FAQ: Was ist Tantra überhaupt ?
Frage:Was ist Tantra ? Was bedeutet es ? Woher kommt Tantra ?
Was will Tantra ?
Gute Frage und gar nicht so einfach in wenigen Zeilen zu beantworten.
Tantra bzw. Tantrismus is keineswegs eine oder nur eine fernöstliche Sexualpraxis. Das würde Tantra völlig sinn-entleeren und seiner religiös-philosophischen Inhalte und Traditionsdimensionen berauben.
Unter einem Tantra versteht man zunächst einmal eine spirituelle Schrift - im weiteren Sinne ist Tantra die Kurzform von Tantrismus.
Tantrismus ist in seinem Kern ein ganzheitliches Konzept in dem der Mensch nach unten (zur Erde) wie nach oben (zum Kosmos) eingebunden ist. Die kosmische Allverbundenheit sozusagen. Der Mensch in all seinen Schattierungen wird hier achtsam angenommen. Sexualität spielt in Tantrismus eine große Rolle. Als Sexualität wird hier die Energie zwischen den weiblichen und männlichen Polen im Kosmos verstanden. Diese kann und sollte zur Weiterentwicklung nutzbar gemacht werden. Das Ende allen Leidens ist die Vereinigung dieser Pole. Daher ist auch die körperliche Vereinigung ein Symbol für den Tantrismus. Jeder der schon mal dieses tiefe innige Nähegefühl von gutem Sex erlebt hat ... dieses Gefühl als wären 2 Teile einer gebrochenen Bronzevase zusammengefügt ... diese Gefühl welches unabhängig von Orgasmus und kurzfristiger Geilheit ist ... dieses Gefühl welches einem auch am Tag danach noch in Watte packt und die Welt als eines erleben lässt ...weiß was hier gemeint ist. So muß sich das Nirvana anfühlen. Und genau da setzt Tantra auf.
Die sexuelle Energie hat viele andere Namen und Gesichter , ob nun Libido, Kundalini, Erotik, Chi oder sonstwie genannt. Im Tantrismus wird sie als starke Kraft anerkannt, die uns antreibt, Dinge zu tun, die wir sonst vielleicht nicht tun würden. Wer hat nicht schon unsinniges aus Verliebtheit getan ?
Hier wird anerkannt, daß wir alle sexuelle Wesen mit sexuellen Wünschen und Sehnsüchten sind. Aber wie explizit die Sexualität im Tantra Raum bekommt ist ganz nach tantrischer Ausrichtung unterschiedlich. Nacktheit ist ein natürlicher Zustand. Sexuelles Verlangen etwas natürliches.
Ein wichtiger Aspekt dieser Sexualität ist die Liebe. Tantrische Sexualität versucht immer Liebe (Herzchakra) und Sex (Nabelchakra) zu verbinden. "Liebe Deine Nächsten wie Dich selbst" ist durchaus tantrisch aber nicht unbedingt "Begehre nicht Deines Nachbarn Weib". Letzteres ist aus tantrischer Sicht normal, wenn die Nachbarin entsprechende Energien in Dir zum klingen bringen. Aber Tantra bedeutet nicht dem ganzen nachzugeben wie es Dir passt. Deine Handlungen sollten durchaus auch die Achtsamkeit und Mitgefühl für Deine Umgebung mit einschließen.
Tantra hat eine uralte Tradition im indischen und tibetischen. Noch heute existieren in Tibet tantrische Schulen. Insbesondere im buddhistischen Tantra. Wie der Buddhismus auch ist Tantra - welches im übrigen nicht rein religiös ist, aber durchaus sein kann - ein Weg der Entwicklung. Der Entwicklung meiner selbst zu einem besseren Wesen. Dazu gehört die völlige Annahme meiner selbst - des Körpers wie des Geistes.
Tantra sieht kein schwarz und kein weiss. Im Tantra sieht man alle Farben ... von schwarz bis weiss. Tantra ist dennoch kein Weg der Beliebigkeit sondern der Toleranz und des Verständnisses. Auch hier bedeutet die Vereinigung aller Gegensätze das Ende des Leides. Daher sind alle Aspekte in Ihrem Anspruch zunächsteinmal anzuerkennen. Auch die berühmten Schatten und Abgründe des Charakters. Es gibt im Tantra kein Gut und kein Böse. Letztlich eine Frage des Standpunktes.
Was gut ist, bestimmt man letztlich für sich selbst und durch Selbsterkenntnis. Daher gibt es im Tantra keine Dogmen, keine Tabus, keine Rangordnung und keine Instanzen und Institutionen. Die Rolle des "Gurus" als Partner und Spiegel zur Fortentwicklung ist ganz in der indischen und tibetischen Tradition angelegt.
Letztlich arbeitet das Tantra in seinen vielen Facetten mit Methoden sexuelle Energien (inbesondere im Zusammenhang mit der Liebe) gezielt zu erzeugen und dann für die Weiterentwicklung seiner selbst zu nutzen, dazu dienen unter anderen Meditation (aktive wie passive), Yoga-Übungen, Chakren-Arbeit, Mantren, Yantra sowie und im besonderen Rituale in der Gruppe.