Zwei gleich wichtige Elemente...
Zu dem Beitrag von Scrat noch eine Ergänzung und ein Widerspruch. Es heißt:
Ich halte es für wichtiger, meine Ängste und Sorgen für Momente (wenns geht länger) in meinem Bewusstsein leben zu lassen, damit umzugehen, ohne den Bezug zu meiner Süßen. Sondern in Bezug zu meiner Geschichte. Dort kommen sie her, dort haben sie ihr zu Hause, und dort wollen sie respektiert, angenommen und bestimmt auch verstanden werden.
Auch ich kenne meine aufkommenden Ängste, wenn ich z.B. höre, wie sie bgeistert über andere Männer spricht (Sein Beispiel). Es sind die Urängste des Verlassenwerdens, wie ich sie wohl mit der Menschheit teile. Sie dürfen in mir tanzen, manchmal mir fast zu mächtig. Es gelingt mir auch immer mehr, sie gegenüber meiner Partnerin zu äußern: "Du, ich sag' Dir mal, was ich fühle, wenn ich Dich höre..."
Ich kann das auf zwei Arten weiterführen:
"... und deswegen erzähl mir bitte so nicht mehr davon/sei bitte weniger begeistert/halte Dich zurück/verursache mir bitte keine Ängste mehr/..."
Oft gelingt es mir aber auch so:
"... kennst Du das von Dir, wenn ich Dir manchmal was von mir in diese Richtung erzähle?"
Das ist die Pforte, durch die ich in Kontakt zu ihr komme. Wir sprechen dann nicht mehr über den Anlaß, sondern über das gestartete Programm, das aus mir kommt und in mir ist. Soweit die Übereinstimmung.
Jetzt meine Ergänzung und mein Widerspruch:
Der Auslöser meines Programms wird durch das Verstehen meiner Gefühlslage, des Annehmens und des Respektierens oft nicht weniger wirksam: Er löst aus. Und natürlich wäre es mir am liebsten, der Auslöser, also das Interesse meiner Partnerin an anderen Männern, würde verschwinden und oft habe ich Mittel gekannt und angewandt, um mir diesen Eindruck zu verschaffen.
Meine Partnerschaft ist und wird nie perfekt sein, weil ich nicht perfekt bin und sein werde. Ich habe meine Geschichte im Rucksack. Meine Verletzungen haben Narben. Das sind echte Verletzungen mit dauerhaftem Schaden, ich brauche nur meine Hände anzuschauen: Die Narben sind da. Sie werden in 20 Jahren noch da sein. Es ist Blut geflossen! Nun kann ich durch vielerlei versuchen, mich der Perfektion zu nähern. Auch Tantra kann eine Möglichkeit sein, der von Perfektionisten herrlich gefunden wird auf dem Wege zur tantrischen Erleuchtung:
"Ha, ich hab's geschafft, ab jetzt macht mir das, was andere sagen/tun, nichts mehr aus, denn es ist alles nur meine eigene Geschichte und die habe ich im Griff."
Für mich wieder nur ein weiterer Weg, seine Ängste wegzutantrikern, um sie nicht mehr zu spüren. Sie bleiben. Sie wirken. Hinter dem Sofa, wenn's vorn oder auf nicht mehr erlaubt ist.
Und ich? Ich habe Angst, verlassen zu werden. Ganz schlimme Angst und mache ich sie mir bewußt und lasse sie zu, ja manche spirituellen Übungen verstärken sie noch (z.B. Psychoenergetik). Oftmals habe ich einfach kein souveränes Überlegenheitsgefühl von "hat ja nichts mit ihr/ihm zu tun". Manchmal setzen dann Rettungsprogramme ein, manchmal herrscht Panik, manchmal kindliche Ohnmacht. Jeder Auslöser kann das hervorrufen!
Und so kann ich dem nicht zustimmen, wenn es heißt, es sei "wichtiger, meine Ängste und Sorgen für Momente (wenn's geht länger) in meinem Bewusstsein leben zu lassen"
Nein. Es gibt keinen Unterschied in der Wichtigkeit von Auslöser und Ausgelöstem. Meines Erachtens kommt dem Auslöser gleiche Bedeutung zu: Ein achtsamer Umgang auch und gerade mit den Ängsten meiner Liebsten hilft ihr/mir da, wo ihre/meine Angstprogramme laufen. Dazu steht in allererster Linie das Sich-Mitteilen. Dann das Verstehen des anderen. Dann das spürende Nachvollziehen. Und dann bei mir die Frage: Wie kann ich das, was ich zu sagen habe, mit gleicher Authentizität, aber geringerem Auslösepotential sagen?
In der Szene habe ich schon erlebt, wie kommunikative Gemeinheiten unter der Rechtfertigung des "Ist Dein persönliches Angstproblem, sorry, kümmere Dich drum, ich find nun mal das Mädel dort einfach wahnsinnig geil. Mach mal mehr Yoga/Analyse/Zen/Tantra/Gruppe/Psychotherapie/...oder entwickel' Dich hin zu Polyamorie, da hast Du sowieso noch Defizite. Bei mir müssen die Gefühle einfach frei fließen dürfen, weißt Du, und erst recht die Liebe, arbeite mal an Deinen inneren Programmen...".
Natürlich feiner ausgedrückt, aber so gemeint.
Nein, ich erlebe mich auch im Thema Poly vs. Mono als verletzbares Wesen und nicht als spiritueller Meister. Und so pflegen meine Liebste und ich beide Seiten bei diesem heißen Eisen:
Ich schaue auf meine Ängste und weiß, daß sie mit dem anderen nur bedingt zu tun haben.
Das ist die Seite, die nach Innen gerichtet ist.
Ich schaue auf meine Worte und mein Verhalten und weiß, daß sich Achtsamkeit und Rücksicht genau darin ausdrücken.
Das ist die Seite, die nach Außen gerichtet ist.
Es ist also nicht unerheblich, wie ich bei diesem delikaten Thema, das tausend Ängste triggert, in den Kontakt mit mir und meiner Liebsten gehe. Sehr hilfreich war mir da die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg. Sie hilft mir, mich in beide Richtungen - Innen und Außen - zu entwickeln.
Es grüßt Euch,
Nigromontan