Für mich häufen sich Gespräche mit Menschen , die die positive , in meinen Augen sehr romantisch naive, Utopie von Zukunftsforscher Matthias Horx in den Zeitungen gelesen haben. Trotz Kontaktverbot und Ausgangssperren freuen sich die Menschen. Die Menschen werden im allgemeinem ruhiger, besinnlicher und gehen deutlich respektvoller miteinander um als noch vor Wochen. Das gute Wetter trägt natürlich dazu bei.
Vor 3 Wochen war ich sehr nachdenklich, stark geprägt von dein Eindrücken und Infos aus Italien. Gepaart mit einem Zweifel an den Zahlen aus China. Doch nun: Wie stehe ich dazu? Wie sehe ich das? Vor drei Wochen war ich schlicht gebannt über die Kompetenz von Deutschlands „Chefvirologen“ wie Drosten , Kekulé & Brinkmann. Doch dieses Bild hat sich geändert. Inzwischen denke ich: What the f*ck, machen die da? Die Datenlage ist noch zu diffus - die Sterblichkeitsrate kann anhand der „Dunkelziffer“ schlicht nicht berechnet werden. In der aktuellen Debatte und Situation geht es jedoch nicht mehr um Infektionsketten und Symptomen. Allerdings ist kritisch anzumerken, dass über die virologische Perspektive der Diskurs völlig zu Lasten anderer damit verbundener Risiken und Folgefolgen dominiert wurde. Bitte richtig verstehen: Virologen sind sehr geschätzt und Fachmänner rund um Viren. Aber man muss auch reflektieren und sich klar machen, dass man auf dem Talkshow-Sofa auf Fragen antworten muss, zu denen man bestenfalls eine Amateurmeinung hat, … wenn nicht gar eine stark ideologisch gefärbte Extremposition. Der Lockdown ist sinnvoll und notwendig damit die Gesellschaft zur Ruhe kommt, die Infektionen eingedämmt werden. Jedoch ist der Lockdown auch sinnvoll um in Ruhe nachzudenken - was kommt als nächstes?
Von Panik kann in meinem kommenden Beitrag in keiner Weise gesprochen werden. Im Privaten wird es aber viele Menschen geben, die mit großen Ängsten und Sorgen kämpfen. Ich halte mich mit meiner Familie an die Regeln der Bundesregierung. Ich mache mir jedoch natürlich Gedanken, welche ich gern teilen und zur Diskussion stellen möchte. Schwarzmalerei auf der einen und naive Utopien auf der anderen Seite: das ist wohl die heutige Situation in Corona-Deutschland. Weder wird die Menschheit durch den Tod von 90% der Bevölkerung an den Rand der Auslöschung stehen. Ebensowenig wird sich die Menschheit durch Corona nicht in einer gigantischen Transformation globales transzendierendes Denken entwickeln und dadurch Klima, Hunger, Krieg und Krankheiten beseitigen.
Welches Szenario erachte ich als realistisch? Nach ausgiebiger Recherche und auch Vergleich mit früheren Pandemien lokaler Art (Ebola) als auch global (Spanische Grippe) und dem was ich schlicht wahrnehme (Stichwort Spring Break USA), And here we go - my „educated guess“
Die Horx‘sche „RE-Gnose statt PRO-Gnose“ oder eine „spirituelle Erleuchtung“ sehe ich in feinster Weise - nicht einmal ansatzweise! 2020 & 2021 werden zwischen Ostern und Pfingsten entschieden!
Die aktuellen Lockdown-Maßnahmen, also Kontaktsperre & Co. laufen alle mehr oder weniger bis Ostern. Die aktuellen Hilfsprogramme der Politik für die Wirtschaft, für Selbstständige und Kleinunternehmen laufen dagegen etwa bis Pfingsten. Wir ziehen jetzt den Lockdown für die nächsten zwei Wochen durch. Das haben die Behörden entschieden. Und auch ich halte mich natürlich mit meiner Familie genauestens daran. Der Lockdown war sogar knapp 1,5 Wochen überfällig aber im Nachhinein ist man immer schlauer - stellen Sie sich vor man hätte Fasching abgesagt? Was ein Aufschrei!!
Die meisten Wissensarbeiter, zu denen auch ich gehöre, arbeiten bis dahin im Home Office. Produzierende Unternehmen haben bis dahin geschlossen, genau wie Restaurants, Kultur, Gyms, Kinos, Schulen und das soziale Leben. Die Masse der Unternehmen wird mit staatlichen Hilfsmassnahmen bis Ende Mai über Wasser gehalten.
Wir schauen zu Ostern auf die Infiziertenzahlen in Deutschland und stellen fest: Sie sinken wieder. Flatten the Curve hat funktioniert - auf den ersten Blick. Dennoch wissen wir noch nicht, wer eigentlich genau die Krankheit bereits in sich trägt. Möglicherweise leben nach wie vor hunderttausende unerkannte Corona-Fälle in Deutschland. Und niemand weiß, wer sie sind. Wir haben die sogenannten „Infektionsketten“ noch nicht im Griff und es droht eine Zweite Welle was unbedingt zu vermeiden ist. Zudem wird es keinen Impfstoff für die Masse vor Ende 2020 geben - eher Anfang 2021. Eine üble Kombination.
