Stufen....
Es gibt ein wunderschönes Gedicht von Hermann Hesse, Stufen. Das geht mir immer wieder durch den Kopf. Es war eines unserer Lieblingsgedichte. Überhaupt mochte er Hesse sehr. Die Melancholie in den Texten hat uns beide sehr berührt.Bei meinen Spaziergängen, wenn ich lese, oder auch fotografiere, kommen mir diese Zitate in den Kopf. Ich höre ihn noch, wenn wir darüber geredet haben. Auch Goethe und seine Wetzlarer Zeit waren immer mal ein Thema. So viele Erinnerungen, so viel Seelenproviant....
Ich lerne immer mehr, diese Erinnerungen zu bewahren, ich hadere weniger, ich spüre in mich hinein. Und ich merke, ich bekomme langsam meine Narben versorgt. Nicht alleine durch den Zuspruch hier in dieser Gruppe. Ich weiß, ich kann jederzeit schreiben, erzählen, und bekomme Antworten. Mir hilft es so sehr, wenn ich erfahre, dass ich mit meiner Art zu trauern nicht alleine bin. Ich habe nun auch wieder eine Idee, für meine nächste Steinskulptur. Wenn sie fertig ist, zeige ich sie euch hier.
Mira
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!