Legasthenie
Von und Wissenschaftsjournalistin
11. Februar 2022
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Bei der Legasthenie (auch: Lese-Rechtschreibstörung, LRS) ist bei Kindern und Erwachsenen die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben vermindert. Experten empfehlen, die Legasthenie mit gezielten Fördermaßnahmen zu behandeln und Betroffenen viel Verständnis und Geduld entgegenzubringen. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Legasthenie und erfahren Sie mehr über Symptome, Ursachen und Therapie!
Was ist Legasthenie?
Die Legasthenie (auch: Schreib-Lesestörung oder Lese-Rechtschreibstörung, LRS oder spezielle Lese-Rechtschreibschwäche) ist eine spezifische Lernstörung.
Das heißt, dass bei Betroffenen nicht alle Bereiche des Lernens, sondern allein das Erlernen von Schreiben und Lesen beeinträchtigt ist. Global betrachtet haben drei bis elf Prozent der Kinder und Erwachsenen größere Probleme, das Lesen und Schreiben zu erlernen. Bei einer Legasthenie spricht man auch von einer "nicht-sichtbaren" Behinderung, weil man Betroffenen diese nicht ansieht.
Bei Menschen mit Legasthenie ist die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben vermindert. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen mit Legasthenie weniger intelligent sind. Legasthenikern fällt es nur schwer, die gesprochene Sprache in die geschriebene umzuwandeln und umgekehrt. Jungen sind davon häufiger betroffen als Mädchen.
Man hat festgestellt, dass eine Lese-Rechtschreibstörung familiär gehäuft vorkommt. So haben Experten herausgefunden, dass 50 Prozent der betroffenen Kinder einen Elternteil haben, der ebenfalls von einer Legasthenie betroffen ist.
Sonderfall: Dyslexie
Eine Dyslexie ist eine Lesestörung, die häufig im Rahmen einer Legasthenie auftritt. Sie ist bei Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt und durch genetische Faktoren begünstigt.
Öfter als eine solche angeborene Dyslexie ist jedoch die erworbene Dyslexie: Hier wurde die Region des Gehirns, die für das Lesen zuständig ist, durch einen Unfall oder Schlaganfall geschädigt.
Typischerweise verlangsamt sich die Lesegeschwindigkeit bei Dyslexie drastisch. Oft verstehen Betroffene das Gelesene nicht, verrutschen in der Zeile oder verdrehen Buchstaben.
Ein Arzt stellt Dyslexie mittels verschiedener Untersuchungen und eines speziellen Tests fest. Mit viel Verständnis, einer speziellen Förderung und einer angepassten Leistungsbewertung in der Schule hilft man betroffenen Kindern wirksam.
Wie therapiert man Legasthenie?
Experten raten dazu, eine Legasthenie möglichst früh zu therapieren. Das hat zwei Gründe: Zum einen sind Förderungsmaßnahmen erfolgversprechender, wenn sie frühzeitig zum Einsatz kommen. Zum anderen ist es bei einer frühen Therapie je nach Ausprägung der LRS wahrscheinlicher, dass Betroffene die Schule abschließen und leichter eine qualifizierte Berufsausbildung bekommen.
Das Wichtigste ist, dass Eltern und Lehrer dem betroffenen Kind viel Verständnis und Geduld entgegenbringen. Leistungsdruck zuhause und in der Schule verschlimmert die Legasthenie möglicherweise. Das Gleiche gilt für Kränkungen durch Mitschüler.
Solche ungünstigen Reaktionen des Umfelds auf die Lernstörung erhöhen zudem das Risiko, dass der Legastheniker psychisch erkrankt. Das Kind ist diesem Teufelskreis möglichst schnell zu entziehen.
Zudem lässt sich eine Legasthenie durch gezielte Therapie-Maßnahmen positiv beeinflussen. Meistens ist dafür eine außerschulische Förderung nötig. Die Kinder trainieren dabei mit speziellen Lese- und Schreib-Übungen. Dabei kommen rhythmische Lesehilfen oder Computerprogramme zum Einsatz.
Häufig benötigen die Kinder über die Förderung hinaus psychotherapeutische Unterstützung. Das gilt besonders dann, wenn begleitend eine psychische Erkrankung (wie eine Depression) auftritt. Depressionen verhindern unter Umständen, dass sich die Lese- und Schreibfähigkeit des Kindes verbessert.
Durch einen Nachteilsausgleich (umgangssprachlich Legasthenie-Erlass, LRS-Erlass) bewerten Lehrer die schulischen Leistungen eines Kindes mit Legasthenie anders. Im Rahmen des sogenannten "Notenschutzes" werden beispielsweise die Rechtschreibleistungen nicht so stark gewertet. Ziel ist es, so Nachteile für das Kind, die sich durch die Lernstörung ergeben, auszugleichen und das Kind von schulischem Druck etwas zu entlasten.