Was geschieht dann? Es findet eine Emanzipation von Italien statt. Die aktuellen Entscheidungen von Behörden und Wirtschaft in Corona-Fragen, orientieren sich zu 100% an Italien. Jede Entscheidung wird derzeit mit Hinweis auf das Vorbild Italien getroffen. Die Zahlen zu den Verläufen der Krankheit in China und Südkorea sind jedoch ganz andere. Zudem erkennt man den demographischen Unterschied zwischen Italien und Deutschland und bringt diese Erkenntnis mit ein. Dann kommt es zu einem Schwenk. Die Behörden werden versuchen, so schnell wie möglich eine genaue Erkenntnis erlangen zu wollen, welcher Mitbürger wirklich infiziert ist, und welcher nicht.
Die Methode dafür sind Massentests - man wendet sich Südkorea zu. Das bedeutet: Die Kontaktsperre, Werksschließungen und Schulschließungen bleiben bis Pfingsten bestehen. Sie werden durch Massentests ergänzt. Die Quarantäne wird dann umgewandelt: die Infizierten und die Älteren bleiben in Quarantäne. Für den Rest normalisiert sich der Alltag langsam. Isolation und Schutz der Risikogruppe bei gleichzeitiger Herdenimmunisierung der jüngeren.
Der Sommerurlaub ist gerettet - jedoch nur im Land. Die Grenzen bleiben geschlossen. Bei der Einreise bleiben noch bis Jahresende Tests und Quarantäne aktiv und werden erst gegen Ende 2020 gelockert. Es wären in diesem Fall nicht die Jugendlichen mit ihren Corona-Partys im Park, die zur Vernunft gebracht werden müssen. Sondern es wäre die Risikogruppe, denen die Gesellschaft dann insgesamt knappe sechs Monate Isolation während der Sommerzeit schmackhaft machen muss. Das wird Diskussionen geben. Denn natürlich handelt es sich hier um Diskriminierung: Diskriminierung nach Alter und Vorerkrankungen. Aber auf der anderen Seite sind diese Diskriminierungen nicht willkürlich, sondern vom Virus bestimmt. Und sind vielleicht sogar solidarisch?! Ich erachte die Älteren als deutlich vernünftiger als die Jugendlichen und bis 30 jährigen.
Zugleich werden allerdings sowohl die Noch-Infizierten und die ältere Risikogruppe weiterhin mit GPS und App / SmartWear überwacht, um weitere Ansteckungen auszuschließen. Die Bundesliga spielt die Saison in Geisterspielen zu Ende - ab September geht es dann in vollen Stadien wieder los. Die Alternative, die gesamte Gesellschaft mehr als drei Monate, gar ein halbes im Ausnahmezustand zu halten ist nicht zu halten.
Auswirkungen Post-Corona? Was nicht geschieht, sind Utopien, dass wir nach Corona in einer besseren Welt leben: Die rassistischen Fangesänge in den Fankurven der Stadien sind Ende des Jahres immer noch die gleichen. Die Unfähigkeit der meisten Lehrer mit Webcam und Zoom umzugehen bleibt ebenso unverändert. Die Jugendlichen werden in die Clubs strömen und nichts aber auch gar nichts lernen - im Gegenteil: Es macht sich die Meinung breit: „War alles übertrieben. Bei der nächsten Pandemie hören wir überhaupt nicht“ Die Menschen werden wieder „normal“ ruppig, rasend auf der A5, gereizt, egozentrisch.
Nichts, aber auch gar nichts, ändert sich in der Gesellschaft was die Denkweise angeht.
Der Wunsch, daß Menschlichkeit die Technologie zurückdrängt verschwindet komplett. IoT, Digitalisierung, VR, SmartWear, AI, Online Dienste jeglicher Art sowie Dronen werden die gesamte Gesellschaft durchziehen - die Strassenlaternen mit WLAN Hotspot und Videokamera werden kommen um bei der nächsten Pandemie die Behörden zu unterstützen. Die Gesellschaft als ganzes erkennt: Technologie hat uns die Rückkehr zu einem normalen Leben ermöglicht. Die Freigabe von persönlichen Daten führt zu einer größeren Freiheit aller und zu einer stärkeren Solidarität in der Gemeinschaft. Die Digitalisierung wird massivst vorangetrieben und das in einer nicht geahnten Geschwindigkeit.
Corona wird ein Katalysator für die digitale Revolution wie es Kriege und Kolonialisierung für die industrielle Revolution waren. Mehr Marktmacht und Dominanz für die Globalen Player wie Amazon, Google, Apple zu Lasten des Einzelhandels. Nahezu 100% Automatisierung in der Produktion und möglicherweise kommt das Grundeinkommen um diese Digitale Revolution zu bewältigen - der Schwenk zu einer reinen Wissensgesellschaft.
Resilienzsteigerung, eine Gesellschaft gegenüber Krisen bzw. ihren Verlauf nachhaltig robuster/widerstandsfähiger zu machen wird zunehmend Einzug halten doch rein was kritische Infrastrukturen angeht. Unternehmen überdenken Ihr Geschäftsmodell und dazugehörige Prozesse. Ihre IT Infrastruktur wird nicht aus Kostengründen am Limit gefahren sondern für Peaks vorbereitet. Jedoch wird der einzelne Bürger dieses Denken nicht annehmen. Der Glaube an Schutz durch Technik wird massiv steigen.
Fazit: Krise überwunden. Mund abputzen. Leben geht weiter! Der Ball rollt wieder und der BVB wird endlich Meister!