Endlich Hausfrau !
Nach über 40 Jahren Berufstätigkeit, in denen ich meist wenig Zeit hatte für Privates und so vieles Schöne, das ich so liebe, ist es so weit: Versetzung in den "Unruhestand" !Schon als kleines Kind hatte ich in den Spielen immer die weibliche Rolle begehrt, wollte die Mutter unserer Puppen sein, während meine geliebte Spielfreundin Christina die Vaterrolle übernehmen sollte. Und ein paar mal spielten wir dieses Vater-Mutter-Kind-Spiel mit vertauschten Rollen (inklusive Kleidung!) im hinteren Teil unseres großen Gartens. Schon immer hatte ich mich für alles interessiert, was eigentlich für Mädchen gedacht war. Und am meisten beneidete ich sie um ihre hübschen Kleider und Petticoats.
Rollentausch in Ehe und Partnerschaft: die Phantasie hat mich nie losgelassen. Gern hätte ich die Rolle der treu sorgenden Hausfrau daheim übernommen und der Partnerin die Rolle des Ernährers und Haushaltsvorstandes überlassen. Nur bedauerlicherweise war das niemals realisierbar, denn ich verdiente in meinem Job stets deutlich mehr als meine Frau, sodass dies keine realistische Perspektive war.
Jetzt geht der Traum in Erfüllung, spät, aber nicht zu spät ! Frei von allem Berufsstress, übernehme ich jetzt begeistert und erwartungsvoll die Rolle der Hausfrau. Und meine Frau, die noch ein paar Jahre arbeiten muss, freut sich über die Entlastung.
Kochen und backen, putzen und flicken, waschen und bügeln sind meine Aufgaben. Ein bißchen kenne ich das schon, aber jetzt bin für all dies allein verantwortlich, wie eine Hausfrau in den 50er Jahren. In Rock und Schürze natürlich ! Da geht die Arbeit leichter von der Hand.
Es reicht, wenn meine Frau die Hosen anhat.
Ein Traumjob für ein "T-Girl" wie mich ! Ich freue mich jedenfalls drauf.
Oder werde ich eines Tages singen: "Das bißchen Haushalt..., sagt mein Mann!" (Kennt Ihr das feministische Emanzipationslied aus den 70er Jahren?).
Ab jetzt sind jedenfalls Kochrezepte gefragt, neben den Informationen über Mode, Kosmetik, Frisuren und allen möglichen anderen "Weiberkram", wofür ja vielleicht auch noch ein bißchen Zeit bleibt. Vielleicht sollte ich Frauenzeitschriften lesen, um mich besser auf die Termine bei der Kosmetikerin vorzubereiten ? Und vor allem muss ich meine Nachbarn darauf vorbereiten, dass sich hier einiges verändern wird.
Icg frage mich nur, warum das alles immer noch so schwierig ist in unserer ach so demokratischen und offenen Gesellschaft. Warum können wir nicht von vornherein die Rollen annehmen, die wir uns in unseren Träumen wünschen ?
Rollentausch in der Ehe: Vielleicht wird es in der Zukunft mehr Leute geben, die solche Träume ausleben ? Frauen und Männer mit vertauschten Rollen: ein Zukunftsmodell für eine wachsende Minderheit ? Queere Idee, oder ist das "Prinzip Hoffnung" angesagt ?
Und was halten unsere Frauen davon ?
Na ja, was mich angeht, so will ich jenen, die mich fragen, gern meine Erfahrungen weitergeben.
L.G., Monika