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kath. Trauerfeier auf dem Land

*******der Frau
70.780 Beiträge
Themenersteller 
kath. Trauerfeier auf dem Land
Meine erste Trauerfeier war eine, die in mir eingebrannt ist und die ich niemals vergessen werde.
Ich war 11 und meine geliebte Oma ist viel zu früh verstorben.

Sie war Bäuerin in einem damals kleinen Dorf nahe Bonn. Jeder kannte jeden und somit war auch das ganze Dorf in die Trauerfeier involviert.
Wenn ich an den Gottesdienst denke dann erinnere ich mich nur an schwarz. Alle Frauen waren in Schwarz gekleidet und alle hatten schwarze Kopftücher an. Die Männer alle in schwarzen Anzügen. Es war ein streng gläubiger Gottedienst, wie er damals auf den Dörfern üblich war.
Was mich aber so bewegte war die Nacht davor. Meine Oma wurde aufgebahrt in der Friedhofskapelle. Die Dorfgemeinschaft der Frauen blieb die ganze Nacht für die Totenwache und betete immer wieder das "Ave Maria". Die Frauen wechselten sich ab, weil viele von ihnen schon alt waren und nicht die ganze Nacht bleiben konnten. Wir als Familie waren dabei als die Totenwache begann und kurz bevor sie aufhörte. Aber dieses monotone beten hab ich heute noch in den Ohren und wie die Kapelle mit zig Kerzen ausgeleuchtet war.
Es war beeindruckend und für eine 11jährige auch gleichzeitig beängstigend.

Ich habe nie wieder eine solche Trauerfeier erlebt und frage mich, ob das heute auf dem Land immer noch so ist. Gibt es noch die Dorfgemeinschaften, die die Totenwache halten und die Frauen die sich in der Kapelle sammeln und das "Ave Maria" stundenlang beten?
******rot Frau
13.137 Beiträge
Eine Totenwache in dem Sinn gibt es bei uns nicht mehr, allerdings kommen wir ab dem Zeitpunkt wo jemand verstorben ist, jeden Abend in der Kirche zusammen und da wird dann ein kompletter Rosenkranz gebetet, das wird bis zur Beerdigung jeden Abend wiederholt.
Und dort finden sich dann auch diese Frauen, die vorbeten und alle anderen beten nach. In jedem Dorf wird das ein bisschen anders gemacht - mal wird abgewechselt, einmal betet die eine Bankseite vor, einmal die andere - mal muss man nur nachsprechen.

Es hat so etwas mantramässiges - dieses monotone was du erwähnst - es dauert ungefähr eine Stunde und oft kommt dann bei mir der Punkt das sich das automatisiert und ich in der Zeit komplett in mich gehe und vor meinem inneren Auge Filme ablaufen, was ich mit dem Verstorbenen erlebt habe. Als Kind war ich eher am kucken, wie reagieren die Erwachsenen, was passiert jetzt? - erklärt hats irgendwie keiner, man musste nur mit. Verstanden worums da geht hab ichs erst im Erwachsenenalter.

Nach dem Rosenkranz geht dann, wer möchte, noch zur Leichenhalle, die Familie hat den Schlüssel und sperrt auf. Den Teil finde ich ganz schön heftig - alle stehen um den offenen Sarg, es wird laut und leise geweint, der erste macht den Vorstoss und geht direkt hin - vor zwei Jahren war mein Onkel der erste der ihn, vor allen anderen angefasst und berührt hat, und nachdem er das gemacht hat, folgten auch andere seinem Beispiel, ich glaube er spielte da eine wichtige Rolle und hat für viele die Möglichkeit eröffnet das zu tun, was ihnen wichtig war - ich konnte und wollte das nicht - hatte Angst das es sich kalt anfühlt und sich mir dann so einprägt, das ich in dem Zusammenhang die Wärme nicht mehr spüren kann, weil das Kalte zu vordergründig ist.
****a_S Frau
3.130 Beiträge
Man sollte selbst entscheiden,
was man für eine Trauerfeier haben möchte - solange man es entscheiden kann.

Und das heisst: sich so früh wie möglich mit diesem ungeliebten Thema auseinandersetzen.

Und festlegen. Damit erleichtert man auch den Angehörigen sehr viel.

Ich bin gerade auf dem zweiten Teil meiner Ausbildung zur Sterbebegleiterin und wir sind GENAU bei diesem Thema.
****now Mann
188 Beiträge
ich kenne
das auch aus meiner Kindheit/Jugend, denn ich bin katholisch und war Ministrant.

Der/die Tote wurde damals, in den 50er Jahren, zu HAuse aufgebahrt. Für mich war es etwas düsteres, auch Angst machendes und ich habe es nicht so richtig verstanden, was das passiert, nur dass meine Oma/Opa jetzt nicht mehr lebten. Später wurden die Toten in einer Leichenhalle aufgebahrt.
Trauern im eigentlichen Sinne konnte ich noch nicht - auch nicht als Ministrant ... es war eher ein Ritual.
Das mantraartige Beten habe ich als oberflächlich empfunden, heruntergeleiert.
Ich war mit den Gedanken ganz woanders!
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