was für ein dschungel...
für die einen ist prostitution, wenn man etwas gegen geld macht, was man eigentlich nicht will.
für andere ist prostitution etwas, was mit sex zu tun hat.
und aus diesem unheiligen dreiklang 'sex - geld - nicht freiwillig' entstehen dann weitere probleme.
weil sex nach unserer kuturellen prägung nämlich immer etwas mit liebe zu tun haben muss. und geld eben nicht. geld als tauschware (genau, goldenhands) hat über-überhaupt nix mit liebe zu tun.
und hier beginnt das dilemma, das eigentlich ein trilemma ist. für uns als einzelne genauso wie für den gesetzgeber.
als ich weiter oben schrieb, dass es zeit sei, dass sich was ändere, meinte ich damit nicht, dass tantra endlich akzeptiert gehört und staatlich abprüfbar (wie das möglich wäre, ist mir leider auch nicht klar). ich meinte, dass unsere gesamtgesellschaftliche scheu bei gleichzeitiger faszination vor dem thema sexualität sich verändern müßte.
wir sind inzwischen mit allen wissenswassern gewaschen, aber haben wir dadurch besseren sex?
wir beachten kaum noch nackte, lange beine bis zum anschlag oder brüste und pos auf werbeplakaten, aber sind wir wirklich schamfreier geworden?
sexualität ist immer noch das große, aufregende tabu.
ein zeichen davon ist es, dass es keine staatliche prüfung zum sexualtherapeuten gibt, erst recht nicht zu einem, der evtl. sogar kopf- und körperarbeit (und auch am genital!) in seiner arbeit vereint. das ist nach unserem traditionellen leib-seele-schisma wohl nicht möglich, auch wenn das bestimmt heilend wäre
wir behelfen uns also mit notlügen und notlösungen.
tantramasseure sind keine heiler und keine prostituierte, sondern 'irgendwas dazwischen', tantramassage gegen geld ist unmoralisch oder nicht, oder auch irgendwas dazwischen, sexualtherapie behilft sich mit gesprächen und erklärungen, anfassen verboten, und alle körpertherapeuten machen einen großen bogen um die berührung der geschlechtsteile, immer in der angst, vom klienten oder vom staat falsch verstanden zu werden...
wie kacke ist das denn alles.
(sorry für den ausdruck)
aber es ist frustrierend. und wir müssen immer weiter auseinanderdividieren, erklären, zuordnen. wir brauchen das wohl, für eine mental saubere sortierung, weil uns das thema sexualität keine ruhe lässt.
und dieses neue gesetz versucht, seinen teil dazu beizutragen. ich habe ein wenig im entwurf herumgelesen, und ich habe das gefühl, es ist vorrangig zum schutz der prostituierten gedacht. ich bin da zuversichtlich, dass in den meisten fällen die single-anbieter der tantramassage weniger im fokus der aufsichtsbehörden stehen, einfach, weil die priorität - wie effizient dann auch immer - bei der kontrolle von zwangsprostitution, menschenhandel und einem geregeltem arbeitsumfeld auch in bordellen liegt.
mittlerweile arbeiten auch in ämtern menschen, die sich mit tantra auskennen. die zeit arbeitet vielleicht für uns, und wikipedia kann ja auch jeder nachlesen. aber was in der gesellschaft so ganz langsam bewußter um sich greift (und danke an tantra - und an lilo wanders und paula und andro mit seiner 'tantischen sexualtherapie' und vielen anderen, die grenzgänge versuchen und scheinbar unvereinbares verbinden), ist das bedürfnis, aufzuwachen und andere zuordnungen zu probieren.
ich hoffe noch.