Enttäuschung erlebt?

(Der Shiva des Paares schreibt)

Klar hab ich Enttäuschungen erlebt.
Das gehört doch zum Leben. Täuschungen und Enttäuschungen.
Das "tantrische Leben" ist doch kein Paradies oder Wolkenkuckungsheim, sondern es ist der Alltag, all das, was jedermann und jederfrau erlebt.
Das tantrische Leben, so wie es erlebe, bedeutet, dass ich über meine Enttäuschungen und mich selber lächeln kann. Es sind doch meine Projektionen und meine Erwartungen, die zu den Täuschungen und Enttäuschungen geführt haben.
Tantra ist für mich seit über 12 Jahren mit diesen Enttäuschungen selbstbewusst und verantwortlich umzugehen. Und vielleicht beim nächsten Mal nicht soviele Erwartungen und Interpretationen in die Geschehnisse des Lebens hineinzupacken.
Tantra hat mich gelehrt über mich zu lächeln, weniger zu wollen und dadurch mehr Erlebnisse und schönes Erfahrungenzu bekommen.

Ich habe in Düsseldorf eine aussergewöhnliche Masseurin, da bin ich noch nie enttäuscht worden...ich "schwebe" jedesmal tagelang !

Enttäuschung setzt ja voraus, dass Erwartungen in etwas da waren, die nicht erfüllt wurden. Wir beide können uns vorstellen, dass insbesondere diejenigen, die unter Tantra eine Massage mit sexuellem Bezug verstehen, und dann auf einem Kurs landen, der nahe an weißem Tantra ist, enttäuscht werden.

Wir beide waren auf ein paar Wochenendkursen und auf zwei tantrischen Urlauben. Da wir bereits im ersten Paareseminar ohne große Theorie gelernt hatten, dass Tantra eine Einstellung zum Leben und zum Gegenüber ist, konnten wir in dieser Hinsicht nicht enttäuscht werden. Zudem haben unsere Seminarleiter all unsere offenen und heimlichen Erwartungen erfüllt, und mehr als das. Wir sind jedes Mal nach einem Tantra-Seminar wie auf Wolken des Glücks nachhause gefahren, weil unsere Paarbeziehung einmal mehr inniger geworden ist.

Enttäuschung bleibt dann bestenfalls darüber, dass die Erinnerung an die Seminarzeit, in der man gelernt hat, die Göttin in der Partnerin und den Gott im Partner wieder zu finden, nicht so nachhaltig, wie man das möchte, mit in den Alltag retten konnte.

Aber natürlich kommt es auch insbesondere dann, wenn man mehr als ein paar Stunden in einer Gruppe sehr individualistischer Menschen auf einem Tantraseminar zusammen ist, auch einmal zu Reibereien. Ist das dann eine Enttäuschung? Ja, im ersten Moment und auch vielleicht ein wenig länger schon, insbesondere deswegen, weil man eine Lektion noch nicht gelernt hat: nicht Schuldzuweisungen bei sich oder anderen zu suchen, sondern die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, und den Konflikt in Ruhe zu bewältigen.

Sind wir enttäuscht worden? Im Wesentlichen nicht, weil das Positive weit überwogen hat. Danke an die beiden Tantralehrer, die uns auf den richtigen Weg gebracht haben, und die uns noch nie enttäuscht haben. Und auch wenn das jetzt eigenartig klingt: Dank an die Person, die uns einmal durch einen Konflikt enttäsucht hat, weil wir daran gewachsen sind.

Liebe Grüße, lilomar

Ein Weg nämlich, der mich ein ums andere mal lehrt, zu verstehen, wie ich ticke und warum mir die Dinge passieren, die mir passieren... seien es Enttäuschungen oder Geschenke...

Ich habe unlängst ein wunderschönes Wochenende mit wundervollen Begegnungen in einer Gruppe von 22 Tantrikern erleben dürfen und als es um die Paarfindung für das Anal-Massage-Ritual ging kam es zu einer Situation, wo am Ende eine Shakti und ein Shiva übrig blieben und die Shakti direkt und unverblümt "Nein" gesagt hat, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnte, das Ritual mit ausgerechnet DIESEM Shiva durchzuführen.

Das wundervolle war, dass es weder Schuldzuweisungen noch Bewertungen noch Erklärungen geben musste oder gegeben hat.

Und noch wundervoller war, wie der Shiva damit umgegangen ist und die beiden sich dem Thema angenähert haben, statt sich trotzig oder verletzt in die Ecke zurückzuziehen. Am Ende HABEN sie das Ritual miteinander durchgeführt und es war für beide sehr schön.

Das Leben hat manchmal merkwürdige Wege einem genau die Lektionen anzubieten, die man braucht - wenn man den Mut hat, sich darauf einzulassen.

Deswegen gibt es für mich keine Enttäuschungen mehr, sondern nur Gelegenheiten, die mir das Leben gibt, zu wachsen.

