Silvester in Köln en femme
Vorbemerkung: Diesen Text habe ich in einem anderen Forum veröffentlicht. Eine Passage aus dem letzten Abschnitt bezieht sich auf dieses Netzwerk und nicht auf den Joy-Club.
Hallo,
den Jahreswechsel haben Carmen, Loren, Sophia und ich in der Kölner Innenstadt gefeiert. Carmens Lebensgefährtin Sydi komplettierte die Runde. Loren und Sophia sind in anderen Foren organisiert, wenn ich das so ausdrücken darf.
Wir trafen uns bei Carmen, fuhren dann in die Kölner Innenstadt, aßen in einem Brauhaus zu Abend und feierten dann weiter in einer Kölner Schwulenkneipe.
Es war ein schöner und interessanter Abend. Ich lernte Menschen kennen mit Erfahrungen, die mir unbekannt sind, und die ich auch so nicht machen möchte. Aber es lohnt sich schon mal, über den Tellerrand zu schauen.
Was ich an Carmen, Sophia und Loren bewundere, das ist ihr Mut. Wir betraten das überfüllte Brauhaus und mussten über Treppen und durch eng besetzte Gänge nach einem Tisch suchen. Auf dem Hinweg war mir sehr mulmig zu Mute, während die erfahrenen Mädels die Situation ganz normal bewältigten. Bei Tisch ging es mir schon besser, und schließlich kamen zwei junge Mädchen, die freundlich fragten, ob sie uns fotografieren könnten. Normalerweise mag ich das nicht, weil ich den Eindruck habe, als Paradiesvogel behandelt zu werden. Doch die Biomädels waren uns echt zugetan und die anderen Mädels ließen sich gerne ablichten. Da wollte ich nicht die Spielverderberin sein. Der Rückweg durch die Menge nach draußen fiel mir schon leichter.
In der Schwulenkneipe gefiel es mir nach anfänglicher Skepsis recht gut. Die Musik war spitze, eine gelungene Mischung aus 70er Jahre Rock, deutschen Schlagern und Kölscher Musik. Normalerweise habe ich mit den letzten beiden Genres nicht so viel am Hut, aber Katja Ebstein und Marianne Rosenberg gefallen mir auch so, und in die besondere Atmosphäre der Kneipe passten sie.
Dem Feuerwerk schauten wir am Heumarkt zu und gingen dann wieder ins Lokal zurück.
Um drei Uhr brachen wir auf und wollten uns ein Taxi nehmen, doch das erwies sich als Illusion. So entwickelte sich die Heimfahrt zu einer Art Mutprobe für mich. Zuerst ging es mit der Straßenbahn - hier mal ein Kompliment an die sonst vielgeschmähte KVB - Richtung Neumarkt, einem zentralen Knotenpunkt in der Mitte Kölns. Auch hier war kein Taxi zu finden, und ich musste mich von der Gruppe trennen.
So nahm ich die nächste Bahn, und stand inmitten leicht angetrunkener Jugendlicher - aber nichts passierte. An der Haltestelle musterte mich ein junges, hübsches, aber frustriert drein blickendes Mädchen. Sonst keine Gaffer.
Kurz vor meiner Haustür gab es noch mal eine kritische Situation. In meiner Nähe gibt es einen Italiener mit einem schönen Biergarten, der durch eine niedrige Steinmauer vom Bürgersteig abgetrennt ist. Dort hockte ein junger, gut aussehender Kerl, nicht schlecht angezogen, also kein Proll. Er stand auf, ging unsicher auf mich zu und sagte mit schwerer Zunge: "Da kommt meine Freundin." Als er vor mir stand, erlebte er wohl die erste Enttäuschung im neuen Jahr und war etwas sauer: "Du bist ja ein Mann, noch schlimmer!". Schade, dass die deutsche Jugend so pessimistisch in die Welt blickt: mit der eigenen Freundin macht es keinen Spass und Frauen, die von weitem wohl nicht schlecht aussehen, entpuppen sich als Transen. Wäre er nett gewesen, hätte ich ihn getröstet, doch er war zu betrunken. Was hätte Carmen aus der Situation gemacht? Ich glaube, sie hätte ihn richtig veräppelt...Ich habe ihn ignoriert, denn ich fror.
Fazit: Ein schöner Abend. Und mit Sophia habe ich (hoffentlich) eine neue Freundin gefunden. Sie hat ein tolles passing, ein großes Herz und einen schönen, warmen Mantel. Vor allem auf der Rückfahrt konnte ich mich bei ihr einkuscheln. Da ich ja nun mal ein wenig eitel bin, trug ich über dem kleinen Schwarzen nur einen knielangen Mantel. Der kalte Wind strich um meine dünnen Strümpfe und die Kälte kletterte durch die Pumps nach oben, aber Sophia wärmte mich. Sei noch mal gedrückt dafür, liebe Sophia!
Und noch eine kurze Bemerkung am Schluss: es gibt solche und solche Transgender. Es mag sein, dass ich manch einem hier zu konservativ bin. Ich werde es auch bleiben! Ich möchte auf der Straße als Frau wahrgenommen werden und nicht als Gruselguste oder als Tante Jutta von Kalkutta.Dafür ziehe ich mich vernünftig an und schminke mich sorgfältig, ohne den Anspruch zu erheben, die Weltallerschönste oder die Stilikone zu sein. Ich weiß auch, dass es unterschiedliche Arten geben kann, seine weibliche Seite auszuleben und keine ist besser als die Andere.
Ich respektiere und bewundere Carmens Mut und Engagement, Lorens Konsequenz, Sophias Herzlichkeit und die Offenheit von Sydi. Aber ich bleibe Katharina und ich finde es lieb von dir, Carmen, wie gerade du mich darin bestärkt hast!
So, das war ein langer Bericht! Frauen quatschen eben viel...
Liebe Grüße
Katharina