Das große Promi-Pilgern
Das große Promi-Pilgern(ehemaliger Sendetermin: jeden Sonntag Abend gegen 19:15 Uhr auf Pro 7)
Menschen kochen gern, also lasst uns Kochsendungen drehen.
Menschen bauen gerne Häuser und dekorieren sie. Also her mit den Heimwerkersendungen.
Menschen sehen gerne Freaks und Models. Lasst uns eine Sendung machen, namens das Model und der Freak.
Alles nachvollziehbare ... teils fast schon logische Entscheidungen. Wie man allerdings auf die Idee gekommen ist, eine Pilgersendung zu machen, entzieht sich meiner kompletten Vorstellungskraft. Pilgern? gefällt?? den Leuten??? also lasst uns eine Pilgersendung machen???? Jau, klingt echt nach einem guten Plan ...
Aber ich kenne es ja von mir. Ich liebe es zu pilgern. So trete ich täglich mehrfach den Gang nach Canossa an und entlehre dort meine Blase. Auch die Pilgerstrecke in die Küche scheint immer eine lohnenswerte Aufgabe zu sein, gibbet dort doch meist was zu futtern. Am liebsten pilgere ich aber in mein Bett ... dort kehre ich dann in mein Selbst ein und ... schlafe. Kurzum: Ich hab nur gewartet auf eine große Pilgersendung. Und wie bereits erwähnt, scheint es ganz Deutschland ähnlich zu gehen.
Und, wer erhörte unsere Gebete? "Insender" und Seriengrab Mummer 1: Pro 7. Hier kämpft man schon seit geraumer Zeit gegen jegliche Form von guten Geschmack an und versuchte schon häufiger mit Grütze wie Dumm sucht Dümmer (Gülcans Hochzeit), Inzestspielen auf der Burg oder dem Model und der Freak Kram den Zuschauergeschmack zu unterwandern und den eigenen Medienbetrieb hinzurichten. Das funktionierte bisher sehr gut, wie die mauen Quoten aller Formate und das plötzliche Ende vom Freakmodel bewiesen. Aber irgendwie war man noch nicht zufrieden. Da stolperte die Praktikantin in Birkenstocksandalen ins Büro, faselte was von Erleuchtung und knallte ihrem Chef eine Ausgabe des Hape Kerkeling Pilgertour Bestsellers "Ich bin dann mal weg" auf den Tisch.
Einen Blow Job und ein Hineinblättern in das Buch später war die große Idee geboren: Promipilgern. B-Z Promis haben wir ja genug in Deutschland, der Wanderweg ist immer da und kostenfrei nutzbar, also schicken wir ein paar Birkenstocksandalenpraktikanten mit Kameras los und lassen sie Promis beim Pilgern abfilmen. Wird sicher voll geil.
Blöd nur, dass sogar die B-Z Prominenz absagte und letztendlich nur fünf Mann pilgern wollten. Warum, Weshalb, Wieso? Das klärt die Pro 7 Stammsprecherin, die als Gillian Anderson Stimme wohl ihren einsamen Höhepunkt hatte, dank perfid genialem Drehbuch und stimmiger Kommentare interessant auf. Oder wolltet ihr etwa nicht schon immer wissen, dass Katy Karrenbauer mit Bäumen redet und an Indianermystik glaubt?
Katy wer? Achso, ok, hier die Pilgerer. Numero Uno: Oli P. (Bildmitte) Dank seines Flugzeuge im Bauch Songs und seinen extraschleimigen Auftritten bei GZSZ auf ewig als Antistar geschasst, tut er einem hier noch am meisten leid. Im Gameshowmarathon bewies er neben Oliver Pocher zumindest viel Freude am Veralbern alter Spielshowkonzepte und man hätte ihm für seine charmanten Auftritte schon eine nette Comedyshow oder dergleichen gewünscht. Doch Star sein ist hart. Und keiner wollte ihn. Außer die Pilgershowpraktikantin. Die summt noch heute seinen Song und schwupps war Oli an Bord. Die sportliche Herausforderung reize ihn und die Besinnung auf Punkte wie: "Wie geht's mit mir weiter?" sei ihm wichtig. Die Frage kann man ihm aber jetzt schon, ohne große Pilgertour, beantworten: Abwärts geht's Oli, abwärts.
