Tessiner Weine
Finde es an der Zeit, unseren Weinen auch einen Platz einzuräumen.Da wir Spitzenweine produzieren, die sich weltweit sehen lassen können.
Unten aufgeführt, einen Artikel aus der Coop Zeitung über den Merlot von
Urs Mäder:
Tradition verpflichtet: So brillant er teilweise auch ist, gemäss Experte Urs Mäder fehlt dem Tessiner Merlot noch der letzte Schliff.
Wo liegt die Zukunft des Merlot?
Ganz klar im Tessin. Die restliche Schweiz hat keine Chance.
Eine etwas anmassende These, finden Sie nicht?
Der Merlot hat bei uns eine über 100-jährige Geschichte sowie das nötige Terroir. Dabei geht es um Bodenbeschaffenheit, Klima, Sortenkenntnis, Tradition, Erfahrung und um die Menschen in Reben und Kellern. Diese Voraussetzungen sind bei uns einzigartig.
Was zeichnet den Tessiner Merlot sonst noch aus?
Der Umstand, dass wir nicht so alkoholische, sondern facettenreiche Weine haben. Der Merlot ist ein natural born seducer, ein geborener Verführer. Einer, der es versteht, mit vielen Reizen zu spielen.
Klingt nach der ganz grossen Liebe...
Mein erstes Glas war eine Art Erleuchtung. Darum ärgert es mich auch, wenn die Winzer hier viel Zeit in andere Sorten investieren. Lieber sollen sie sich darauf konzentrieren, das Niveau unserer Königssorte noch höher zu bringen.
Was fehlt denn noch zur Perfektion?
Ein letztes Quäntchen Wissen! Doch dazu müssten wir eine Datenbank anlegen, eine Forschungsstation aufbauen und Experten zurate ziehen. Doch Wissen kostet Geld. Und das haben wir nicht.
Das sitzt auch bei vielen Schweizern nicht locker, wenn es um hiesige Weine geht...
Dabei ist der Preis etwa 40 Franken für einen hochklassigen Merlot absolut gerechtfertigt! Hier ist alles Handarbeit, das Terrain für Maschinen ungeeignet. Ein ebenbürtiger Wein aus einer berühmten Zone würde das Doppelte bis Dreifache kosten.
Das Tessin hat aber nicht das Renommee vom Bordeaux ...
Nein, aber gemäss dem Bordelaiser Weinberater Denis Dubourdieu ist unsere Region das zweitbeste Merlot-Terroir der Welt. Es gibt sogar Weinliebhaber, die unsere Tropfen mit denen aus dem Saint-Émilion vergleichen. Das sollten wir als Kompliment nehmen!
Wie verträgt sich der Merlot mit den verschiedenen Sprachregionen?
Aus der Westschweiz kommt zu wenig Zuspruch, aber die Deutschschweizer sind Merlot-affin, weil sie Tessin-affin sind. Leider trinken sie unseren Wein oftmals nur in den Ferien. Dabei ist der Merlot viel zu ernsthaft, als dass man ihn als Ferienwein betiteln könnte.
Ernsthaft?
Merlot kann sehr vielseitig sein, daher vergleiche ich ihn gerne mit Menschen. Da gibt es beispielsweise die spindeldürre Twiggy, die leicht vulgäre Sophia Loren, die geheimnisvolle Catherine Deneuve und Monica Bellucci, die pure Sinnlichkeit versprüht.
Hinter jedem Merlot steckt also eine Typologie?
Natürlich, genau das ist ja das Spannende. Ausserdem mögen die Menschen Geschichten. Das darf man auch bei Weinen nicht unterschätzen.
Welchen Stand hat die heimische Traube bei den Tessinern?
Die alte Generation kommt teilweise nur schwer mit der einstigen Problemsorte klar. Die Jungen aber haben einen gewissen Stolz auf den Merlot entwickelt, der sich vom Land- zum Klassewein gemausert hat.
Wie kommt der weisse Merlot an?
Da er aus roten Trauben gekeltert wird, handelt es sich eigentlich um einen farb- und tanninlosen Rotwein. Er ist unaufdringlich, süffig und hat keine so aggressive Säure wie der klassische Weisswein. Daher findet er grossen Anklang.
Wie lange lässt er sich lagern?
Bis zu drei Jahre. Der klassische Rote hingegen kann sechs, der Topwein zehn Jahre gelagert werden. Man sollte jedoch bedenken, dass dem Merlot etwas Jugendlichkeit besser steht als das Alter.
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