Wir haben Anfangs eine CIS Beziehung geführt. Glaubten wir zumindest in einer romantischen Bezrachtungsweise.
Inzwischen glaube ich nicht mehr an CIS aus verschiedenen Gründen.
1. Ob Frau sich wirklich nicht daran hält, nicht gehen zu können, obliegt allein der Frau. Nett, wenn sie sich dran hält, Pech, wenn sie sich nicht daran hält.
2. Um das „Sich daran halten“ durchsetzen zu können, muss die Frau komplett mittellos gestellt werden.
Wir haben für uns festgestellt, dass dies schon alleine weil sie eine minderjährige Tochter hat, um die sie sich kümmern können muss, wenn wir uns trennen, ein unrealistisches Szenario ist.
Mindestens jedoch für den Fall einer längerfristigen oder dauerhaften Erkrankung des Mannes, der Pflegenedürftigkeit oder seines Todes müssen Vorsorgen getroffen werden.
Haben wir gemacht? Super.
Dann habt Ihr auch folgendes Szenario eingepreist.
a) Mann: Schlaganfall, nicht zu einer eindeutigen Willensäußerung fähig, aber nicht tot.
Frau: Komplett mittellos gestellt, keine Kontovollmacht oder nur eine Kontovollmacht im Falle seines Todes - Ihr habt ein Problem.
Von einer Generalvollmacht habe ich hier bewusst nicht gesprochen.
b) Gleiches Szenario aber Frau hat Kontovollmacht - Die Frau ist tatsächlich nicht komplett wirtschaftlich abhängig, da sie im Falle einer Trennung auf seine finanziellen Mittel zugreifen kann. Da sind wir wieder beim 1. Kritikpunkt, dass es auf den Good Will der Frau ankommt, sich im Krisenfall tatsächlich nicht zu trennen.
Mir persönlich wäre dabei übrigens egal, ob die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau mit oder ohne ihr Einverständnis herbeigeführt wird. Ich weiß, der Consens, der Consens. Nehmt es als persönliche Äußerung, die nicht diskutiert werden muss, weil sie eine Randmeinung darstellt.
Womit wir aber zu der dritten, tatsächlichen Problemstellung kommen.
Wenn das alleine aus der Initiative des Mannes geschieht, macht CIS insofern für mich Sinn, als es die Durchsetzung eines Führungsanspruches ist.
Die ggf. einseitige Durchsetzung der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Frau, sofern sich Beide anfangs auf einer metakonsensualen Ebene einmal für CIS entschieden haben, ist für mich Führung.
3. Im Laufe von 30 Jahren BDSM und recht hoher Vernetzung im TPE Bereich habe ich mehrere Paare kennengelernt, die so glauben zu leben.
Im Kern war es jedoch bei diesen Paaren die Frau, die eigentlich geführt hat.
Das ist ein ziemliches Paradoxon:
Denn die, die im Zuge von TPE und sogar CIS eigentlich komplett Folgen müsste, stellt hier die Regeln auf und definiert, wie sie im Zuge ihres TPE Daseins geführt werden muss. Manches Beispiel war davon wirklich krass.
Dabei gehen die Frauen durchaus sehr geschickt vor, so dass der Mann gar nicht merkt, wie sehr er manipuliert wird.
Ich habe zugleich auch Männer kennengelernt, denen im Laufe ihrer Beziehung durchaus bewusst geworden ist, wie sehr sie manipuliert werden.
Ich bin mir bei diesen Paaren nicht wirklich sicher, ob die Frau wirklich erkennt, was sie da tut. Ob sie ihn also bewusst manipuliert oder diese Manipulation unbeabsichtigt erfolgt, ohne es selbst zu reflektieren.
Im Kern glaube ich, dass neben der romantischen Durchsetzung dieses Themas auch mangelnde Selbstreflexion von mindestens einem Beziehungspartner in Bezug auf die eigene Beziehung besteht.