Urs Bühler
Ja, das ist wirklich interessant. Urs Bühler meint, die ersten 10 Minuten dienen im Film zur Einstimmung, dann muss der Hauptteil beginnen. Bei einem "Tatort" sehe ich das auch so, dass ich doch relativ schnell als Zuschauer im Plot sein möchte, bei einem Spielfilm von 120 Minuten Länge darfs dann auch ruhig schon mal was länger dauern mit der Einfühung.
Bei einem Buch sind es die ersten 30 Seiten, die entscheiden, ob der Leser/die Leserin gefangen wird, oder nicht und es für immer weglegt.
Aufbau, Hauptteil, Schluss ... mit feinem Spannungsbogen.
Es geht immer um einen Konflikt. Der sollte schon relativ früh erkennbar sein. Beim Tatort ist es ein Mord. Und wir Zuschauer ermitteln mit, wer denn wohl der Täter ist. Entscheidend ist immer das Motiv. Das allerdings versucht der Dehbuchautor solange wie möglich geheim zu halten und im Dunkeln zu belassen. Lediglich Andeutungen werden gemacht und natürlich falsche Fährten gelegt. So gesehen ist es ein Katz- und Mauspiel mit dem Zuschauer, was dem Dehbuchautor natürlich ein diebisches Vergnügen bereitet.
Er bedient sich verschiedener Hilfsmittel wie Kameraführung, Musik und den mimischen Fähigkeiten seiner Schauspieler, um uns in die Irre zu führen, oder uns Informationen zu liefern und die Spannung zu erhöhen. Um nur ein paar wenige zu nennen. In "Game of Thrones" wurde sehr viel damit gearbeitet, mir hat es sehr gefallen, auf die feinen Momente eines Gesichtsausdrucks zu achten. Ein Lächeln, ein Mundzucken, ein Augenaufschlag ...
Mit ist aber auch ein gelungener Schluss wichtig. Rund und nachvollziehbar. Ich muss mich damit identifizieren und es verstehen können. Stirbt der Protagonist: Okay ... na gut. Heiraten zwei zum Schluss und leben bis ans Ende ihrer Tage: Auch Gut. Wird der Mörder verhaftet: Gut.
Kommen die Mächtigen, Großen, Bösen davon und werden nicht verhaftet, ist das für mich unbefriedigend. Ich denke dann: Tja ... ist eben so, da kann man nichts machen. Nervig ist es aber doch. Der Fall ist zwar gelöst, die (wahren) Täter sind aber entkommen.
Bei einer Kurzgeschichte ist es legitim, dass ein Schluss mehrere Möglichkeiten hat. Es kann mit einem Knallefekt enden. Mit einer Überraschung. Mit Ende offen. Mit einer unerwarteten Wendung. Oder auch einfach nur mit einer Frage, die den Leser ratlos zurück lässt oder ins Grübeln bringt.
Bei einem Roman aber erwarte ich ein schlüssiges Ende. Und bei einem Spielfilm auch. Ein Drehbuchautor erzählt letztendlich nichts anderes als einen Konflikt. Er entwirft ihn, baut ihn auf, lässt ihn wirken und löst ihn auf. Sämtliche Handlungsstränge bewegen sich in ihm und interagieren. Mal zur einen, mal zur anderen Seite hin.
Ein Drehbuch verlangt Recherche. Und zwar unverfälscht und ungefärbt. Hier allerdings mangelt es schon mal im Tatort. Und ich habe schon oft gedacht: Na, ob das mal alles so stimmt?
Also ich hätte schon Lust auf ein solches Seminar.