Vor wenigen Tagen jährte sich der schreckliche Unfall , bei dem ich meinen geliebten Partner verloren habe, zum ersten Mal....
"Ein Jahr ohne dich...Diese vielen " ohne Dich's"....
Sie tun so unglaublich weh.
Ohne dich erwachen und Frühstück machen. Kein " Guten Morgen mein Sternchen" mehr....
Wie haben wir diese ausgedehnten Frühstücke geliebt und zelebriert. Du hast dich immer amüsiert, mit welcher Hingabe ich den Tisch gedeckt habe. Es sollte dir eben an nichts fehlen. Du solltest einen guten Start in den Tag bekommen. Wenn ich das sagte, meintest du immer: " Der Tag hat schon perfekt angefangen.... neben dir ....". Dann bekamst du einen Kuss von mir und ich sagte: " Alter Charmeur!" , worauf du entgegnetest :
" Charmeur kann ich..." einhergehend mit deinem von mir so geliebten verschmitzten Lächeln.
Ohne dich spazieren gehen...
Einst war ich völlig verwundert, als du meintest, du wärst schon ewig nicht mehr spazieren gegangen und so fühlte es sich auch an.... ich musste deinen Stechschritt schon sehr bremsen.... ich mahnte immer: "Wir wollen spazieren und nicht flüchten." .
Du sagtest hinterher immer:" Heute waren wir wandern...." und warst total stolz, wusste ich doch, dass du lieber Auto fuhrst, denn liefest. Dennoch hast du diese Zeit an meiner Seite zunehmend genießen können, warst du derjenige, der spontan auf dem Heimweg mit mir abgebogen ist, um mit mir Hand in Hand ums Schloss zu laufen und dich über meine Freude darüber zu freuen.
Ohne dich kochen und backen...
Wenn ich fragte, ob du einen Wunsch hast, meintest du immer :" Schnittchen reicht..." . Du warst nicht anspruchsvoll im Sinne von fordernd. Ich habe jedoch deine Freude gesehen, wenn ich dich dann doch mit einer von dir heißgeliebten Suppe oder Braten überrascht habe. Du warst dankbar und hast mir das stets gezeigt. Ob mit einem Streicheln im Vorbeigehen, einem Kuss in den Nacken, wenn ich am Herd stand oder wenn du nach dem Essen meintest, ich solle sitzenbleiben und selber den Tisch abräumtest und den Abwasch machtest. Etwas, woran ich mich erst gewöhnen musste...
Ich koche seit einem Jahr nicht mehr .....
Ohne dich führe ich Monologe...
Wie habe ich unsere stundenlangen Gespräche genossen. Über Gott und die Welt und alles mögliche....
Wir nannten es philosophieren . Und oftmals ging es tief... haben wir unser Innerstes preisgegeben... und gerade das hat uns so eng zusammengebracht. Wir vertrauten uns alles an, konnten einander lesen und fühlten, was in dem andern vor sich ging...
Du sprachst immer von Schalen, die von dir abfielen und mit jeder Schale kamen wir deinem wahren Ich näher,
wurde aus dem nach außen hin unkaputtbaren Macher der sensible, aufmerksame, zerbrechliche und sich selbst hinterfragende Mann ... der Mann, den ich lieben lernte. Dem ich zeigen durfte , wie es sich anfühlt, als Mensch und vorallem als Mann wahr- und angenommen, begehrt zu werden.
Liebe kann man nicht planen. Liebe passiert einfach und fragt nicht nach richtig oder falsch. Sie ist einfach da und man hat nur zwei Möglichkeiten. Entweder man wehrt sich dagegen oder man lässt es zu, so zu fühlen.
Wir haben beides durchlebt. 3 Wochen haben wir uns gewehrt, wollten wir vernünftig sein... wir nannten es unsere " Findungswochen".
Und haben herausgefunden, dass es sinnlos war, sich gegen etwas zu wehren, von dem das Herz beschlossen hatte, es zu wollen und zu genießen.
Diese 3 Wochen haben uns 21 schlaflose Nächte und dich 7 kg Körpergewicht gekostet.....
( es war so unfair... warum nur dich???)
Das Wiedersehen nach diesen Wochen war unser wohl emotionalster Moment. Wir nahmen uns in den Arm um uns nie wieder loszulassen. Es war der Moment, als unsere Herzen dem Verstand das Stimmrecht entzogen und wir uns zueinander bekannten.
Jetzt bin ich hier.... an unserem Lieblingsort. Die Stille am See , den du so liebtest, dröhnt in meinen Ohren.
Sie lässt mich begreifen, ich werde von nun an hier immer ohne dich sein.
Ich sitze hier.... wissend , dass er mir die glücklichsten aber auch die schlimmsten Momente meines Lebens bescherte. In mir toben die Emotionen von : Warum hast du das zugelassen... bis hin zu den von dir oft zitierten Worten, wonach es ist, wie ist und kommt, wie es kommt. Und man nichts tun könne, als es anzunehmen.
Was mich lächeln lässt, ist die tiefe Dankbarkeit, dass es dich in meinem Leben gab, ich deine Liebe erfuhr, die Deine sein durfte.
Was mich weinen lässt, ist das Wissen, dass noch so viele Jahre voller " Ohne dich' s" kommen , ehe wir uns wiedersehen.
"Ich liebe Dich... sehr sogar" ... mit diesen Worten hast du dich immer von mir verabschiedet .
Dem ist nichts hinzuzufügen... außer vielleicht , dass wir uns einst hier im Joy gefunden haben und sich damit der Kreis zur Überschrift schließt.... und von wegen... Joy sei nur eine Plattform für den schnellen Sex!!! Wobei... schnell konnten wir auch.... wenn es nicht anders ging. 😘
Dein Sternchen."