Den Babefaktor soll das "Stars auf dem Eis in der Pro 7 Variante" Schlittschuhluder Charlotte Engelhardt (ganz rechts) bedienen. Blöderweise hat es diesmal keinen heißen Schlittschuhlehrer dabei, bei dem sie schon in der ersten Folge nur noch ans Begatten denkt (wie ja bei der Schlittschuhshow geschehen). Wofür sie nun eigentlich bekannt ist? Sie hatte mal so ne Nagelshow ... mit der anderen hohlen Blonden. Wie heißt die noch mal? Kann mir Namen von so Silikonmonstern eh nie merken. Egal. Also da hat sie auch mitgemacht und dann kam der Karrierehöhepunkt: Playboyfotos. Hier rückt sie die alles andere als selbstgezimmerten Moppen ins rechte Licht, präsentiert ihre stramme Kiste und geht den gleichen Weg, den alle Playboypromis gehen: Sie verschwindet von allen Listen, die einer Karriere dienlich sein könnten. Also auf zum Pilgern. Hier fährt sie dann gaffende Einheimische an, dass sie auch Augen habe. Während sie das meinte, sah ich aber nur ihre riesen Hupen wogen. Irgendwie hab ich den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden. Egal ...
Chick Nummer II ist Katy Karrenbauer (2. von rechts). Ok, Chick passt nicht ganz, also nehmen wir das, was die Gillian Anderson Stimme so nett über sie meinte: Die Kampflesbe aus Hinter Gittern. Schönes Ding. Gerade bei der Karrenbauer haut dann das Drehbuch der Sendung gnadenlos zu. Am Ende sei sie. Keine Jobs finde sie mehr. Sie stünde vor dem Aus! Nur, was hat die dann beim Promipilgern zu suchen? Hallo? Egal ... Also die Katy hängt sich da voll rein und findet schon nach fünf Kilometern Fußweg ihr wahres Ich. Mehrfach wiedergeboren sei sie. Unter anderem sei sie eine Squaw gewesen. Dabei wurde sie anscheinend so mörderisch gedübelt, dass ihr das Hirn wegkohlte und sie mit Bäumen zu reden begann. Und Katy findet dieses frühe Ich wieder und ist quasi in jedem ihrer Auftritte dabei, einen Baum zu küssen und zu umarmen oder zu heulen, weil ein Vogel zwitschert. Yeah!
Und was wäre ein Pilgerabenteuer ohne harten Kerl? Und wer ist der Härteste im ganzen Land? Klar, Claude ... hä? ... Oliver ... wer? ... Rudolph ... ach der (ganz links)! Superstar aus ... und ja ... dann noch ... und genau ...! Voll böse ist er auch. So böse, dass ich mich jetzt gar nicht traue, zu schreiben, was ich denke, denn sonst werd ich noch verhauen. Also versuch ich es ganz neutral: Rentier Rudolph ... ich meine Claude Oliver Rudolph versucht einen auf ganz abgewichst zu machen. Die sportliche Herausforderung sei wichtig, der Rest ginge ihm auf den Sack. Sympathische Einstellung, vorgetragen mit einer vor Selbstüberschätzung stinkenden Arroganz, dass einem Angst und Bange wird um den geistigen Zustand des armen Mannes. Und der sportive Held nutzt jede Gelegenheit, um bei steilen Abschnitten in den Kamerawagen einzusteigen und den Kameramännern Dresche anzubieten, wenn sie ihn filmen, wie er sich gerade wieder an nem See den Aal lang zieht. Mit Pilgern hat das dann net wirklich viel zu tun ... oder etwa doch?