Das führt zwar möglicherweise zur Stigmatisierung, oft ist aber das betroffene Kind (und die Familie) froh, eine Legasthenie-Diagnose zu haben und baut dank des Notenschutzes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl auf.
Den Nachteilsausgleich legt in jedem Bundesland das jeweilige Kultusministerium fest. Hat ein Arzt mittels Legasthenie-Tests die Lernstörung diagnostiziert, ist es möglich, einen Antrag auf einen solchen Ausgleich zu stellen.
Dyslexie
Von Medizinjournalistin
18. Februar 2022
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Dyslexie ist eine Lese-Störung, die entweder angeboren oder erworben ist. Im Rahmen der Diagnose kommen verschiedene Tests zum Einsatz. Dazu zählen unter anderem Hör-, Seh- und Intelligenz-Tests sowie ein spezieller Dyslexie-Test. Betroffene lesen langsam und stockend, manchmal ist zudem die Schreib-Fähigkeit eingeschränkt. Erfahren Sie hier alles Wichtige über Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung.
Kurzübersicht
Diagnostik: Bisherige Krankengeschichte, körperliche Untersuchungen wie Seh- und Hört-Tests, Elektro-Enzephalografie (EEG), Intelligenztest, spezifischer Dyslexie-Text.
Symptome: Unter anderem langsames, stockendes Lesen, Verrutschen in der Zeile, Vertauschen von Buchstaben.
Ursachen und Risikofaktoren: Vermutlich genetische Veränderungen bei angeborener Dyslexie, Schädigung bestimmter Hirn-Bereiche bei erworbener Dyslexie.
Behandlung: Gezielte Leseförderung, Geduld und Verständnis des Umfelds fördern, Nachteilsausgleich beantragen; bei Bedarf psychologische Betreuung.
Krankheitsverlauf und Prognose: Die Prognose ist umso besser, je früher die Diagnose erfolgt.
Was ist Dyslexie?
Als Dyslexie bezeichnet man eine gestörte Lesefähigkeit, die durch Sprachverarbeitungsstörungen aufgrund von neurologischen Störungen auftritt. Tritt die Störung in der Entwicklung auf, beispielsweise während der Schulzeit, spricht man auch von der Entwicklungsdyslexie (Lese-Rechtschreib-Störung).
Die Störung ist möglicherweise unterschiedlich stark ausgeprägt und nimmt somit für Betroffene eine unterschiedlich große Bedeutung ein. Meistens wird eine Dyslexie in den ersten Schuljahren entdeckt.
Der Begriff Dyslexie wird inzwischen außerdem als Synonym für Legasthenie verwendet.
Dyslexie oder Alexie?
Bei einer Dyslexie ist die Lesefähigkeit gestört. Bei einer Alexie ist Betroffenen das Lesen hingegen gar nicht möglich. Eine Alexie entsteht meist, wenn die Nervenbahnen, die für das Lesen verantwortlich sind, unterbrochen wurden. Dies geschieht zum Beispiel durch einen Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma oder infolge eines Tumors.
Man unterscheidet zwischen der sogenannten phonologischen und semantischen Alexie:
Phonologische Alexie: Betroffene erkennen zwar einzelne Buchstaben, es ist ihnen jedoch nicht möglich, diese zu einem Wort zu verbinden.
Semantische Alexie: Betroffene sind in der Lage, Buchstaben zu Wörtern zusammenzusetzen, verstehen das Gelesene aber nicht.
Wie testet man auf Dyslexie?
Wenn Sie bei ihrem Kind eine Dyslexie vermuten, ist es ratsam, möglichst bald einen Kinderarzt aufzusuchen. Denn eine unbehandelte Lese-Störung verursacht beim betroffenen Kind möglicherweise Unsicherheit, Ängste und andere psychische Probleme, die eine Dyslexie-Therapie teilweise erschweren.
Der Kinderarzt bespricht zunächst mit Ihnen und Ihrem Kind die Symptome und die bisherige Krankengeschichte. Mögliche Fragen sind dabei:
Wie äußert sich die Lesestörung konkret?
Leiden weitere Familienangehörige an Dyslexie?
Wie hat sich Ihr Kind bisher entwickelt – zum Beispiel in puncto Laufen und Sprechen?
Wie groß ist die Lern-Motivation Ihres Kindes?
Hat Ihr Kind nur Probleme beim Lesen oder auch mit der Rechtschreibung?
Sind bei Ihrem Kind irgendwelche körperlichen oder psychischen Erkrankungen bekannt?
