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Bremen
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Bremen - Lürsen - Im toten Winkel (1051)

****med Frau
9.144 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Bremen - Lürsen - Im toten Winkel (1051)
Erstausstrahlung, 11.03.2018
Team Bremen --> Tatort-Fans: Lürsen & Stedefreund - Bremen

„Wir haben uns das Leben einfach nicht mehr leisten können“
"Wann stirbst du endlich, Mama!"

Zitat:
Alt werden in Deutschland kann ganz schön scheiße sein.“ (Darsteller Mommsen im Interview)
http://www.daserste.de/unter … stel-oliver-mommsen-100.html

Gesellschaftskritischer Tatort über den Pflegenotstand

Mit einem Kissen erstickt der Rentner Horst Claasen seine Frau.
Seine Frau Senta ist/war an Alzheimer erkrankt und er stemmt die häusliche Pflege ganz alleine.
Nach der Tat ruft er die Polizei: "Wir haben hier keinen Aufzug, das sollten sie wissen, wegen der Särge. Aber das Treppenhaus ist groß genug."
Noch eine letzte Bitte: "Es muss sich jemand um den Hund kümmern." Dann sinkt er zu Boden, die Tabletten beginnen zu wirken.

Doch er überlebt und im Krankenhaus gibt er an, dass er sich die Pflege schlichtweg nicht mehr leisten konnte. Den gemeinsamen Sohn wollte er nicht belasten, da er sein Leben so schon nicht auf die Reihe brächte.

Der Tatort will viel in 90 Minuten:
Neben dem alten Herrn, der sich und seine Frau töten wollte, geht es um einen Familienvater, der im Eigenheim seine im Koma liegende Frau betreut, und um eine Tochter, die an der Betreuung ihrer dementen Mutter verzweifelt.

"Wann stirbst du endlich, Mama!" Es sind grausame Worte, die eine erwachsene Tochter ihrer alten Mutter entgegen schleudert. Und noch schlimmer: Man kann sie verstehen. Die Mutter wirft mit Tellern, brüllt und versaut das Bett mit Kot. Ihr gegenüber sitzt die Tochter, die mit der Pflege völlig überfordert ist.
https://www.derstandard.de/s … tatort-am-sonntag-aus-bremen

Später wird dann noch der Mitarbeiter des medizinischen Dienstes ermordet, der über den Pflegeschlüssel bestimmt.
*********ngel Paar
6.075 Beiträge
JOY-Team 
Ich weiß, dass es nur ein Film ist - aber einer, den ich nicht sehen möchte.
Ein Thema, das ich ehrlich gesagt, einfach von mir schiebe - auch wenn ich weiß, wie real es ist.

Ich wünsch Euch morgen viel Spaß am Gucken
*wink*
******Hbg Mann
681 Beiträge
Der Tatort will viel in 90 Minuten
Ich fürchte, das wird zu viel. Obwohl die Vorab-Kritik bei n-tv sehr gut war, bin ich nicht sicher, ob ich diesen Tatort sehen will.

Ich hätte gerne einmal wieder einen schlichten Tatort mit einem schönen Mord, ohne Experimente und gesellschaftlichem Tiefgang. Der seine Spannung aus der Jagd nach dem Täter bezieht. Ist aber wohl zuviel verlangt. *gruebel*
Geburt, Leben, Alter Tod
Das gehört alles zusammen!

In anderen Kulturen ist das normal nur bei uns werden die letzten beiden Themen weggedrängt.

Nur wenn wir uns damit beschäftigen wird es zur Normalität und wir verlieren die Angst davor.

Ich lebe nach buddhistischen Glauben.
Was wie erleben während unserer irdischen Anwesenheit ist unser Karma und der Tod das Ende eines Kapitels, sowie der Übergang in ein neues Leben. Nicht mehr und nicht weniger.

Fakt ist aber sicherlich, auch wenn wir das Thema verdrängen, es ereilt uns dennoch!

