Das Chaos meiner Seele
Mein geliebter und geschätzter Partner ist vor kurzem nach schwerem Krebsleiden eingeschlafen. Von Bekannten habe ich immer wieder gehört: "Es ist besser so. Jetzt leidet er nicht mehr."
So ein Satz ist schnell gesagt und stimmt auch.
Dennoch. Auch wenn ich wusste dass es einmal so kommt, ich habe mich immer geweigert daran zu denken.
Mich damit auseinandersetzen zu müssen hiesse es zu akzeptieren und sich zu arrangieren.
Das wollte und konnte ich nicht.
Er war immer so lebensfroh, hat Spässe bis zum bitteren Ende gemacht.
Wie sollte ich da ahnen dass er den nächsten Tag nicht mehr ist.
Im Nachhinein ist mir bewusst, er hat es zu meinem Schutz getan. Nichts desto trotz hat mich die Nachricht seines Todes schwer getroffen.
Ich wollte ihn an dem Tag im Krankenhaus besuchen. Wenn ich 1h früher dagewesen wäre hätte ich ihn noch einmal lächeln sehen, mit ihm reden, mich verabschieden können.
Ich mache mir selbst Vorwürfe warum ich nicht da war. Sollte man als liebender Partner nicht dabei sein?
Was mich allerdings vollends aus der Bahn wirft ist die Tatsache dass ich so ein starkes Gefühl nach Sex habe.
Es ist unerträglich und ich finde es unpassend während der Trauer.
Ich habe Angst und bin verwirrt.
Auch wenn ich weiss dass er es mir gönnen würde, dass ich mein Leben weiter leben soll, mag ich diesem Verlangen nicht nachkommen. Ich möchte nicht wild durch die Gegend vögeln und wenn ich dann zu Hause bin weinend zusammen brechen. Wo mich niemand auffängt und mir sagt "Es war ok."
Ich glaube ich bin nicht ganz normal mit solchen Wünschen und ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll.
Mein Leben ist ein einziges Chaos.
In dem einem Moment bin ich voller Trauer, bin am heulen wie blöd und im nächsten Moment könnte ich alles anspringen was nicht bei 3 auf den Bäumen ist.
Nennt man sowas auf ironische Weise Trauerbewältigung?