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Respekt gegenüber unserer Verstorbenen

Respekt gegenüber unserer Verstorbenen
Sehr nachdenklich geworden durch das Beobachten, wie teilweise getrauert wird, sowohl hier, als auch außerhalb dieser Gruppe, möchte ich ein paar Gedanken niederschreiben.

Wir alle kennen das, dass man nicht schlecht über einen Verstorbenen reden soll, dass das Andenken an diesen Menschen gewürdigt werden soll. Und das ist auch gut so. Der Tod öffnet die Tür zu einem Bereich, den wir alle irgendwann einmal betreten werden. Mancher hofft darauf, die Lieben, die er vermisst, dort wiederzusehen. Mancher hofft, durch diese Tür zu gehen, und dann wiedergeboren zu werden...

Alles sehr schöne, philosophische Gedanken. Was mir aber auch sehr, sehr wichtig ist: ich bin der Meinung, dass niemand das Recht hat, seine Art sich mit dem Tod, dem Sterben umzugehen, ungefragt anderen aufzudrängen. Jeder Mensch geht damit anders um, niemand sollte es werten, wenn etwas geschieht, was er nicht verstehen kann.

Ich musste die bittere Erfahrung machen, dass ich von der Schwester meines Lebensgefährten böse hintergangen wurde. Sie hat mich damit unendlich verletzt. Wenn ich mich nun aber in Tiraden voller Wut und Schmerz geäußert hätte, wo immer ich mich gerade aufhielt, wem hätte dies genutzt? Mein Lebensgefährte hätte es auch nicht gewollt, dass ich so auftrete. Und im Endeffekt hätte ich meine persönliche Erinnerung unglaublich belastet.....Was ich für ihn empfunde habe, er für mich, dass gehört nur zwischen uns Beide.

Wir haben angefangen, unsere Toten auf Gräberfeldern beizusetzen. Um einen Platz zu haben, ihrer zu Gedenken. Diesen Brauch finde ich sehr schön und tröstlich. Ich bin gerne auf Friedhöfen unterwegs, dort herrscht immer eine friedvolle Atmosphäre.... Manche Gräber sind liebevoll gepflegt, manche sehen aus wie aus einem Prospekt, kalt und steril. Manche sind überwuchert, kaum zu erkennen.... Und doch liegt für mich Frieden über diesen Plätzen.

Ich werde nach meinem Tod im Wald bestattet werden, für mich ein unendlich tröstlicher Gedanke. Denn ich bin auch jetzt viel im Wald unterwegs, also werde ich quasi heimgehen.

Es gibt auch in meiner Familie Stimmen, die dies nicht verstehen, aber es wird respektiert, dass ich es so für mich entschieden habe. Und auch ich respektiere die Wünsche meiner Lieben, auch über den Tod hinaus.
*****div Frau
7.968 Beiträge
Diese Erfahrung kenne ich
Durch die Toten der letzten zwei Jahre in meiner Familie, für die meist ich diejenige war, die sich um die Beerdigung zu kümmern hatte, wurde ich oft mit dem Spruch konfrontiert: "Ist doch egal, was der/die Tote wollte, mach es, wie es für Dich bequem ist."

Schluck. Zwei Sachen habe ich dabei gelernt:
• Über Tote aufregen, weil einem etwas nicht passte, ist sinnlos.
• Man kann - machbare - Wünsche von einem Sterbenden durchführen, auch wenn sie einem selbst nicht passen.

Die respektlosesten Menschen den Toten gegenüber sind eh die, die sich um nichts kümmern, ausser große Reden schwingen. Einfach Ohren auf Durchzug stellen oder in den Wald gehen und Urschrei proben. Das hilft tatsächlich *ja*

Allerdings wüsste ich nicht, warum ich Menschen nicht verschiedene Wege der Trauer zugestehen sollte. Viel schlimmer ist doch ein Mensch, der nicht betrauert wird, sondern an dessen Grab alte Rechnungen aufgemacht werden.

Und die eigene Beerdigung sicher beeinflussen kann man nur, indem tatsächlich ein Vorsorgevertrag beim Bestattungsinstitut seiner Wahl eingegangen wird. Ich persönlich bin sehr misstrauisch geworden in den letzten zwei Jahren, was das Einhalten von diesbezüglichen Wünschen angeht.
@ mariediv

Da gebe ich dir Recht, dass es nicht so einfach ist, die Wünsche eines Verstorbenen umzusetzen. Da stehen dann tatsächlich viele verschiedene "Interessen" urplötzlich im Raum....

Ein Beispiel: Mein Schwiegervater war schwer krank, und hatte eine Patientenverfügung aufgesetzt. Mein Exmann hatte massiv Stress mit den Ärzten, diese auch umzusetzen. Und Glück, weil er auf einen Arzt traf, der ihn voll und ganz unterstützt hat. Am Tag seines Todes war ich bei ihm. Seine Lunge kollabierte, er hustete im Schwall Blut. Ich habe damals in der Praxis seiner Hausärztin angerufen, und eine sehr kompetente Sprechstundenhilfe angetroffen. Diese hat zeitverzögert die Nachricht an die Ärztin weitergeleitet. Als die Ärztin eintraf, war mein Schwiegervater verstorben. Die Ärztin meinte dann zu mir: "Wenn er noch Lebenszeichen gehabt hätte, hätte ich ihn ins Krankenhaus bringen lassen, und ihn an die Maschinen anschließen lassen." Auf meinen Einwand hin, dass er das in der Verfügung, die sie kannte, die in seiner Akte war, ausgeschlossen habe, meinte sie nur: "Das interessiert mich überhaupt nicht."