Wir können nur unsere Einstellung dazu ändern.
.....deshalb sind solche Filme sicher wichtig, um an die Oberfläche unseren Bewusstseins geholt zu werden.
Das gelingt vermutlich eher über den Umweg in einem Roman oder Krimi, als direkt im Rahmen einer Dokumentation.
****med Frau
9.144 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Bewegend gut!
Bewegendes Thema ohne Längen, der/die Täter/in für mich nicht vorhersehbar.
Mutter-Tochter Gespräch Lürsen absolut stimmig.
Wie oft saß ich da und fragte mich - und was würdest du tun?
Ich finde, so soll Tatort sein. Ich vergebe
10/10 Punkten, weil ich definitiv nichts auszusetzen hatte.

Starker Tobak, sensibel umgesetzt, hart an der Realität ohne großen Schnickschnack, ohne störende Filmmusik ohne Nebengedöns.
*******hen Frau
32.925 Beiträge
JOY-Team 
Ich fand den Tatort auch sehr gut
Leider sehr sehr sehr real, nicht beschönigt sondern die gnadenlose Wahrheit wurde da gezeigt.

Bewegend war für mich die Schlussszene
**ev Mann
1.031 Beiträge
Absolut lohnenswerte 90 Minuten
Bin sehr angetan von dem Film, sowohl Inhalt, Umsetzung, aber vor allem Thema.
****med Frau
9.144 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Sehr interessant sind die Wertungen der Menschen in Pflegeberufen, die sind - so weit ich gelesen haben - alle gut. Die Kritiker stammen von Zuschauer, die auf Krimi setzten.
Aber das war schon immer die Stärke des Tatorts, Themen anzupacken und nicht einfach
klassisch fang-den-Mörderspiele-Drehbücher zu liefern.

Das Thema Pflege interessiert mich schon sehr lange. Rund 2,8 Millionen Menschen, das sind drei Viertel aller Pflegefälle in Deutschland, werden zuhause von ihren Angehörigen versorgt. Eine Infratest-Untersuchung ergab, dass sich 42 Prozent der privat Pflegenden von ihrer Situation "schwer belaste"“ fühlen, 41 Prozent sogar "extrem belastet". Mehr als 80 Prozent also leiden unter permanenter Überforderung. Und das über Jahre hinweg, denn die durchschnittliche Pflegezeit beträgt heute rund zehn Jahre. Angehörige von Demenzkranken haben es noch um vieles schwerer.

Interview mit der Drehbuchautorin Katrin Bühlig
http://www.daserste.de/unter … orin-katrin-buehling100.html
*******ata Frau
28.043 Beiträge
ich vermisse den klassischen sonntag-abends krimi tatort-
und hab keine lust auf all die nachgestellten gesellschaftspolitischen themen im krimi-mantel serviert

und schwenke deshalb lieber um auf lewis...
Schlimm fand ich den Spruch von Frau Lürsen, das Anbinden sei Freiheitsberaubung.

Ja ist es, aber in der Situation als Tochter möchte ich auch niemals stecken müssen.
Ich glaube wirklich, jeder Mensch würde da an seine Grenzen kommen. Die Pflegerin fand ich super dargestellt.

(Mein Vater war auch dement und hat seine letzten 4 Jahre im Heim vor sich hin gedämmert, vorher war er auch vollkommen aggrresiv, wobei er, als er gesund war, ein total liebevoller Mensch war)

Ein.Tatort, der mich fast zu Tränen gerührt hat. Ich kann persönlich den Satz "Dann holt man sich eben Hilfe" nicht mehr hören, ich weiß aus anderen Gründen, wie schwer es ist, echte und vor allem schnelle Hilfe zu finden.
Das ist alles sehr traurig und keineswegs überspitzt dargestellt...

Viele können sich Pflege wirklich nicht (mehr) leisten.
Me 2
*********ld63 Frau
8.564 Beiträge
Liebe https://www.joyclub.de/my/1689057.nur_eva.html, mich hat er zu Tränen gerührt - und ich bin "vom Fach", und vielleicht gerade deswegen...

