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Wechselgrabbepflanzung

Wechselgrabbepflanzung
Mich würde eure Meinung interessieren zu einem Thema, das ich anfangs sehr irritierend fand, weil für mich Pflanzen, gerade erwünschte und auf dem Friedhof, lebende Wesen sind.
Speziell auf den Gräbern sind sie jedoch reine Konsumartikel; von den Sträussen, Gestecken und Kränzen einmal abgesehen.

Deswegen stand für mich eine Wechselgrabbepflanzung nie zur Debatte.

Mehr noch ist auch das Grab im Spiegel des Lebens meiner Angehörigen ein Ort der Nachhaltigkeit und Gastfreundschaft.
Die Frühjahrsblüher vermehren sich inzwischen selbst, Insektentränke und Nisthilfe sorgen für Lebensraum und die Pflanzen, ein Rosmarin und eine Rose sowie Thymian und Majoran als Lieblingskräuter meiner Mutter, sind stark und dauerhaft.
Ein Ort der Lebendigkeit im Angesicht und der Auseinandersetzung des Todes und mit den Toten.

Dem steht das Verhalten eines Grossteils jener gegenüber, die das Grab aktiv pflegen - also nicht von vornherein grossfläching mit einem Stein oder Schotter versiegelt haben.
Im einzelnen mag dies durchaus nett aussehen - v.a. jedoch als eine Selbstdarstellung der Angehörigen *fiesgrins*
Mich macht es traurig und ich empfinde es durchaus als einen Mangel an Respekt vor dem Leben all die Erika wie jetzt zum Beispiel oder demnächst Stiefmütterchen bald darauf als Müll im Container wieder zu finden.
Von geschmacklichen Verirrungen wie all die Erika-Hybriden ganz abgesehen, die jeder Emo-Party zu Ehren gereicht hätten, aber bereits nach kurzer Zeit so ausgebleicht waren, als ob ihnen an diesem Ort der Tod tatsächlich leibhaftig begegnet wäre.

In dessen Nachdenklichkeit über die Vergänglichkeit des Lebens und dessen Würde fällt ein solches Verhalten besonders auf.

Selbstverständlich akzeptiere ich die Freiheit ein Grab nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, freue mich daran vereinzelt ebenfalls sogar eine Nisthilfe oder Insektentränke zu sehen *top* gar eine Rose als Zeichen der Liebe und dauerhafter Verbundenheit, so wie ich erwarte, dass der eigene Umgang, den ich im Konsens mit den Angehörigen definiere, respektiert wird.

Mich würde eure Meinung zu dem Thema interiessieren.

Für die Gärtnereien ist dies ein glänzendes Geschäft.
Aber es ist nicht alles Gold, was blüht *nachdenk*

Wie seht ihr das?
*******uwel Frau
2.926 Beiträge
ich habe ( ein Glück ) nur ein kleines Feld zu pflegen, da meine Eltern sich eine Platte darauf gewünscht haben.
Wenn ich mir das große nicht gepflegte Nachbargrab ansehe, ist das schon sehr traurig.

Aber laut der Friedhofsordnung Güstrow in Mecklenburg- Vorpommern war die Vorgabe:
(10) Ganzflächige Abdeckung der Grabstätten mit Stein oder steinähnlichen Materialien ist unzulässig.

Nur wenn keine Verwandte die Zeit, das Geld oder nicht mehr lebend sind, werden diese Gräber vernachlässigt.
**********osity Mann
12.801 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das war in der Tat eine der Motivationen für meine Frau und mich, eine schlichte Baumbestattung haben zu wollen.
*****div Frau
7.968 Beiträge
Ich sehe das so, dass jeder Jeck anders ist. Ob Verstorbener oder Angehöriger. Und jede Friedhofssatzung kann für jedes Grabfeld eine andere Pflege vorhersehen.

Bei den Gräbern meiner Angehörigen würden die Gärtner einen Herzinfarkt bekommen, käme ich mit einem Kräutergarten an. Dort ist die gärtnerische Pflege sogar vorgeschrieben und es wird je nach Jahreszeit gewechselt. Wir können einen kleinen Gruß hinterlassen, weil sich z.B. die Frühjahrsblüher dort eben nicht von alleine aussäen. Es sind Reihengräber für Urnen.