Untersuchungen
Anschließend untersucht der Arzt Ihr Kind gründlich. Ziel ist es, bestimmte Erkrankungen als Ursache für die Lese-Störung auszuschließen. Zu den Untersuchungen gehören beispielsweise:
Seh- und Hör-Tests: Damit findet der Arzt heraus, ob die Lese-Probleme auf einer Seh- oder Hörschwäche beruhen.
Elektro-Enzephalografie (EEG): Die Messung der elektrischen Ströme im Hirn macht eventuell vorhandene strukturelle oder funktionelle Störungen des Gehirns sichtbar.
Intelligenz-Test: Mit einem IQ-Test schließt der Arzt aus, dass eine verminderte Intelligenz das Lernen behindert.
Dyslexie-Test
Die Lesefähigkeit selbst überprüft der Mediziner mit einem speziellen Dyslexie-Test. Dabei liest das Kind einen kurzen Text vor. Je nachdem, wie sicher es liest, fällt der Test positiv oder negativ aus.
Wie äußert sich Dyslexie?
Menschen mit Dyslexie lesen sehr langsam und stockend. Sie verrutschen beim Lesen oft in der Zeile oder vertauschen Buchstaben. Häufig verstehen sie zudem das Gelesene nicht. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, einzelne Buchstaben (literale Dyslexie) oder ganze Wörter (verbale Dyslexie) zu lesen.
Welche Ursachen hat Dyslexie?
Bei einer angeborenen Dyslexie sind vermutlich Veränderungen im Erbgut (genetische Mutationen) auf dem Chromosom 6 verantwortlich für die Dyslexie. Die Mutation bewirkt, dass bestimmte, für das Lesen zuständige Hirn-Bereiche weniger aktiv sind. Die Betroffenen sind in der Lage, einzelne Buchstaben zu lesen, scheitern jedoch daran, diese zu Wörtern zusammenzufügen.
Die erworbene Dyslexie kommt viel häufiger vor als die angeborene Variante. Die erworbene Dyslexie entsteht, wenn die für das Lesen zuständige Hirn-Region geschädigt wurde, zum Beispiel durch einen Schlaganfall oder Unfall. Meist sind dann auch andere Bereiche des Gehirns betroffen. Deshalb geht die erworbene Dyslexie oft mit Sprach- und Rechtschreib-Störungen einher.
Behandlung
Steht die Diagnose fest, ist es ratsam, das soziale Umfeld des Kindes (Lehrer, Mitschüler, Verwandte, Freunde) zu informieren. Denn die Dyslexie setzt die betroffenen Kinder oft unter großen psychischen Druck – viele schämen sich für ihre Lese-Störung, leiden unter Selbst-Zweifeln und haben Angst vorm Versagen.
Dazu kommt der schulische Leistungsdruck, der die Lese-Schwierigkeiten gegebenenfalls noch verstärkt. Wenn das Umfeld geduldig und verständnisvoll reagiert, entlastet dies das Kind möglicherweise erheblich und verhindert eine Stigmatisierung.
Es ist ratsam, Kinder mit Dyslexie innerhalb und außerhalb der Schule gezielt zu fördern, um Lese-Erfolge zu ermöglichen und so das Selbstbewusstsein und die Freude am Lesen zu steigern. Meist ist eine mehrjährige Förderung notwendig. Experten empfehlen außerdem, eine solche Förderung durch spezielle Therapeuten mit geeigneter Expertise durchführen zu lassen.
Nachteilsausgleich
Eltern von Dyslexie-Kindern haben die Möglichkeit, einen sogenannten Nachteilsausgleich vom Kultusministerium zu beantragen. Dieser sieht vor, dass die schulischen Leistungen der Betroffenen im Bereich Lesen und/oder Schreiben anders bewertet werden.
Das soll die an Dyslexie leidenden Kinder vor weiteren Enttäuschungen bewahren. Für den Antrag auf Nachteilsausgleich ist dem Schulpsychologen ein ärztliches Attest vorzulegen.
Die meisten Kinder fühlen sich durch den Nachteilsausgleich entlastet, denn es wird von ihnen nicht länger erwartet, dass sie beispielsweise laut vorlesen und sie bekommen bessere Noten.
Das stärkt ihr Selbstvertrauen und verbessert später die Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Es gibt aber auch Kinder, die den Nachteilsausgleich als Abwertung empfinden, was unter Umständen die Lern-Motivation verringert.
Prognose
Je früher man eine Dyslexie erkennt und behandelt, desto besser ist die Prognose. Wichtig ist vor allem, auch mögliche psychische Probleme fachgerecht zu behandeln. Leiden Kinder mit Dyslexie etwa unter Schul- und Versagens-Ängsten, empfiehlt es sich, einen Kinderpsychologen aufzusuchen.