Wie so oft...
... sind die Erfahrungen nicht immer gleich. Bei meinem ersten Besuch im Maihof habe ich meine Begleitung auf der Heimfahrt nur gefragt: "Was um alles in der Welt war denn das jetzt?"
Ich habe dort als Neuling eine ganz andere Erfahrung gemacht: Ein sympathisches Paar in der Sauna; erzählt von sich, wir von uns und dann trennen sich die Wege, aber eine Eindrück der Berührung bleibt... Ölmassage auf der warmen Steinbank, nur wir zwei.
Dann die herzliche Aufnahme in einen kleinen Kreis, eher ein Sekt- als ein Kaffeekränzchen: "Komm, setz Dich dazu. Wo ist Deine Partnerin? Wo kommst Du her? Wie heißt Du? Das ist Kurt, das ist Monika... das erste Mal hier? Und, wie findest Du es?".
Mich hatten diese Erlebnisse sehr verwirrt, kenne ich solche Zugewandtheit sonst nicht in der Normalgesellschaft, hatte es hier nicht erwartet. Später ein Kontakt an der Bar, Einladung zu einem Getränk, Gespräch, Sympathie, ein sehr offenes Erzählen aus dem eigenen Leben... auch die Begegnung fand in Achtsamkeit und Gefühl statt, im Kellergewölbe.
Tja, und jetzt lese ich von anderen Erfahrungen an derselben Stelle, mit anderen Menschen, genauso real wie meine eigenen:
... diverse Dinge hatten mich aber gestört. Das schlimmste fand ich diese Konsumentenhaltung .. einfach einen gewissen respektlosen Umgang ... Paare vereinigen sich und direkt daneben ein lautes Kaffee-kränzchen.
Ich habe auch Leute erlebt, mit denen ich in keine Begegnung gehen möchte, z.B. hier im JC. Vor einigen Tagen bekamen wir folgende Antwort:
"Wir wollen einfach nur geil mit Euch poppen! Dies gleichzeitig ohne langes Vorgeplänkel etc. Wir sind hier auf JC und in keinem sozialpädagogisch angehauchten Selbsthilfeforum. Den akademischen und wissenschaftlichen Anspruch verwirklichen wir im Rahmen unserer Dissertationen und dies nur tagsüber zwischen 9 und 21 Uhr. Danach lassen wir unseren Trieben freien Lauf. Wie gesagt, Ihr scheint in diesem Forum fehl am Platz."
Tja, hatte ich doch nur gebeten, ein wenig mehr von sich zu erzählen, bevor wir ein Treffen ausmachen. Und schon würden wir hier exkommuniziert, wenn der Schreiber nur die Macht dazu hätte. Irgendwie muß ich da einen Knopf gedrückt haben, der zu solchen Äußerungen führt, da muß es wohl ganz schön geschmerzt haben. Aber besser jetzt im Stadium des Briefeschreibens als in der Begegnung. Da gebe ich mir und uns den nötigen Schutz und beende den Kontakt...
Ich gestehe: Ich habe auch bei Tantraveranstaltungen Leute getroffen, mit denen ich keine Berührung oder gar Begegnung wollte. Ich lasse das zu und bleibe in Verbindung mit meiner eigenen Sehnsucht, gleichzeitig teile ich mich einfühlsam mit. Bei Tantra-Events habe ich auch die Erfahrung geamcht, daß für alle genug da ist, kein Geknauser, Mangelland oder Wasser im Wein.
Daß Swinger keine Gefühle aufkommen lassen wollen, ist wahrscheinlich nicht für jeden Swinger zutreffend. Ich lese hier auch immer wieder: "Freundschaft gewünscht, die über die Bettkante hinausgeht". Das sind ganz sicher Gefühle von Freundschaft, Kontakt und Verbundenheit, die gelebt werden wollen.
Im Augenblick spüren wir als Paar nach, wohin uns unserer gemeinsame Sehnsucht treibt. Der geschützte Raum einer tantrischen Veranstaltung hilft uns, neben unseren Ängsten auch unseren Lüsten zu begegnen. Dabei hebe ich den Sex nicht auf den Altar und spreche von "heiligem Sex". Der Sex ist mir so heilig wie jede andere Aktivität, die ich in Liebe und Verbundenheit tue. Und den energetischen Aspekt habe ich auch noch nicht betrachtet und tue das vielleicht an anderer Stelle...
Sicher planen wir kein Besuch in einem Swingerclub, wo sich gelegentlich 15 Männer um ein Paar scharen und onanieren, dazu reicht unser Bedürfnis nach Sich-Zeigen nicht. Mich macht das eher traurig, weil ich die Verkapselung der Einsamen so direkt erlebe und mich das sehr anrührt, nicht aber anmacht.
Ein Pärchenclub ist vielleicht geeigneter, oder eine private Party wie die NoES hier im JC. Demnächst planen wir den Besuch einer tantrischen Party im Frankfurter Raum, für die typischerweise noch Frauen gesucht werden (Verteilung wohl so wie hier im Tantra-Forum!). Danach kann ich mehr sagen.
Wir sind keinen Suchenden, sondern irgendwie gestaltet sich unser Paarleben als Finden, indem wir aus unseren Zweierbegegnungen gelegentlich Möglichkeiten gestalten und dann passiert's. Und auch nicht. Wir lernen, damit nicht im Widerstand zu sein: Eine Reise ins Jetzt. Und mittlerweile denke ich, daß wohl jede dieser Möglichkeiten Begegnungen von Sex, Herz und Geist ermöglicht. Nicht in gleicher Wahrscheinlichkeit, wohl wahr, dazu beachte und schätze ich die Erfahrungen anderer und unsere eigenen.
Die Triebkraft: Neugier, Leidenschaft, innere Stärke, Mut, Entdeckerlust...
Nigromontan