Ich kenne das Dilemma von beiden Seiten.
Da habe ich einem Menschen ein geführtes Autogenes Training gegeben. Einfach, weil dieser Mensch gerade Entspannung gebrauchen konnte, Interesse am Autogenen Training hatte und ich gerade Lust darauf hatte. Im Gegenzug erwartete ich gar nichts - außer vielleicht einem "Danke, für diese neue Erfahrung". Also so völlig frei von Erwartungen war ich da nicht. Das bemerkte ich als ein Mal das Danke ausblieb. So als sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen. Doch ich erwartete auch kein ewige Dankbarkeit. Ein Moment der Dankbarkeit genügte mir völlig. Ansonsten reichte es mir, das geführte Autogene Training in diesem Moment mit diesem Menschen zu erleben. Ob die Person dies als einmalige Erfahrung mitnahm oder danach selbst Feuer gefangen hatte, war mir auch vollkommen schnuppe. Ich muss da niemanden überzeugen. Über ein detailliertes Feedback freute ich mich, war aber auch nie enttäuscht, wenn es ausblieb.
Summa Sumarum war ich als Schenkende also nicht völlig erwartungsfrei, doch sehr erwartungsarm.
Meistens erfüllte sich meine Erwartung: Ich erlebte diesen Moment der Dankbarkeit. (Auch ohne Worte.)
Soweit so gut.
Doch im weiteren Verlauf des Kontaktes fiel auf, dass die meisten Menschen danach glaubten, ich wolle mehr von ihm/ ihr. Und daraufhin veränderten sie mir gegenüber ihr Verhalten. Das fand ich unangenehm.
Mehrfach versuchte ich eine Geberkette zu initiieren und sagte: "Du, ich brauch gerade nichts von dir. Wenn Du einen Ausgleich willst, dann tue einem anderen Menschen etwas Gutes, der es gerade gebrauchen kann. Dann sind wir quitt."
Das half jedoch nur bei den Allerwenigsten unser Verhältnis wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Bei kleinen Gefälligkeiten bzw. Dingen mit weniger Zeitaufwand und/ oder Intimität wie Autogenes Training oder TM funktionieren Geberketten sehr gut. Doch bei AT und TM nur in Ausnahmefällen.
Was die empfundene Nähe & Distanz anbelangte, blieben wir uns danach in der Regel uneinig. Und es brauchte mehrere Treffen und Gespräche um das Missverständnis wieder aufzulösen.
Ebenso habe ich dieses Missverständnis auf der Nehmer-Seite erlebt.
Der Gebende sagte im Grunde genommen dasselbe wie ich, wenn ich einfach so aus Spaß an der Freud spontan jemand anderem was Gutes tun wollte. Und ich dachte mir: "Supi, einer der so tickt wie ich." Doch so war es nicht. Früher oder später fühlte ich mich mit der Forderung konfrontiert: "Dir zu liebe habe ich... nun musst du auch mir zuliebe... Du kannst doch nicht so egoistisch sein!" Und das fand ich doof. Wenn ich etwas kaufen soll, dann will ich vorher den Preis wissen.
Und diese Problematik habe ich nun mal nicht, wenn ich sowas in einen Deal packe.
Du gibst mir eine Einführung in dein Faible - das will ich auch mal erleben
und ich gebe Dir dafür ein geführtes Autogenes Training - das ist mein Faible.
Ob ich das Risiko einer unschönen Verstrickung eingehe oder dies durch klare Deals vermeide, hängt von vielen Faktoren ab. Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, zeitnah, doch klar voneinander getrennt, beides mit einem Menschen zu machen:
Ein Mal einen Deal. Und ein Mal ein Geschenk.
Dann haben wir einen direkten Vergleich und es ist im Nachhinein leichter, das Missverständnis zu klären.
Obendrein habe ich beim Autogenen Training eine Möglichkeit, die ich bei einer Massage nicht habe:
Ich kann zeitgleich mehrere Menschen in Trance führen.
Tue also etwas für eine Gruppe.
Dann wird es auch nicht "zu persönlich" genommen und mein Faible für Autogenes Training wird als das anerkannt, was es ist: Mein Faible.