Für mich hätte ich gerne einen Platz unter einem Baum oder es gibt auch ein Gräserfeld, durch das sich kleine Bäche schlängeln. Ich habe mich tatsächlich danach erkundigt, es gibt jeweils die Möglichkeit einer jahrelangen Warteliste und man sollte bitte dann versterben, wenn eine Grabstelle frei ist, wegen der großen Nachfrage. Ähm, *nein*, danke.

Aber zurück zu Deiner Frage. Geschmäcker sind verschieden, es gibt auch die Angehörigen, die es brauchen, wie ein Bett frisch zu beziehen, dass sie den Grabschmuck immer wieder ändern. Ich kann das respektieren, auch wenn ich viele der Dinge niemals in meinem eigenen Garten sehen möchte.

Dafür bin ich vor wenigen Tagen über einen Friedhof in Dänemark geschlendert, der Deinen Vorstellungen entgegenkommen dürfte. Viel Kies, viel kleine Sträucher, keinerlei der in Deutschland vorgesehenen Beflanzungen, dafür auf einzelnen Gräbern Zwergobstbäume. Es hat eine wunderbare - wie ich finde - würdevolle Ausstrahlung.
*********wer70 Mann
118 Beiträge
Ich denke eine einheitliche Meinung kann und soll es da nicht geben.

Ich wechsel die Pflanzen gerne mal aus, wobei ich die Heruntergenommenen aber auch nicht unbedingt in den dafür bereitgestellten Container werfe, sondern diese mit nach Haus nehme um dort noch ein wenig davon zu haben. Grundsätzlich interessiert es mich nicht wann wie und ob die Nachbarn ihre Gräber pflegen. Jeder trauert anders, jeder ist anders und jeder darf es so wie er möchte.

Für mich spiegelt das Grab nicht die Liebe wieder, die ich für meine Frau verspürt habe und immer noch verspüre, das trage ich alles im Herzen. Leider ist das hier auf dem Dorf meist anders. Hier zählt die Größe des Steins, die Aufwändigkeit der Grabgestaltung und natürlich das mit dem Auge des Uhrmachers gestutzte Grün drumherum als Wertschätzung für den Verstorbenen. Ein Grabstein muss größer, teurer und auffälliger sein als alle anderen, auch wenn man gerade den verhasstesten Menschen unter die Erde gebracht hat den es gibt und ihn das auch das ganze Leben lang hat spüren lassen..... (ich denke da an jemanden der seine Frau immer wie den letzten Dreck behandelt hat und dann einen Stein im Wert eines Kleinwagens mit der Aufschrift "in ewiger Liebe...:" aufgestellt hat. (Eigentlich müsste aus seiner Sicht "Blöde Schlampe... Essen und Wäsche nicht fertig, aber hier faul rumliegen" da draufstehen).

Als mein Grabstein - den ich bewusst ohne das Vorhandensein einer Preisliste ausgesucht hab, was dem Verkäufer sehr suspekt war - aufgestellt wurde kamen viele Menschen (teils auch nur einfache Biomassen) auf mich zu. Zu 50 % wurde ich für die Auswahl gelobt, die anderen (eben die Biomassen) fragten direkt "Was kost sowas?". Eine Frage die ich gerne mit "Das Leben" (aus der Sicht meiner Frau) beantwortet hab.

Ich möchte - und dieser teuflische Plan gelingt eigentlich immer - mich am Grab wohl fühlen, zur Ruhe kommen und mich meiner Frau nahe fühlen (wofür ich das Grab zwar nicht brauche .... aber wenn man schon mal da ist...) Ich möchte das Grab in ihrem Sinne gestalten....Ich möchte nicht darauf schielen ob sich gar doch ein Grashalm zwischen den umliegenden Gehwegplatten hervorstiehlt oder - noch schlimmer Angst haben, daß sich ein Vogel auf dem Stein ausruht und ihn beim Abflug dann nun einmal schwarz-weiss markiert. Klar spüle ich das ab bzw. reinige ich die Stelle. Aber nur weil sich das sonst unschön einbrennt aber ich bin dem Vogel nicht sauer. 3 Gräber weiter wurden schon diese Tauben-Abwehr-Drähte auf den Grabstein gelegt.... (der Vogel hat übrigens daneben geschissen... hihi)

Mir ist schon oft aufgefallen, daß - besonders vor kirchlichen Feiertagen - die Hektik auf dem sonst recht ruhigen Gottesacker zunimmt. Es geschen dort immer wieder Wunder. Menschen, die vorher kaum ohne Rollator, künstlicher Beatmung und sonstigen Hiflsmitteln bewegen konnten stehen oder knieen vor Gräbern um diese zu bepflanzen. Rüstige End-60erinnen verzichten auf das damenhafte knieen oder in die Hocke gehen, stehen mit durchgedrückten Beinen und hochgerecktem Hintern empfangsbereit (sorry... aber es sieht wirklich so aus) vor den Gräbern ihrer Verstorbenen und scheinen auf Paarung zu warten. Bitte schaut euch das selbst einmal an und ihr werdet euch ein Lächeln nicht verkneifen können.

