Eine Antwort aus dem professionellen Bereich
Ich möchte in die Diskussion gerne die Erfahrungen aus 9 Jahren professioneller Tantramassage einspeisen. Unser Team aus derzeit 12 Frauen und 3 Männern bietet sinnlich – erotische Massagerituale für Männer, Frauen und Paare an. Wir tun dies gegen Geld. Mit dem Begriff Prostitution haben wir so unsere Schwierigkeiten, wir bevorzugen den Begriff Sexarbeiter oder erotische Dienstleistung. Der Begriff Prostitution führt unserer Meinung nach in die Irre, weil er in unserer Kultur mit soviel negativen Klischees überprägt worden ist. Eine sachliche Diskussion über unsere Arbeit unter dem Überbegriff „Prostitution oder nicht“ ist deshalb kaum mehr möglich. Auch die Diskussion im Forum hier zeigt, wie viel negative Energie dieser Begriff ungefragt nach sich zieht. Prostitution wird assoziiert mit:
· Zwangsprostitution,
· der armen Frau, die keine andere Wahl hat, weil sie sonst nichts Richtiges gelernt hat,
· mangelnder Hygiene und Ansteckungsgefahr,
· Zuhältern,
· schlechten Arbeitsbedingungen,
· übergriffigen Freiern.
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All dies trifft auf unsere Arbeit nicht zu, das können wir nach 9 Jahren Miracle-of-Touch mit Gewissheit sagen. Sondern:
· Unsere Teammitglieder (Männer wie Frauen) arbeiten freiwillig im Team und bieten grundsätzlich nur Leistungen an, die sie gerne erbringen, in diesem Moment mit diesem Gast.
· Unsere Männer und Frauen haben alle andere Berufe erlernt, meist Ausbildungen in Heilberufen und alle haben eine berufliche Alternative. Manche arbeiten nebenbei als Sexworker, manche hauptberuflich. Alle tun es gern und empfinden diese Arbeit als bereichernde Alternative zu ihren sonstigen Jobs.
· Hygienische Bedingungen sind selbstverständlich.
· Zuhälter gibt es nicht.
· Die Arbeitsbedingungen bestimmt das Team. Ausreichend Pausen sind selbstverständlich, auch um die Qualität der Berührungen und Rituale zu erhalten. Das Ambiente ist schön, nicht nur für die Gäste, auch für die Teammitglieder
· Unsere Gäste wissen schon nach dem Telefonat und vor dem Besuch bei uns, was sie bekommen können - und was nicht. Übergriffigkeit würden wir nicht dulden, kein Teammitglied soll über seine Grenzen gehen. Mit dieser Klarheit konnten wir Übergriffigkeit bisher immer vermeiden.
Weil dies so ist, finden wir es schwierig unsere Arbeit unter dem Oberbegriff „Prostitution“ zu diskutieren. Meist verbringen wir dann viel Zeit in den Diskussionen damit, erst mal die Klischees auszuräumen.
Was an Gemeinsamkeit mit der Prostitution bleibt, ist der Tausch Sinnlichkeit, Erotik, Nähe, Berührung gegen Geld. Damit haben wir nun kein Problem. Wir haben an uns den Anspruch unseren Gästen eine im besten Sinne professionelle Dienstleistung zu erbringen. Dies können wir nur, weil wir dafür bezahlt werden. Dafür dürfen wir uns ständig fortbilden und qualifizieren. Auch der schöne Rahmen, in dem die Massagen stattfinden, die Räume, die Infrastruktur wollen bezahlt sein. Unsere Gäste wiederum haben auch kein Problem mit der Bezahlung, es ist ihnen jeden Cent wert. Wer sich hierzu inspirieren lassen möchte, findet auf unserer Homepage und dort im Gästebuch einige Antworten. Sie sprechen für sich.
Letztlich sorgt die Bezahlung für eine emotionale Klarheit zwischen gebendem Masseur /in und empfangenden Gast. Mit der Bezahlung hat, wie wir es nennen, ein Energieausgleich stattgefunden und es bleiben keine emotionalen Abhängigkeiten offen.
Alle unsere Teammitglieder arbeiten seit Jahren zusammen. Natürlich gibt es auch Tiefpunkte, Frustrationen, schwache Momente, Erschöpfung, Zweifel. Aber in welcher Arbeit gibt es das nicht. Hier sind wir dankbar dafür, dass wir uns gegenseitig im Team den Rücken stärken. Die Arbeit im Miracle-of-Touch hat letztlich alle Teammitglieder stark und stolz gemacht. Wir empfinden eine tiefe Befriedigung, wenn uns unsere Gäste mit einem Leuchten in den Augen wieder verlassen. Nicht zuletzt glauben wir daran, dass wir über unsere Arbeit etwas Licht in diese Welt bringen.
Zum Thema Heilung wäre noch zu sagen: Wir wissen um die heilenden Kräfte, mit denen wir in unseren Massagenritualen umgehen. Wir tun dies verantwortungsvoll, vermeiden es aber, einen Gast zu „heilen“ der gar nicht darum gebeten hat. Unser Gäste kommen zu uns, weil sie Freude, Lust, Nähe, Liebe, Sinnlichkeit und Berührung suchen. Wenn sie nur einen Teil davon bei uns finden konnten sind wir glücklich über unsere schöne Arbeit.
Zu guter Letzt wollen wir den Frauen und Männern Respekt zollen, die sich unter schwierigeren Bedingungen als Sexarbeiter behaupten. Denn wir wollen uns nicht als was "Besseres" von Ihnen absetzen. Hut ab vor Denen die sich dabei ihre Würde bewahren, ihre Freiern etwas Lebensfreude schenken und dabei den Kampf mit all den diskriminierenden Vorurteilen bestehen, denen sie und ihre Arbeit alltäglich ausgesetzt sind.
Wir finden es spannend und inspirierend in den Austausch darüber zu gehen, was eine professionelle erotische Dienstleistung im Bereich Tantra ihren Gästen bieten kann und was nicht. Wobei ich ergänzen möchte, dass auch andere spirituelle Bereiche auf unsere Arbeit Einfluss haben (etwa Quodoushka ).
Welche Bedürfnisse eine professionelle Dienstleistung im erotischen Bereich, vielleicht sogar besser als dies im privaten oder jedenfalls nicht professionellen Bereich möglich ist, bedienen kann und welche Bedürfnisse bei uns keine Befriedigung finden können – das interessiert uns sehr. Wir freuen uns hier ein Forum gefunden zu haben, welche spannende Diskussionen zu diesem Thema erwarten lässt.
Johannes König, Miracle-of-Touch