d'accord, free(willy)man
und ich darf hier mal weiterhin die
©Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zitieren:
Für Adeline, die siebenjährige Tochter des Schlagersängers Michael Wendler, ist so eine Doku-Soap über ihre Familie eine feine Sache. Sie wird sich in zwanzig Jahren viele Analysestunden sparen können, indem sie ihrem Therapeuten einfach die Videos zeigt. Die Szene zum Beispiel, in der sie in der eher zum Putzen als zum Kochen genutzten Küche einen Becher Kakao verschüttet, und ihre Mutter reagiert, als seien dem Kind auf dem Weg zur Schule drei Uranbrennstäbe aus dem Tornister gefallen. Dann kommt die Großmutter hinzu, markiert mit spitzen Fingern alle drei kleinen Kakao-Pfützen und ruft eine ganze „Wie konnte DAS denn passieren?”-Frage der Mutter lang „Iiiieh”. Dass die Mutter sogar noch ein zweites Küchentuch zum Wegwischen braucht, veranlasst Oma zu der Bemerkung, dass sie, solange sie ein Kind habe, nie zur Ruhe kommen werde. Adeline stellt nun die durchaus angemessen erscheinende Frage, warum ihre Mama sie überhaupt zur Welt gebracht habe, wenn sie sie gar nicht wolle, und Oma gibt sich ein bisschen zu viel Mühe, ihr beim Über-die-Haare-Streicheln zu erklären, sie sei doch ein „Wunschkind” gewesen.
Das ist das Aufregendste, das in den ersten 45 Minuten der sechsteiligen Serie „Der Wendler-Clan” passiert, die Sat.1 ab heute sonntags um 19 Uhr zeigt. Das Zweitaufregendste ist, wie sich Wendler darüber ärgert, dass ein Kollege ihn auf offener Bühne in Bottrop gefragt hat, ob er mit dem Hubschrauber, dem Lamborghini oder dem 600er Mercedes angereist sei – aus bloßem Neid, wie Wendler meint. (Könnte natürlich auch etwas damit zu tun haben, dass das eine, das Wendler noch mehr mag als den Disco-Fox und sich selbst, das Rumprotzen mit Reichtümern ist. In Oberlohberg, dem unsympathischen Teil Dinslakens, steht ein Baustellenschild: „Hier baut Michael Wendler, der König des Popschlagers, sein Märchenschloss.”)
Er ist ein Phänomen, vor allem in seiner ungebrochenen Begeisterung für sich selbst, die gleichzeitig so befremdlich und beneidenswert ist, dass man sie ihm nicht einmal richtig übel nehmen kann (solange er nicht singt). Als niedliche Figur aus einem Gruselkabinett hat er dem Fernsehen sogar schon unerwartete (und teils unfreiwillige) Glanzminuten beschert, im „perfekten Promi-Dinner” etwa und bei Ina Müller. Aber von dieser biederen und sehr gespielt wirkenden Doku-Soap bleibt bestenfalls eine Redensart: In Dinslaken ist ein Becher Kakao umgefallen.
ich liebe journalisten, die was von ihrem job verstehen...
danke nach frankfurt!