würde, was zum Glück nicht der Fall ist.
Es gilt für mich also einmal mehr, dass Männer wenn dann sehr feinfühlig vorgehen und eher der Frau den Vortritt lassen oder vielleicht geschickt eine Brücke bauen sollten, was näheren Kontakt betrifft.
Dann würde ich es für mich auch nicht ausschließen, in der Tangoszene einen neuen Partner zu finden. Es wäre ein großartiges verbindendes Hobby und man könnte gemeinam auf Tangoreise gehen. Allerdings ist es ungünstig, wenn man nach einer Trennung die Person weiterhin regelmäßig antrifft und es womöglich noch blödes Gerede in der Szene gibt. Hat also Vor- und Nachteile.

Das wäre für mich auch ein Grund, nicht in der Tangoszene nach einer Partnerin zu suchen. Bei den Paaren, die sich (in letzter Zeit) trennten, gehen sich die Beteiligten aus dem Weg.

Ich genieße die Nähe beim Tango, und das in ganz seltenen Fällen wird dadurch auch die Phantasie angetriggert zu der Überlegung ob sich daraus auch erotische Nähe ergeben könnte ... dabei bleibt es in der Regel.
Ein Aspekt der mir immer wieder Leid tut ist der, dass ich mit meinen 160 mit Männern über 185 gar nicht in enger Umarmung tanzen kann, da fehlt das Schönste vom Tango.

Ich kann ehrlich gesagt das Wort "absichtslos" nicht mehr hören. Und es ist in meinen Augen nicht passend, da es oft einfach nur dazu benutzt wird, seine wahre "Absicht" zu verschleiern.

In meiner Welt sieht das so aus:
-mit voller Absicht gehe ich in die Begegnung im Tanz
-mit voller Absicht gehe ich in eine herzliche Verbindung
-mit voller Absicht möchte ich kein sexuelles Abenteuer aus einem Tanz gestalten

Auch im Tantra bin ich nicht absichtslos:
-mit voller Absicht verschenke ich mich und berühre den anderen Menschen
-mit voller Absicht treffe ich die Entscheidung, das meine Sexualität während dieser Zeit keine Rolle spielt

Es geht hier, wie daraus ersichtlich ist, um die Klarheit meiner Entscheidung und wie ich es kommuniziere.
Es ist nichts, aber auch gar nichts verwerfliches daran, aus einem Tanzabend mit einer tollen Begegnung nach Hause zu gehen. Aber auch dann bin ich nicht absichtslos.

Aus meiner Sicht ist dieses Wort derzeit in einem Kontext unterwegs, in dem es einfach missverstanden und missbraucht werden kann.

ganz sicherlich versteht @*********Limit was absichtslose Nähe ist
und es ist bekannt: ich bin kein Freund von so pauschalen Aussagen/Urteilen,
denn das ist ungerecht allen gegenüber, die gerne absichtslos leben
und sich bewußt sind, was das bedeutet

absichtslos-

ich mag das Wort und die Stimmung, die dieses Wort aufzeigt-
eine Improvisation im Hier und Jetzt -
fast wie Jazz
ohne Erwartungen an den anderen zu stellen

........

und um die Frage der Themeneröffnung zu beantworten

ich bin so konditioniert:
Hingabe an die Musik, den Tanz und aneinander
... auf der Tanzfläche
und danach wieder auseinandergehen...

ich freu mich dann besonders auf weitere Tänze...

Absicht ist laut Wörterbuch
"fest beabsichtigtes Wollen"

Ich bin ein zivilisierter Mann und stelle mein sexuelles Wollen hintenan.

Es wäre unaufrichtig zu behaupten,
dass ich prinzipiell nie beim Tanzen sexuelle Wünsche hätte.
Es passiert aber tatsächlich relativ selten.