Berlin - Karow - Dein Name sei Harbinger (1038)
Fulminanter Anfang - furioses Ende - dazwischen ein wenig Kai Korthals - nicht malso schlecht, zwischendrin ein bisschen wirr und langatmig.Klasse Kamerafahrten und guter Lokalkolorit mit Berliner Untergrund, U-Bahnen und Alexanderplatz.
Werner Lothar alias Harbinger – Schauspieler Christoph Bach, spielt sensationell (inzwischen sein 9. Tatort Gastauftritt, u.a. "Der oide Depp") als vom Verfolgungswahn gepeinigten Psychopathen.
Lothar betreibt im Berliner Untergrund einen Schlüsseldienst und hat zwei Gesichter. Auf der einen Seite absolut freundlich zu seinen Kunden, die Blumenverkäuferin Romy rettet er sogar aus einer brenzligen Situation. Auf der anderen Seite, scheu, meidet Überwachungskameras und protokolliert seine Observationsziele. Auch Anna Feil, die frisch gebackene Kommissaranwärterin von der Kripo Berlin, steht auf seiner Liste!
Am Stadtrand von Berlin: In einem ausgebrannten Lieferwagen liegt eine Leiche, grausam entstellt- leider kein Einzelfall, sondern die Tat eines brutalen Serienmörders. Insgesamt werden vier Leichen gefunden und sie haben eine Gemeinsamkeit:
Alle Opfer wurden durch In-vitro-Fertilisation in einer Kinderwunsch-Klinik gezeugt, die von Dr. Stefan Wohlleben geleitet wird, der selber als eines der ersten Retortenbabys zur Welt kam.
Ein Erkennungsmerkmal dieser Filme ist, dass der Zuschauer ordentlich Täterwissen zugeschanzt bekommt. Christoph Bach als Harbinger mit schwitzigem Schnauzbart und abgeranztem Basecap fällt vom ersten Auftritt an als deviante Figur auf. Sein bürgerliches Geschäft ist ein Schlüsseldienst, dessen Filiale aufs herrlichste in die ausgreifende Architektur des U-Bahnknotenpunkts Berlin-Alexanderplatz integriert ist (Szenenbild: Tom Hornig). Nebenher bewegt sich Schlüssel-Män Harbinger aber durch die geheimen Wege und toten Trakte von ÖPNV-Infrastruktur und Stadt, als wäre er ein entfernter Verwandter des legendären Maulwurf-Manns aus Hackney.
https://www.zeit.de/kultur/f … -harbinger-obduktionsbericht