@Boris
@***is
Lieber Boris,
zu:"wenn ich eine Meditation anleite, dominiere ich ja im gewissen Sinne auch. Aber es besteht eine Freiwilligkeit sich einzulassen oder aufzustehen und zu gehen."
Das ist bei mir in KEINEM Fall anders!
"Mein" Tantra ist in einigem sonst sicher nicht wirklich von dem von Dir geschilderten Weg unterscheidbar. Für "mich selbst" spielt so etwas wie BDSM etc. keinerlei Rolle. Es gibt Menschen, die ich länger oder auch kürzere Zeit auf ihren Wegen zu ihrer individueller Freiheit achtsam begleiten darf.
Wir Beide sind uns wohl einig, das "Techniken", auch sog. tantrische Massagen, etc. nicht Tantra "ausmachen". Ich bin auch kein BDSMler oder was auch immer, der nebenbei tantrische "Techniken" anwendet. Ich bin auch nach Deinem Verständnis überhaupt kein BDSMler.
Im Tantrismus bewirkt nicht Gott sondern der Guru/Lehrer die Befreiung; der Guru ist hier das Mittel zur Befreiung (siehe Shiva Sutra II.6) und die Verkörperung der gnadenspenden Kraft "Gottes" (siehe Malinivijaya Tantra). Tantrisch war auch die philosophisch-spirituelle Ausrichtung z.B. Kabirs, die den geistigen Weg (Skt. Sadhana) bestimmte, den er praktizierte und lehrte. Kabir war ein Vertreter der Nirguna-Bhakti, wonach die höchste "Gottheit"
jenseits von Eigenschaften und Formen ist.
Nirguna-Bhaktas wie Kabir "glauben" an die eine,
absolute Realität (also ontologische Realität/Wirklichkeit)
die jedoch unmittelbar "im Herzen" (nicht die Kreislaufpumpe - für nicht Tantriker) erfahren werden kann. Was Kabir in seinen Werken als ‚Hari’ oder ‚Ram’ anruft, ist diese höchste, allgegenwärtige Realität, die Grundlage allen Seins.
Das Geheimnis der Befreiung liegt nach Kabir im Menschen selbst verborgen, in jener unbekannten Tiefe,
wo das Leben, wie wir es bisher kennen, "stirbt"
und wo Kala (bei Kabir häufig verwendeter Begriff für die Zeit als Form des Todes) verschwindet wie ein Geist bei Tageslicht – wenn die unauslöschliche Erfahrung “wie Millionen Sonnen” aufsteigt und dem Jiva (individuelle Seele) erlaubt, endlich in dem mystischen Sahaja-Zustand aufzugehen.
Nach Kabir ist der Sahaja-Zustand nur durch den
“Ich-Tod”
zu erlangen, d.h. wer ein Jivanmukta sein will,
ein zu Lebzeiten Befreiter,
muss notgedrungen ein “Jivanmrita” sein,
"einer der tot ist noch während er lebt."
dazu ist es vor allem erforderlich auch seinen "Schatten", seine destruktiven Seiten "wirklich" zu erkennen um diese dann "sterben lassen zu können".
Je nachdem wo sich der Schüler befindet,
wird er "dort" abgeholt und ihm sein Ich mit möglichst "allen Anteilen" (und nicht nur die, die nach aussen präsentiert werden oder an die, die man selbst so gerne glauben möchte) zunächst
bewusst gemacht / konfrontiert.
Stirbt das positive Ich zuerst oder allein, gewinnt ein destruktives die Macht...mit verheerenden Folgen...!
Mittel zur Bewusstwerdung "können" eventl. die 5 Ms sein...kommt aber allein auf das jeweilige "Ich" des Schülers an...
Um es mal sehr banal anschaulich zu machen, am banalen Beispiel "Essen".
Für einen Vegetarier kann es in dem Fall ggf. angebracht sein, sich zu überwinden, bewusst Fleisch zu essen.
Im Tibetischen (auch tibetischen Tantrismus) wird bei manchen Ritualen aus der Kapala (der verzierten und mit Silber (etwas antibakteriell) ausgekleideten Schädelschale eines verstorbenen sehr heiligen Mannes/Mönchs) z.B. ggf. Fleisch "geopfert".
(Nicht das da bei einigen das Kopfkino losschlägt: Hat nichts mit Kanibalismus etc. zu tun. Fragt ggf. mal z.B. den Dalai Lama)
Ich habe mich z.B. früher vor Käse geekelt.
Zur Auflösung dieses Ekels, bin ich in eine Gaststätte gegangen und habe mir eine riesige Portion Stinkekäse bestellt und langsam wahrnehmend gegessen.
Nach kurzer Zeit war der Ekel vollständig verschwunden. Das lässt sich hier sehr vereinfacht dargestellt so oder auch anders auf jede Wahrnehmung, Empfindung, Gefühle, Automatismen und auch denken etc. anwenden...
Habe ich ggf. z.B. eine Aversion gegen "Katholizismus", muss ich vielleicht eine
Zeit lang Katholik werden um davon "frei" zu werden....
Das Ideal des Sahaja-Avastha oder Sahaja-Samadhi zeigt ebenfalls einen deutlichen Einfluss des tantrischen Yoga, insbesondere das der Nath-Yogis. Anders als der Samadhi im klassischen Yoga Patanjalis, ist dieser höchste geistige Zustand nicht von der Abkehr vom Leben gekennzeichnet. Da nach tantrischer Philosophie alles Existierende ein Ausdruck des höchsten, göttlichen Bewusstseins ist, erlebt derjenige, der sich schließlich selbst als identisch mit diesem erfährt, alles im Lichte dieses Bewusstseins.
Der Kabbalist in mir drückt es sehr vereinfacht und sehr verkürzt so aus (weil hier mal Kabbalah erwähnt wurde):
...will ich durch Ain (u.a. das bekannte Unbekannte), Ain Soph (u.a. das unbekannte Unbekannte), Ain Soph Aur (u.a. das unendlich Unerkennbare) die absolute Freiheit erreichen, muss ich nach Durchquerung Tipharets in den Sephiroth und Keliphoth den Abyss (Abgrund) in
Daath durchqueren, wobei idealerweise nur mein Ich stirbt, den Ausgang zu Ain, Ain Soph, Ain Soph Aur, finden und völlig auf den Glanz, Ruhm, Macht, Reichtum, Gotteigenschaften, u.v.m.von Sephiroth Kether und von Keliphot Kether verzichten...
...alles sehr viel einfacher, vereinfacht angedeutet, als wirklich getan... und absolut nicht ungefährlich.
Namasté