"Sie sind nur ein Bauernopfer", wie Inga Lürsen sich gegenüber einer Pflegekraft äußerte, als es darum ging, die korrupten Machenschaften der Betreiber einer Pflegefirma zu verschleiern. Tatsächlich war der Begriff "Bauernopfer" das Schlagwort dieses Tatorts aus Bremen für mich.

Ich war sehr gespannt auf diesen Tatort, weil ich "vom Fach" bin und die Perspektive der Pflegenden aus dem FF kenne. Vielleicht war manches überzogen, wie der Pflegedienst, der aus der Not der Angehörigen Gold scheffelte und damit nur so um sich warf ... oder auch der Mord an dem MDK-Begutachter ein Quentchen zuviel an Drama, Mord und Totschlag.

Dieser Tatort hatte es in sich, und ich kann mich Zeev nur anschließen: die beiden Ermittler aus Bremen haben es einfach drauf, solche sozialkritischen Themen aufzugreifen. Die Szenen mit der dementen Mutter waren keinesfalls übertrieben, sondern sehr real. Das ist Alltag für Pflegekräfte, wenn sie vielleicht auch leichter mit diesen Situationen umgehen können, weil sie mehr Abstand zu den Patienten und Bewohnern haben.

Zum Stichwort "Baueropfer": In der Tat werden letzten Endes immer die Pflegekräfte, bzw. die Pflegefachkräfte für Pflegefehler persönlich zur Verantwortung gezogen und abgestraft. Die Betreiber von Pflegediensten und Altenheimen jedoch dürfen ungestraft weiter planen mit einem Mininum an Angestellten, die völlig überfordert sind...

Das alles in einen Tatort zu packen mit derartiger Intensität, ist schon sehr außergewöhnlich - und sehr gelungen. *spitze* Er hat mich tief berührt und bestürzt, obwohl - oder gerade weil! - ich die andere Seite kenne. Die Situation für Pflegebedürftige und deren Angehörige hier in Deutschland ist desaströs, das hat dieser Tatort sehr realistisch wiedergespiegelt.
Sehr heftiges Thema, das unendlich traurig und nachdenklich macht, es kann doch nicht so schwer sein, den Senioren in Deutschland einen angemessenen Lebensabend zu bieten?!
Spahn übernehmen sie diese Verantwortung!
Ich kann mich den Worten meiner Vorschreiber/innen nur anschließen *top*

Schweres Thema, sensibel umgesetzt!
******ier Frau
38.720 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vielen Dank für eure umfangreichen und vielschichtigen Kommentare. *anbet*

Ich habe den Film noch nicht gesehen und werde ihn aber auch nicht sehen.
Begründung:
Da ich selbst in einem Pflegeberuf arbeite, ist mir das Thema dann in meiner Freizeit zu viel und zu schwer. Da möchte ich mich erholen können. *ja*
Ein hervorragender Tatort über ein sehr wichtiges Thema, sehr gut umgesetzt!
Das Lürsen-Team gehört auch zu denen, die ich vermisse.
******r28 Frau
22.849 Beiträge
Ich hab diese Folge ein zweites Mal angesehen....und nichts von der Bedrückung und der Wut verloren,die in mir aufsteigt, wenn ich sowas sehe....die Mauscheleien von manchen Gutachtern und Pflegediensten kann ich mir durchaus vorstellen...und der alte Mann,der sich das Leben einfach nicht mehr leisten kann....bittere Realität!!...das ist kein Einzelfall...


Ich war selbst Jahrzehnte in der ambulanten Pflege, bis ich vor zwei Jahren krank wurde......auch ich werde mir nach
jahrzehntelanger Arbeit und drei Kindern das Leben in naher Zukunft nicht mehr leisten können....auch wenn die Pflege plötzlich SYSTEMRELEVANT ist...
****med Frau
9.144 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Wiederholung am
23.8.2021 21:45 HR
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