Nun, 1980 war ich neun Jahre alt.
Mit John Lennon oder den Beatles als Begriff konnte ich nichts anfangen.
Aber an jenem 9. Dezember (also an dem Tag, als die Nachricht sich verbreitete), spielte ich wie häufig Fußball in der Waschküche meiner Mutter ... immer die Kirsche gegen die Wand gefackelt und dann Torwart meines eigenen von dort abgeprallten Schusses. War rückblickend gar nicht so übel, weil das Gesetz von Ein- und Ausfallwinkel mir ja schon vorher verriet, in welche Ecke ich mich schmeissen musste
Meine Mutter bügelte, während das Radio lief.
Und sie war es, die - obwohl eigentlich eher der klassischen Musik zugetan - die Meldung von Lennons Ermordung als etwas sehr Trauriges kommentierte. Und dann dudelte das Radio pausenlos Lieder, die ich schon gehört zu haben glaubte. Manche schienen sich derart in meinem Kopf genistet zu haben, dass ich sie noch tagelang vor mich hin summte.
Daraufhin gab mir meine Mutter das blaue Album aus dem Fundus meines Vaters und ich hörte es fortan täglich rauf und runter, versuchte (als, wie gesagt, 9-jähriger), die englischen Texte zu notieren, um mitsingen zu können, lernte sie auswendig ... und bekam zu meinem 10. Geburtstag vier Monate später das rote Album und eine Lennon-Biographie geschenkt.
Eine wahre Großtat meiner Eltern, die nur durch eine zusätzliche Rickenbacker zu toppen gewesen wäre.
Insofern war Johns Ermordung der Beginn meines Fandoms.
Und irgendwie bin ich froh, dass ich damals, im Dezember 1980, nicht schon erwachsener war, denn es hätte einen Teil meines Herzens gebrochen, bewusst eine solche psychopathische Wahnsinnstat mitzuerleben.
Ich sehe es heute anders herum (ganz abgesehen von dem persönlichen Verlust, den das nahe Umfeld Johns mit seinem Tod zu erleiden hatte):
Mark David Chapman hat die Welt um einige Lieder und Botschaften beraubt, die John uns nach 1980 noch hätte schenken können. Um Tourneen (!), denn John wollte damals unbedingt wieder auf die Bühne!
Und allein dafür soll Chapman in der Hölle schmoren! Als Verbrecher am Weltkulturerbe.