Und auch der 5. im Bunde ist ein echter Superstar (2. von links). Name nachschlag Ingo Naujoks. Von Claude Oliver Rudolph lapidar als Junkie abgetan, als Wichser, der schonmal seine Oma für Stoff verkaufe. Und damit als Kerl, der irgendwie nen Sack voll mehr Streetcredability hat als der Rudolph. Dummer Schachzug Claude Oliver, dummer Schachzug. Naujoks macht hier mit weil ... ja weil ... weil ... er wandert halt gern. Denke ich. Und damit beste Vorraussetzung für das Promipilgern.
Wie man also sieht, ist schon mal ein wichtiger Begriff im Sendungstitel ziemlich dreist gelogen. Vielleicht hätte man es das kleine Promi-Pilgern nennen sollen ... oder das große Halb-/Fast-/Wäregerneinpromi-Pilgern ...? Wie steht's denn nun eigentlich mit dem Pilgern an sich? Hat das seine Berechtigung im Sendungstitel?
Das weiß irgendwie keiner so richtig. Im Grunde machen sich ja eigentlich nur fünf Leute zur Pfeile für den Preis eines Ausweises voller Pilgerstationsstempel. Und am Ende winkt? Die Erleuchtung? Die Beantwortung der großen Lebenssinnfrage? Wohl eher nicht. Ja, was dann? Ruhm? Ehr? Die Teilnahme an einer Runde Genial Daneben im Partnersender Sat 1? Eine Morgenshow bei TM3 mit ganz viel Call In? Ein neuer Playboyjob für Charlotte? Diesmal auch mit der sichtbaren, rasierten Möse? Es muss irgend so etwas sein ... immerhin latschen die Promis eine mehr als ordentliche Strecke zu Fuß ... Blöderweise zumeist getrennt, so dass sie sich net gegenseitig anzicken können ... 760 Kilometer lang. Und so was macht man ja nicht für'n Appel und nen Ei. Nicht einmal Ideengeber Hape Kerkeling hat es umsonst gemacht, sprang für ihn doch ein Buch und damit ein Bestseller raus. Aber lasset uns hoffen und beten, dass es im Falle der fünf Promis doch nur zu einer Erleuchtung kommt. Die Erleuchtung, sich aufs Altenteil zurückzuziehen und sich fortan von Schund wie diesem hier fernzuhalten.
Wie ich jetzt, nach dieser liebevollen Abhandlung, zu dem etwas harschen Schundurteil komme? Gute Frage. Vielleicht liegt es daran, dass sich im Bezug auf diese Sendung kein großer Sinn offenbaren will und man sich während des Schauens doch ziemlich verarscht vorkommt? Oder weil derartige Formate schon von jeher den Bodensatz gepflegt beschissener Fernsehunterhaltung darstellten? Oder liegt es gar daran, dass sogar Pro 7 selber derart überzeugt von seinem neuen Quotenhit ist, dass man ihn sofort nach Ansicht der Bänder aus der Prime Time in die Vorabendzeit verlegte und die geplanten 5 auf 4 Episoden einstampfte ...? Was soll uns das sagen? Ist das die unerwartete Selbsterkenntnis, dass man irgendwie nur noch Scheiße zu produzieren scheint oder das Ergebnis einer Pilgerfahrt diverser Praktikanten zum Chef des Senders mit anschließendem Arschtrittfestival zur Tür des Sendezentrums raus? Schwer zu sagen ... und wahrscheinlich nur im Rahmen eines weiteren Pilgerevents erklärbar ...
Unser Urteil:
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Status heute:
Es gab nie ein großes Promipilgern Teil II, Oli P. sitzt tatsächlich bei Genial Daneben in der Runde und sonst kennt man hier keinen mehr ... Qualität setzt sich halt durch
In diesem Sinne:
Pilgerman