Momentan nutze ich fürs Tattoo auf meinen Bauch eine Betäubungscrème, allerdings nur fürs Schattieren. Die Linien habe ich ohne Crème bekommen, und da läuft man nach 2-3 Stunden schon ziemlich auf den Felgen. Ist auch für den Künstler einfacher, da man als Malgrund weniger herumzappelt. Der Grund dafür: Bei den Linien arbeitet er auf einer riesigen Fläche, welche man nicht komplett eincremen kann. Das Schattieren findet üblicherweise auf einer beschränkten Fläche statt.
Kommt halt sehr stark darauf an, was für welchen Stil Du Dich entschieden hast. Bei mir ist es der japanische Stil, und da wird bei den ersten Sessions ein Liniengitter aufgetragen, bei den folgenden Sessions geht es dann nur noch ums Schattieren. Beim Schattieren verletzt man sehr viel Haut auf einmal, und darum finde ich es praktisch, wenn man länger aushält und so die Zahl der Sessions reduzieren kann. Bei anderen Stils ist es vielleicht anders (z.B. Linien und gleich schattieren, oder ohne Linien schattieren) und man kann immer mit Betäubung arbeiten.
Ich benutze die Crème "Tattoo Numbing Creme", welche anscheinend in China hergestellt wird, von Australischen Tattoo-Künstlern erfunden wurde, und in Europa aus UK heraus versandt wird. Nachdem ich gute Erfahrungen mit einer Testbestellung von 3 Tuben gemacht habe, habe ich die "Familienpackung" mit 25 Tuben bestellt. Eine Tube reicht für einen Bereich von zwei Handflächen und betäubt für ca. 30-45 Minuten, sollte aber (mindestens) 90 Minuten einwirken. So kommt die Tube auf ca. 15 Euro.
Praktisch pinsle ich die Stelle grosszügig ein (ca. 1cm über den Rand hinaus, ca. 1 mm dick) und lege dann luftdicht ein Suprasorb-F-Pflaster drüber. Bis ich beim Tattoo-Artist bin vergehen ca. 90 Minuten, dort pinseln wir den Rest der geplanten Fläche ein und legen auf der vorbereiteten Fläche los. So komme ich auf Sessions von 3-4 Stunden. Auf dem Bauch, vom Brustbein bis über den Nabel, von Nippel zu Nippel. Der Artist löst dann einen Bereich, putzt/desinfiziert den Bereich und legt los, löst den nächsten Bereich usw. Man spürt fast nichts und kann sogar während der Arbeit reden und normal atmen.
Es soll Menschen geben, welche beim Thema Betäubung fast in ein religiöses Mantra kommen und finden, man hätte das Tattoo ohne Schmerzen nicht verdient. Erinnert mich ein wenig an die Diskussion, ob eine Geburt mit Kaiserschnitt oder Peridural-Anästhesie überhaupt als solche "zählt", oder ob man bei der Entbindung als Mutter "betrogen" hat. Weil der Schmerz dazugehört. Ich ignoriere diese Diskussion und freue mich an meinem schönen Tattoo. Nur mein Künstler und ich wissen davon, die Anderen geht das nichts an.