Den letzten Willen erfüllen-Da gibt es Grenzen
Den letzten Willen eines Verstorbenen zu erfüllen, darf einen selbst nicht in Not oder Gewissenskonflikte bringen.
Ich kenne eine Frau, deren Freundin ihr auf dem Sterbebett sozusagen ihren Mann vererbt hat. Sie musste ihr versprechen, sich immer um den Mann zu kümmern. An dieses Versprechen fühlte sich meine Bekannte, ein sehr gläubiger Mensch, auf Gedeih und Verderb gebunden, obwohl es sie die eigene Gesundheit gekostet hat. Der Mann drangsalierte und beschimpfte sie, war mit nichts zufrieden, mischte sich in ihr Leben ein. Ich habe ihr zugeredet, dieses Versprechen zu brechen, da es unzumutbar war, es einzuhalten. Das konnte sie aber nicht. Mittlerweile ist der Mann auch gestorben und ich muss sagen, ich war froh. Das hat meine Bekannte befreit.
Versprechen auf dem Sterbebett sind was ganz besonderes. Trotzdem oder gerade deshalb sollte man sich sehr gut überlegen, ob man sie geben will.
Soll ich, wenn eine Verwandte mir das Versprechen abnimmt, niemals ihr Haus zu verkaufen, mich lebenslang verschulden, um es zu halten? Ist das zumutbar? Oder soll ich einer sterbenden Frau den letzten Willen abschlagen und sie in Unruhe versetzen? Ist das christlich? Oder ist eine Notlüge der bessere, sanftere Weg?
Ich weiß es nicht.