Was macht den Tango zum Tango?
Meines Erachtens das wesentliche Merkmal, dass er nicht standardisiert ist - es gibt keine reine Lehre des Tangos, daher auch selten ein Falsch und kein eindeutig vorgegebenes Konzept, an dem sich Tango-Lehrer halten müssen. Bestenfalls Konventionen und es gibt Codigos.
Es gibt keinen Grundschritt. Tango wird im Parallel- und im Kreuzsystem getanzt, wodurch fast doppelt so viele Figuren möglich sind zu tanzen im Vergleich zu den Standard-Latein-Tänzen und seine Vielfältigkeit, die scheinbar gegen unendlich geht.
Es gibt die individuelle Möglichkeit der Interpretation der Musik, des Tanzens im Paar - Führen und Folgen oder nicht - und der Weiterentwicklung.
Und er ist Kultur, gesellschaftliches und soziales Element, Lebensgefühl - in Summe mehr als ein Tanz.
Das alles ergibt ausreichend Nahrung für Kontroversen unter den Protagonisten.
Was macht für mich Tango zum Tango?
In einer Umbruchphase, eigentlich Sollbruchstelle, nun seit fast exakt 2 Jahren und einem Monat bewege ich mich im Tango. Eine Tanguera hatte mich kurz zuvor auf Eigenheiten des Tango und Besonderheiten, die beim lernen im Vergleich zu Stanard-Latein bedeutend sind hingewiesen - und sie hatte recht. Ein Zwei Monate später hat der Tango mich entdeckt und ich ihn - beginnend mit der Schule eines ehemaligen Tanzpartners von Alejandra Mantinan. Es gab auf dem Weg Begegnungen, die mir geholfen haben und weiterhin zeigen, den Tango, meinen, für mich zu entwickeln und zu finden. Den Tango zu entdecken ist für mich etwas Neues, eine komplette neue Lebenserfahrung.
So oft ich auf Milongas bin und Paare in Tandas beobachte, es bestätigt sich jedes Mal, Tango ist individuell. Nicht in jedermanns Tango ist der meine.
Ebenso wenn ich selbst zur Tanda auffordere oder aufgefordert werde und die Umarmung beginnt, Tango und seine Tänzer sind individuell - es ist spürbar - eine Begegnung in der Interpretation der Musik im Dialog der Bewegung.
Tango ist für mich Begegnung mit mir selbst - mich selbst immer wieder neu begegnen, finden und erfinden - und Begegnungen im Social-Life, vielfältig, achtsam, nachhaltig, besselte Nähe in der Umarmung, Paarbewegung in der Musik, Temperament, Leidenschaft, Kontrabass, Bandoneon und Violinen...
Und ein Herbstgeschenk für mich, ein Lebensgefühl u.a. mit den Gedanken an die Tango-Spelunken von Buenos Aires als Etappenziel... bis zum letzten Tanz über die Brücke tanzend.