Antithese: In manchen Fällen sind Lügen das beste Mittel für alle Beteiligten.
Wenn eine Lüge für alle Beteiligten, Sender und Empfänger gut ist, auf beiden Seiten ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, keinen Schaden anrichtet oder sogar Schaden abwendet, ist sie angemessen und für mich moralisch nicht verwerflich.
Der Sender ist nicht genötigt, sein Wissen / seine Motivation zu offenbaren, er kann weiterhin autark bleiben und kann Beeinflussung, die er nicht möchte, abwenden. Der Empfänger ist beruhigt und kann z.B. von Kontrollambitionen gegenüber des Senders ablassen. Damit haben beide ihren Frieden.
Ich gehe sogar einen Schritt weiter: Man kann im Lügen authentisch sein. Denn eine "gute" Lüge erzählt einen Teil der Wahrheit, aber eben nicht die ganze Wahrheit, und wird daher vom Empfänger gewollt und vom Sender genauso kalkuliert missverstanden und steht somit als "Lüge" da.
Ob ein "Lüge" sinnvoll ist oder nicht, hängt vor Allem von der Motivation des Senders ab. Will er sich dadurch nur einen Vorteil für sich selbst verschaffen, oder dient es auch dem Schutz des anderen, oder des Gemeinwohls in einem komplizierten Beziehungsgeflecht?
So, wie es Menschen gestattet ist, sich selbst zu belügen, um sich vor der Überflutung von Wahrheit zu schützen, so darf auch meiner Meinung nach zum Wohle anderer, natürlich nach gründlicher Abwägung aller Prämissen, auch mal gelogen werden.
Es ist nicht das erste Mittel der Wahl. Aber es gibt Situationen, in denen Lügen gnädiger sind als die Wahrheit.