Liebe Nurie,
dein Thread hat vieles in mir ausgelöst und mich gefesselt, da ich die Geschichte kenne, aber aus der anderen Warte...
So wie dir ging es meiner Partnerin - jahrelang, ohne dass ich etwas davon geahnt habe. Ich war glücklich auf meiner Insel, war mir nicht bewusst, dass vieles danebenlief. Weil sie es in sich hineinfraß, weil ich es nicht sehen wollte... Bis zu einem Wende-Punkt, wo sie so nicht mehr weitermachen wollte. Sie hat - ermutigt von einem lieben tantrischen Bekannten, den sie kennengelernt hatte - ihren eigenen Weg eingeschlagen. Ebenfalls über Puja und Raja Richardson. Den Zugang zu ihrer Sexualität, ihrer Weiblichkeit, ihrer Tiefe genommen.
Und ja, für mich war es unendlich schmerzhaft. Die Erkenntnis, dass ihr unser Sex all die Jahre nichts gegeben hat. Das Wissen, dass ich ihr all die Jahre Verletzungen zugefügt hatte, sie mit mir intim war, ohne dass ihr etwas gegeben hätte. Dass sie sich mir in dieser Weise nicht früher geöffnet hatte (aber hätte ich es vorher wahrgenommen?). Sie ging ihren Weg, wäre ihn notfalls auch ohne mich gegangen. Es war ein Weg, heraus aus unserer (alten) Beziehung, heraus aus unseren Familien und deren moralischen Ansichten und Forderungen, wie wir zu sein haben. Sie war sich der Richtigkeit des Weges so bewußt, dass sie ihn bedingungslos ging, alleine, aber offen für mich, sollte ich mitziehen können.
Und das war auch ein Wendepunkt für mich. Ich war aus meinem Weltbild (das zwar nicht top war, aber man biegt sich ja meist alles so zurecht, wie man es am liebsten hätte) herausgerissen und hing vor dem Abgrund. Die Trennung stand im Raum - eine Beziehung mit Kindern zu beenden. Hatte quasi die Pistole auf der Brust. Denn meine Partnerin hatte nun auch einen anderen Menschen, der sie verstand, der sie weiterführen konnte auf ihrem Weg ... Und man bewegt sich oft erst, wenn es nicht mehr anders geht. Der Mensch ist leider bequem und faul, viele verschlafen den Punkt, an dem sich etwas ändern sollte...
Dies war auch mein Weg in eine neue Beziehung zu meiner Partnerin, einer neuen Beziehung zu mir. Aufarbeiten alter Muster und Eigenheiten. Bedingungslose Offenheit, auch wenn sie unbequem und verletzend ist. Der Weg ins Sein, der Weg zum Herzen... Heute bedaure ich keine Sekunde, dass meine Frau diesen Schritt getan hat. Wir sind auf dem Weg, genießen jede Sekunde, sind wie frisch verliebt. Natürlich bleibt das Zurückfallen in alte Muster nicht aus, doch das wird mit Achtsamkeit und Bewußtheit offen und ehrlich bearbeitet. Und mir geht es wunderbar damit. Will sagen, ich möchte nicht zurück, auch wenn ich damals wohl nicht als Erster die Notwendigkeit für einen solchen Schritt gesehen hätte. Ich wollte nie wieder eine Beziehung, in der meine Partnerin die stille Leidende ist, und in dieser Rolle bleibt.
Diese Schilderung für dich vielleicht, um es aus der anderen Sichtweise heraus zu betrachten.
Du hast wohl gemerkt, was dir gut tut und was für dich richtig ist. Rainbowlovers haben es gut beschrieben. Du bist der Schlüssel für dein Glück. Und du solltest deiner Spur folgen, wenn du etwas ändern möchtest.
Logisch willst du deinen Mann mitnehmen. Ich spüre deine Verlustangst genauso wie die Sehnsucht, deinen Weg weiter zu gehen. Hierzu liest du vllt. nochmals das passende Posting von Boschn. Offen auch für Selbstreflexion mit dem Herzen (nicht mit dem Kopf). Und offen für die Erkenntnis: Du kannst dir dein Glück, deine Sexualität auch alleine geben. Wahre Selbstliebe macht und unabhängig vom Partner und dem Wunsch, ihn ändern zu wollen. Und sie löst etwas in uns aus. Sie macht uns weich, präsent und satt. Ermöglicht dir, deine Göttin, deine weibliche Kraft heraufzuholen und zu achten. Und das ist ein Zustand, der es dem Partner ermöglicht, wieder auf uns zuzugehen und an sich selbst zu arbeiten.
Denn je mehr du diesen Zustand, den du wünschst, ersehnst und vermisst, desto mehr wird er sich dir entziehen, da dein Partner sich immer mehr unter Druck und im Handlungszwang sieht - sich somit nicht von innen heraus verändern kann. Und du dein Glück von deinem Partner abhängig machst. Wenn du dich unabhängig von ihm auf deinen Weg begibst, kann er dich wachsen und entfalten sehen. Kann er die positiven Seiten sehen. Kann er sich frei entscheiden, ob er den Schritt mitgehen kann oder nicht.
Ich weiß, dass das leicht dahingeschriebene Worte sind, die Verlustangst macht uns hier immer einen Strich durch die Rechnung. Mich hat es damals fast zerrissen, die Vorstellung, wir würden vielleicht auseinandergehen... Aber es ist letztendlich der Weg, der dich/euch aus einem Zustand führt, der (für sicherlich beide Seiten) unbefriedigend und leidstiftend ist. Man muss sich hierfür frei machen können von der Vorstellung, dass es unbedingt mit dem Partner weitergehen muss - und das ist sicher hart und mit dem Risiko der Trennung verbunden, aber eine unheimliche Chance für gemeinsames Wachstum.
Auch Gioia_Marina hat für dich super Beiträge gepostet. Es ist dein Weg. Auch dein Weg, sich mit dir zu befassen, warum du so fühlst wie du fühlst. Warum du mit anderem Sex schlecht umgehen kannst.
Ob dein Partner sich für Tantra oder ... entscheidet liegt nicht in deiner Hand. Dein Glück liegt in deiner Hand, sei dir selbst treu und folge deiner Lebensspur, auch wenn es für andere mal unbequem wird, auch für dich selbst, nur du spürst, ob es sich richtig anfühlt, oder nicht.
Wahre Worte (und danke an dich, Gioia, bei allen deinen Beiträgen im JC fühle ich DEIN Herz und das ist wunderbar)
Egal, was daraus auch wird, Nurie, ob eure Beziehung Bestand hat oder daran auseinandergeht. Der Weg Deines Herzens ist immer lohnenswert und birgt für dich die Chance, aus deiner Situation herauszukommen bzw. daran zu wachsen. Dafür wünsche ich dir alles erdenklich Gute.
Ermutigend sonnige (weg-erhellende) Grüße vom
glanz