Also hat jeder etwas davon.
Die, die eben einfach mal nichts machen sorgen bei den mit der Nagelschere Buchsbaum stutzenden Spiessern für Gesprächsstoff. Einigen spüren anscheinend Erregung wenn alle auf ihr Hinterteil schauen, anderen gibt es Kraft Dinge zu tun, die sie schon lange nicht mehr gemacht haben (also freies Gehen etc.)
Mir treibt es ein Grinsen ins Gesicht, denn es ist von allem etwas da.
Schön, wenn es bunt und vielfältig ist.
*****e_3 Frau
2.064 Beiträge
Bei uns gibt es die Möglichkeit auszuwählen, ob man auf dem normalen -, oder dem Waldfriedhof bestatten lässt.
Meine Kinder und ich waren uns einig, dass das Grab meines Mannes auf dem Waldfriedhof sein soll und meine Kinder suchten die Stelle aus, auch den Stein und hatten die Idee, dass ein blauer Fluss - quer übers Grab - mit Leuchtturm passt. Ihr Papa kam aus Norddeutschland.

Die Kinder wollten einen möglichst hellen Stein und obendarauf wünschten sie sich kleine Figuren unter einem bunten Regenbogen. Alle ihre Vorstellungen fand ich sehr schön und sie wurden auch alle umgesetzt.

Wir bepflanzen so, wie es uns gefällt und wann es uns gefällt und da inzwischen ganz viele große und kleine Engel auf dem Grab sitzen, ist der Platz begrenzt. Rosen sind wichtig und ein kleiner Baum und was lebt, das bleibt.

Die Einfassung war das Einzige, das vorgeschrieben wurde und sie durfte auf dem Waldfriedhof keine feste aus Stein sein.
Wir entschieden uns für Holz, das aber in diesem Jahr dringend erneuert werden muss und die Idee ist, kleine Holzpflöcke in bunten Farben zu streichen, um das Grab damit - passend zum bunten Regenbogen auf dem Stein - einzurahmen...

Uns ist wichtig, dass das Grab so gestaltet wird, dass der, der dort liegt, mit einem Schmunzeln sagen würde :
"Was habt ihr euch da ausgedacht? Gefällt mir."
❤️
**********osity Mann
12.801 Beiträge
Gruppen-Mod 
Auf dem Teil des Friedhofs, in dem die Baumbestattungen stattfinden, ist es gewünscht die Gestaltung der Natur zu überlassen. Sprich, es darf keine feste Bepflanzung oder Dekoration ausser dem Stein selbst angebracht werden. Gebinde, Dekorationen und alles andere nicht-verrottbare usw. können auf einem Steinpodest abgelegt werden, die zu jedem Grabfeld gehören.

Da wird ein paarmal im Jahr von der Verwaltung gemäht, das war's.

Und genauso wollten wir es beide haben.
*********wer70 Mann
118 Beiträge
Meine Eltern haben auch einen Platz im Friedwald selbst ausgesucht. Die beiden Leben noch, wollten aber exakt unter einem bestimmten Baum bestattet werden, also haben sie sich diesen Platz gesichert. Meine Eltern sind sehr naturverbunden und mein Vater ist ein Holzwurm durch und durch.....das passt sicherlich sehr gut.

In dem Friedwald sind aich nur minimale Schilder erlaubt die von der Verwaltung angebracht werden. Den Rest übernimmt die Natur. Und wenn och ehrlich bin macht sie das an der Stelle ganz gut.
Sie haben sich einen Baum ausgesucht der aus einem gemeinsamen kurzen irgendwann mal abgesägten Stamm (Ich glaub es war eine Tanne) durch eine Laune der Natur ein Buche und eine Birke hervorbringt.
Ist irgendwie ein schönes Bild aber ich hoffe mal dass der Baum noch steht, wenn sie ihn benötigen.....den haben sie sich schon vor 15 Jahren ausgesucht. 😀

Aber da wird sicherlich nichts zu pflanzen sein...
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