Liebe Grüße, Frank

ist im grunde schon ein widerspruch in sich

für den tantriker.

es ist doch ganz unterschiedlich....

es gibt männer die aus bestimmten gründen zum tantra kommen...
aus ganz anderen gründen kommen frauen zum tantra

beide verstehen aber nicht, warum sie sich hier treffen und beide denken - sie kommen aus den gleichen gründen

dann gibt es die ganz gebildeten und eingebildeten tantriker, die nur taff sind und dazu gehören wollen, die über allem schweben und andere belehren müssen. es ist hipp anders zu sein. ein aufschauen zu ihnen ist erwünscht...lach

und die stillen tantriker? die gibt es auch - die geniessen wirklich, finden sich zufällig so nebenbei.
wer kann schon heute in dieser zeit sein leben vollständig tantrisch ausrichten? kaum jemand.

es bleibt einem nichts anderes übrig, privat und beruf zu trennen, seine kontakte so ausrichten, das es eine bereicherung ist und keine belastung - und das geht ganz still und verborgen am besten

Ich halte es da mit den ursprünglichen Wortbedeutungen ("hier" des 19. Jahrhunderts e.v.), für diejenigen denen es auffällt, das viele und gerade sehr wichtige ursprünglichen Bedeutungen UND WERTUNGEN ins Gegenteil verkehrt wurden -

wer da an George Orwell's 1984 mit: "Die Sprache wurde von schädlichen Begriffen gereinigt und wurde durch eine neue Sprache (Neusprech) ersetzt" denkt,

liegt da in manchem vielleicht nicht so ganz falsch:

enttäuschen = Irrtümer erkennen, Illusionen erkennen, Täuschungen erkennen,...

z.B. glauben = vermuten
...

ENTTÄUSCHEN

ist somit eines der zentralen Anliegen echten spirituellen Tantras und jedes echten Entwicklungs- und Adeptenweges.

Ein, sagen wir mal, nur als Annahme: "langzeit-gehirn-gewaschener", oder mental kontrollierter, oder versklavter, ...,... in seinem Denken und den daraus resultierenden Gefühlen, innerhalb recht enger Grenzen, konditionierter Mensch:
...glaube, fühle, empfände,... - nachdem er/sie sehr vereinfacht ähnlich eines pawlowschen Hundes, auf ziemlich infantile Belohnungsreize konditioniert worden wäre, alles was dem nicht entspräche, sei schmerzhaft, schlecht und/oder "böse", zu vermeiden, ...

Der gleiche Mensch könne dann z.B. davon überzeugt sein: Echte Erkenntnis, Freiheit, Unabhängigkeit sei mit irgendwelchen "Guten Gefühlen" belohnt.

Unangenehme Gefühle vermeidend, bliebe er/sie dann ja dann wohl genau das was er/sie vielleicht solle...

...vielleicht ein Träumer in einer konstruierten Welt...irgendwann sterbend ohne jemals
W A C H
gewesen zu sein...

Es hat einen gewissen intellektuellen Reiz mit Worten zu spielen. Deine Ausführungen zum "Ent-Täuschen" haben so einen unterhaltsamen Charakter.

Nur war ja dieser Thread dem Thema "Enttäuschung" im umgangssprachlichen Sinn des Wortes gemeint und mit direktem Bezug zu dem breiten Spektrum dessen, was Tantra im JC alles umfassen kann.

Wir unterstellen Dir beste Absichten. Um so bedauerlicher ist es, dass durch die Wortspiele ein ganz anderer Kontext in die Diskussion gebracht wird, den Du vermutlich gar nicht so gemeint hast. Bitte, bitte keinen "Neusprech" im Tantra einführen.

Diejenigen, die Tantra als selbsterfahrende, positive Einstellung zum Gegenüber und zum Leben auffassen, werden es Dir danken.

Viele Grüße,
lilomar

JEDE! echte (oder von mir aus traditionelle mehrere hundert/über 1000 Jahre alte, auch Neo-Tantra) spirituelle Tantraform und Lehre,
und ich spreche da nicht nur von Vama Marga bzw. Vama Cara Tantra,
versucht nicht nur seit den Veden, Advaita Vedanta,... die Illusionen,
mit erzeugt durch sehr eingeschränkte, verblendete Ichs und Egos zu erkennen und zu überwinden, die Welt der Illusionen (Maya माया ) zunächst zu erkennen, um sie dann zu überwinden...

"Enttäuschungen" auch im umgangssprachlichen Gebrauch, sind Möglichkeiten Illusionen/Maya zu erkennen...

Möglichkeiten können ggf. genutzt werden oder nicht.
Dies würde selbst Osho u.a., auch als gebildeter indischer Philosoph, so sehen.

Die Natur von Maya माया, der Illusionären Welt ist, das sie sich um jeden Preis als solches erhalten will...


Dies nur, liebevollst, weitestgehendst vereinfacht, um "ein wenig" echte banalste Tantra-Basics in einem tantrischen Forum minimalst möglich zu beleuchten oder nur mal zu sagen, das ist zumindest ein Bestandteil Tantras...

Namasté & Tashi Delek!