Dann will ich mal versuchen,
den Bogen zurück zu spannen.
********nds2:
eigentlich wollte ich auch überhaupt nicht auf das Thema "Steuer" herumreiten.
Aus der Frage, wann Prostitution anfängt, ist ja nicht klar ersichtlich, ob nun einer/s jede/n allein subjektive Meinung gefordert ist. Hier kommt ja dann zwangsläufig die Frage nach der "amtlichen" Definition auf, sofern es denn eine gibt, und die wird aktuell von der Auffassung der Kommunen geprägt und noch vor nicht langer vor den Finanzgerichten diskutiert, das Ergebnis rief, m. E nicht zu Unrecht, Unmut hervor, weil eben die "seriösen" Tantramassagen-Anbieter/innen sich doch deutlich trotz des sexuellen Bezugs einer solchen Massage von anderen Sexualdienstleistungen abgrenzen wollten.
Meine persönliche Meinung: Ich selbst empfinde es nicht als Prostitution, denn die Tantramasseurinnen, die ich bisher kennengelernt habe, prostituieren sich ja gar nicht. Das heißt, sie geben, aber geben sich nicht hin. Genau genommen soll ich sogar bei der Massage ganz bei mir sein, und ich bin es, denn die Augen bleiben zu 95% geschlossen. Also noch nicht einmal visuell "Appetit holen" ist hier gefragt, hätte ich es nicht selbst erfahren, würde ich es wohl keinem anderen Mann glauben, dass das gar keine Rolle spielt und das Erleben nicht mindert. Zudem sind selbst ausnahmsweise Berührungen, sofern sie in den Ablauf der Massage integriert sind, von bestimmter Bedeutung und sollen die Wahrnehmung in eine bestimmte Richtung lenken; inwieweit die zugelassen sind, wann, wie oft, wie lange (und wenn, dann meist nur kurz), bestimmt allein die Masseurin. Interaktiv ist hier also gar nichts. Bei der Prostitution dagegen geht der (in der Regel) Mann seinen sexuellen Bedürfnissen nach und fordert hier ein interaktives Handeln ein, auch wenn es selbstverständlich auch hier klare Grenzen gibt, die von der Prostituierten (ich bleibe jetzt bei dem Begriff, ob Hure oder Sexworkerin angebrachter ist, lasse ich hier stehen) gezogen werden können. Der Rahmen ist aber so weit gefasst, dass der Freier weitgehend seine Vorstellung nach eigenem Ermessen ausleben kann und sich "nimmt", wonach er begehrt. Hierin sehe ich für mich die Abgrenzung, ich will sie mir nicht infrage stellen lassen und werde sie nicht diskutieren. Das andere das anders definieren, kann ich respektieren.
Aber: Warum ist das denn überhaupt so wichtig? Es mögen zwei unterschiedliche Formen persönlicher, körperlich bezogener Dienstleistungen mit sexuellem Hintergrund sein, allein aus dieser Differenzierung heraus aber eine qualitative Abgrenzung treffen zu wollen, scheint mir nicht gerechtfertigt. Der Unterschied zwischen seriös und unseriös kann doch nur in der richtigen Darstellung des Angebotes liegen. Es muss ganz klar erkennbar sein, was angeboten wird und was nicht. Hier gibt es sicher die berühmte Grauzone; nicht nur, dass vielleicht Männer mit falschen Erwartungen zur Tantramassage kommen, sondern auch der (weil nicht geschützte) Gebrauch des Begriffs Tantra im Zusammenhang mit eindeutigen Prostitutionsdienstleistungen.
Aber erstens: Gäbe es eine gesetzliche Zertifizierung des Begriffs Tantra gemessen an der historischen Bedeutung, dürfte hier fast nichts im Westen angebotene, und sei es in noch so guter Absicht, diesen Begriff tragen, und insbesondere "Tantra"-Massagen würde es gar nicht geben.
Und zweitens: Soweit aus einem mit Tantra bezeichneten "Rotlichtangebot" klar aus der Beschreibung hervorgeht, worum es sich handelt, kann man dieses nicht grundsätzlich als unseriös bezeichnen. Ich brauchte zwar einige Übung anfangs, es lässt sich bei der Ansicht einer Homepage oder Anzeige eigentlich ganz gut erkennen, was angeboten wird. Und es gibt auch die, die eine Tantramassage-Ausbildung gemacht haben, also "richtig" massieren können, aber ihren persönlichen Grenzbereich, was Berührungsumfang und sexuelles Lusterleben angeht, weiter gefasst haben. Es wird schwer werden, da eine genaue Grenze ziehen zu wollen. Die Eigenverantwortung, für sich zu bestimmen, was für einen selbst richtig ist, kann einem keiner nehmen.
Lässt man also wertende, urteilende Aspekte weg und ebenso die Begehrlichkeiten unseres Staates nach Steuern und Prostitutionsbeschränkung oder -verbot, stellt sich mir die Frage, wofür eine fremdformulierte, exakte Abgrenzung zwischen Prostitution und keine Prostitution nützlich sein kann, schafft es nicht nur wieder mehr (Vor-) Urteile?
Allein wichtig ist mir, wie gesagt, eine verständliche Abgrenzung in der Sache, zum Beispiel, dass kein Geschlechtsverkehr angeboten wird, aber auch die Darstellung des benannten Angebots Tantramassage, so wie es auf den meisten Homepages umgesetzt wird. Und diese Verantwortung sollte wieder bei den einzelnen Anbietern/innen liegen, und nicht etwa bei einem einzelnen Verband. Dieser kann jedoch gute Leitlinien entwickeln; diese sollten aber auch stetige Anpassung erfahren und einen ausreichenden Rahmen für die individuelle Bandbreite im Angebot lassen. Vielleicht ist das der Weg, das zu erreichen, was hier offenbar von vielen gewünscht ist: Die Wahrnehmung einer ganz seriösen Sache in der breiten Öffentlichkeit.