Sexuelle Authentizität

Ich finde ja. Man entscheidet selbst, ob man sich vom Partner beeinflussen läßt oder nicht. Natürlich hätte eine Partnerschaft, in der die Bedürfnisse des anderen völlig ignoriert werden, heutzutage eher keine Zukunft.

So gesehen würde es bei der sexuellen Selbstbestimmung weniger darum gehen, ob ich Kompromisse eingehe oder nicht. Sondern vorallem MIT WEM.

Kurzfristig - da verhalte ich mich manchmal nicht selbstbestimmt (authentisch). Aber langfristig gesehen empfinde ich mich als sehr selbstbestimmt. Das ist mir auch ganz wichtig.

Ein interessanter Ansatz. Aber würde das nicht bedeuten, dass man sich nicht mehr aus seiner Wohlfühlzone herausbewegen würde? Ich sähe da die Gefahr, dass man viel weniger Neues kennen lernen würde und die eigene Wohlfühlzone sich kaum mehr weiterentwickeln könnte.

Ich würde gerne mal ein Fallbeispiel in die Runde werfen, wenn ich darf. Es ist ein reales Beispiel aus meinem Leben (leider kein sexuelles):

Das Frühstück-Problem
Der Mann liebt es, am Wochenende das Frühstück ausgibig zu genießen. Er zelebriert es richtig! Er sitzt lange am Tisch, isst, trinkt mehrere Tassen Kaffee und dazwischen plaudert er mit seiner Partnerin. Letzteres ist ihm sehr wichtig.

Seiner Partnerin ist dieses ewig lange Frühstück ein Graus. Sie hat die Angewohnheit, relativ schnell zu essen. Sie genießt ihr Essen auch, ist aber viel schneller damit fertig als ihr Partner. (Sogar dann, wenn sie ganz bewusst sehr langsam isst.) Danach langweilt sie sich extrem und würde gerne vom Tisch aufstehen. Aber wenn sie das tut oder sich in ihr Handy vertieft, dann ist ihr Partner verletzt.

Wie würdet ihr das lösen? Ich bin gespannt!

Mit dem Partner sprechen und die Zeit etwas verkürzen

Warumlangweilt sie sich, wenn er mit ihr plaudert?

Sie sitzt nicht gerne rum und dreht Däumchen.

Ich dachte, wir könnten anhand von einem Fallbeispiel das Phänomen "Kompromisse" ergründen. Aber dafür seid ihr viel zu lösungsorientiert. (Ich meine das als Kompliment! )

Daher möchte ich nicht weiter offtopic gehen und das Fallbeispiel hier abbrechen. Danke, dass ihr euch auf diesen Exkurs eingelassen habt!

Das Frühstücksproblem wurde übrigens so gelöst: sie nimmt sich eine Hand-Näharbeit mit an den Tisch und legt die Füße hoch. So hat sie es bequem, ihre Hände haben eine Beschäftigung, und der Kopf ist frei fürs Plaudern mit dem Partner. Inzwischen ist sie schon fast enttäuscht, wenn er den letzten Kaffee fertig hat.

Sie könnte etwas anderes tun - im gleichen Raum; nicht aufräumen! Marmelade kochen zB, während sie miteinander plaudern

Lach ...

Ich mag Kompromisse nicht, in denen beide ihr Bedürfnisse hinten an stellen müssen/sollen. Es muss ein Miteinander möglich sein, in dem sich beide 100% wohl fühlen... zu idealistisch?

Als ich so wach lag, heute Nacht, hab ich viel über das Thema nachgedacht; aber tatsächlich ist "Kompromisse" ja gar nicht das Thema des Threads, sondern sexuelle Authentizität.

Also ich bin beim Thema sexuelle Authentizität noch lange nicht durch. So im Alltag, im Beruf und bei Freunden, da denke ich, bin ich authentisch. Da weiß ich wer ich bin, da kenne ich mich in der Zwischenzeit sehr gut und da habe ich auch die Stärke und Gelassenheit, einfach ich zu sein. Ohne Bedenken, etwas falsch zu machen, oder blöd rüber zu kommen, oder nicht gemocht zu werden.

Auf der sexuellen Ebene habe ich dieses Gefühl allerdings noch nicht vollständig. Da spüre ich in mir noch viel Unsicherheit. Da weiß ich nicht genau wer ich bin; da muss ich noch rum probieren und da bin ich manchmal jemand, die nicht einfach leben kann was ist. Vielleicht weil ich manchmal nicht weiß, was ist?
Natürlich weiß ich, was mir gefällt. Und ich kann mittlerweile auch ganz gut über Sex sprechen, aber da ist immer irgendwas, was mich hemmt, ausbremst, was sich nicht authentisch anfühlt.