Ich war schockiert, aber leider ist dies kein Einzelfall. Das passiert öfter, als man denkt.....
*****div Frau
7.968 Beiträge
Das kenne ich auch.
Und ich hatte sehr viel Glück, nach dem Schlaganfall meiner Mutter mit den Ärzten. Sie haben den Wunsch meiner Mutter respektiert und gaben mir Tipps, wie ich ihren Wunsch auch im Pflegeheim berücksichtigt bekomme. Bis ich dann am Sterbebett meiner Mutter auf eine Pflegerin traf, die mir extreme Vorwürfe machte, wie ich meine Mutter einfach sterben lassen könnte.

Die Vorwürfe dieser Frau taten so richtig weh. Von anderen Leuten in meinem Bekanntenkreis habe ich auch gehört, wie hartherzig ich sein müsste, sie sterben zu lassen. Das tat noch mehr weh. Aber weißt Du was? Sie hatte einen Wunsch. Ich habe versucht ihn zu erfüllen. Gut ist.

Ich habe bei meinem Schwiegervater auch gelernt, dass Patientenverfügungen nur mit viel Glück in Krankenhäusern beherzigt werden. Und man kann niemand einen Vorwurf machen, ist ein Menschenleben in Gefahr, wird nicht erst nach einer Verfügung gesucht, sondern gehandelt. Also kann man nur versuchen, all überall Kopien der Verfügung zu hinterlegen, u.a. auf dem Nachttisch für die Nachtschwester.

Das Thema Patientenverfügung ist sowieso sehr brisant, weil es letztes Jahr ein Urteil vom Bundesgerichtshof gab, das bestimmt, dass solche Patientenverfügungen konkrete Handlungen beschreiben müssen, die im Falle eines Falles beachtet werden müssen. Das wird in vielen vorhandenen Patientenverfügungen nicht drin stehen.
*ja*

Aber es gibt eben Menschen, die den letzten Willen respektieren. Wie die Sprechstundenhilfe, wie der Arzt.... Und das macht Hoffnung.
*****div Frau
7.968 Beiträge
Nach diesem Urteil könnten Ärzte extreme Schwierigkeiten bekommen ...

Oder man kümmert sich rechtzeitig um eine hieb- und stichfeste Verfügung. Und nebenbei um eine gute Beziehung zu Verwandten. Dann klappt es sicher auch mit dem Respekt. *g*
als mein erster direkter Kontakt zu dem Umgang erfolgte, war ich total überfordert und in so arger Wut, unfähig mich mit allem Notwendigen zu befassen, Trauerarbeit konnte und wollte ich nicht aushalten, ertragen
nach und nach, durch sehr intensive und hilfreiche Möglichkeiten erkannte ich, wie wichtig es ist, dem gegangenen Menschen diesen Abschied in einem selbst zu ermöglichen, im Angedenken seiner Wünsche und Vorstellungen selbst auch zu wachsen und den Tod nicht als Ende, sondern auch als Neuanfang für einen anderen Lebensweg zu erkennen

ich halte mir im Nachhinein immer wieder vor Augen, ich war mit mir, der Situation, dem Drumherum als grad Volljährige absolut überfordert und kann nur dankbar auf die mich haltenden Menschen schauen, die mir immer und immer zur Seite standen

auch wenn ich heute, im Jetzt bin, so ist mein Ansinnen sehr darauf bedacht die Wünsche und Vorstellungen des Gegangenen zu erahnen, aus dem was ich selbst erlebte, was mir erzählt wird,
um dann daraus ein positives Andenken für nachfolgende Generationen im Blick zu behalten
*****div Frau
7.968 Beiträge
@Leahnah
*knuddel*
Ich bin froh, dass ich eine im Leben stehende Frau war, als ich damit konfrontiert wurde.

Mit 18 hätte ich es nicht gekonnt. Meine Töchter zeigen mir in ihrer Verletztheit gerade durch den Tod ihrer Tante, dass man den Umgang mit dieser Situation auch erst lernen muss.
******rot Frau
13.137 Beiträge
Respekt gegenüber den Verstorbenen finde ich genauso wichtig, wie den Respekt vor den Überlebenden, deshalb tauschen wir uns aktiv aus, ich äußere meine Wünsche und Gedanken, hinterfrage aber auch ob es für die übrig gebliebenen so ok wäre, wir haben uns inzwischen einen guten Mittelweg erarbeitet und wenn neue Ideen und Gedanken hinzu kommen, das Leben und das Sterben ändern sich, rollen wirs neu auf und sprechen darüber - ich finde es sollte für beide Seiten ok sein, bzw wünsche mir das und ich finde es sehr hilfreich, daß offen zu kommunizieren und sich darüber unbefangen auszutauschen - für uns, meine Eltern, Geschwister und meinen Lebenspartner ist das inzwischen ganz normal
@ Kirschrot

Ja, der Respekt beschränkt sich nicht auf einen Aspekt alleine. Und aus diesem Grund ist, wie du sagst, der Austausch so unglaublich wichtig. Keiner sollte sich und seine Sicht alleine in den Vordergrund schieben. Jeder ist wichtig, aber keiner nur alleine....
******rot:
Respekt gegenüber den Verstorbenen finde ich genauso wichtig, wie den Respekt vor den Überlebenden
und dazu
******rot:
ich äußere meine Wünsche und Gedanken, hinterfrage aber auch ob es für die übrig gebliebenen so ok wäre
finde ich wundervoll, denn es zeigt, im Miteinander ist vieles dann doch auch besser zu bewältigen

darum finde ich auch den Austausch in dieser Gruppe so hilfreich, andere Sichtweisen zu erleben, sich gestärkt zu fühlen
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