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Zauberpflanzen

*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Themenersteller 
*top* Das nenne ich Einsatz! *anbet*
****ba:
Brennnessel-Babys
wirken so sanft und werden ganz stark
dir zum Wohle
******g63 Mann
2.751 Beiträge
@****ba

Bist Du dir sicher, dass auf dem Bild Brennesseln zu sehen sind?
****ba Frau
3.823 Beiträge
Hast Du Zweifel?

Zumindest habe ich Brennnesselsamen gesät ...
******g63 Mann
2.751 Beiträge
Sie sahen so Süß aus, als sie noch klein waren. *smile*
Die Baby´s haben also noch keine Zacken am Blatt.
darum schrieb ich
****nah:
wirken so sanft und werden ganz stark

https://gesundheitsinsider.d … 8/07/WRB-download-alle-7.pdf
eine weitere PDF, zu Pflanzen, die unserem Körper helfend zur Verfügung sind
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Themenersteller 
Schafgarbe (Achillea millefolium)
„Du hübsches Kraut des Venusbaums
Schafgarbe nennt man dich.
Wer wird mein Freund des Herzens sein?
Sag es mir, so flehe ich.“
Überlieferter englischer Vers

Vorkommen: in Europa auf Wiesen, Feldwegen, trockenen und feuchten Böden
Sammelgut: Die zarten Blattriebe im Frühjahr, später das ganze Kraut oder nur die Blüten

Der Legende nach soll die Schafgarbe aus Rostspänen von Achilles´ Speer entstanden sein. Er heilte damit im Trojanischen Krieg verwundete Kameraden. Ein volkstümlicher Name lautet auch Tausendblättriges Soldatenkraut oder noch deutlicher: Beilhiebkraut im Russischen. Dem entspricht auch sein angelsächsischer Name gearwe, welcher „Wiederhersteller des Körpers“ bedeutet. Selbst gebrochene Herzen sollte die Pflanze angeblich heilen können.
Wie diese Namen es vermuten lassen, wurde sie zur Blutstillung von Wunden benutzt, innerlich wie äußerlich angewendet. Ohne dieses Kraut hätten viele Verwundete auf den Schlachtfeldern der Antike und des Mittelalters nicht überlebt. Selbst noch im 2. Weltkrieg des letzten Jahrhunderts mussten vor allem Schulkinder Schafgarben für die Verwundeten des Krieges sammeln.

Die Anwendungen der Schafgarbe werden von der modernen Phytotherapie aufgrund ihrer Inhaltsstoffe bestätigt. Sie enthält ein blutstillendes Alkaloid (Anchillin), ätherische Öle, darunter Chamazulen (kommt auch in der Kamille vor), Flavone und Gerbstoffe.

Sie galt als Zauberpflanze eben wegen ihrer blutstillenden Eigenschaften, die man sich in früheren Zeiten nicht anders als mit Zauberei/Hexerei erklären konnte. Die Druiden schrieben diesem Kraut große Heilkräfte zu und weissagten mit Hilfe großer Stängel das Wetter.
Mit ihren angeblich starken magischen Eigenschaften war die Schafgarbe dem Heiligen Johannes zugewiesen. Sie wurde am 23. Juni in Häusern und Kirchen zum Schutz vor Krankheit und bösen Geistern aufgehängt. Als Bund wurde sie an den Türrahmen genagelt und bei Sonnenuntergang ins Feuer geworfen. Man webte sie in Kleidung und Deko-Stoffe ein, um somit Hexen und Feen fernzuhalten.

Die Schafgarbe schätze man so sehr als Heilkraut, das sie den Beinamen „Jod der Wiesen und Felder“ bekam. Man glaubte, dass Schafgarbe so reich auf Friedhöfen wuchs, damit die Toten daran erinnert wurden, dass sie zu Lebzeiten keine oder zu wenig Schafgarbe gegessen hatten. Im MA wurden die Blätter zerstoßen und bei Nasenbluten in die Nase gestopft.
Schafgarbe aß man traditionell bei Hochzeiten und sie war als „siebenjährige Liebe“ auch im Brautstrauß enthalten. So sollte die Liebe zwischen dem Brautpaar mindestens sieben Jahre andauern. Benutzt wurde sie auch als Liebesorakel: Pflückte eine Frau in einer Vollmondnacht die Pflanze vom Grab eines jungen Mannes und legte sie unter ihr Kopfkissen, so würde sie von ihrem künftigen Geliebten träumen.

„Schafgarbe im Leib, tut gut jedem Weib.“
Sie ist ebenfalls die Heilpflanze für Frauenleiden. Dies sagt ein weiterer ihrer Namen „Augenbraue der Venus“ (= Blatt geformt wie eine ebenmäßige Augenbraue) aus. Daran ist sie auch sicher zu erkennen.
Sie hilft krampflösend bei verschiedenen Formen von Unterleibsbeschwerden, übermäßigen Blutungen, Schmerzen in den Wechseljahren und Schmerzen in der Brust zu Beginn der Regel.
Obendrein ist sie ein gutes Venenmittel bei Krampfadern und Hämorrhoiden, desweiteren appetitanregend, entzündungshemmend und kreislaufverbessernd sowie hilfreich bei krampfartigen Magen-, Darm- und Gallenbeschwerden.

Jedoch: Nicht über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen zu sich nehmen, sonst verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil.

Wilde Schafgarbe ist normalerweise weiß, es gibt aber auch farbige Varianten. Sie ist die Geburtstagsblume des 16. Januars und symbolisiert in der Sprache der Blumen Kummer und Genesung, sie steht unter dem Einfluss des Planeten Venus.

Die Frühlingsblätter werden zur Zubereitung von Kräuterquark oder Salat verwendet oder auf Brot gegessen. Als Wildkräutersalat mit anderen Kräutern. Die Blüten sind dekorativ und essbar.

Verwendung nochmal auf einen Blick:
Blutstillend (innerlich wie äußerlich). Antibiotische Substanzen, entzündungshemmend, Schutz der Verwundeten (Soldaten) vor Infektion, Wundheilung.
Frauenheilkraut: Krampflösend bei Unterleibs- Menstruationsbeschwerden, starker Regelblutung, Schmerzen in der Brust zu Beginn der Regel, Wechseljahresschmerzen
Venenmittel bei Krampfadern
Appetitanregend, bei Magen-, Darm- und Gallebeschwerden
Umschläge/Bäder: bei blutenden Hämorrhoiden, alten offenen Wunden, wunden Brustwarzen
Mundwasser bei Zahnfleischproblemen
Als Tee (das ganze getrocknete Kraut)

Quellen: Taschenatlas Küchenkräuter, Burkhard Bohne
Geheime Zauberkräuter, Margaret Picton
Das BLV Heilkräuterbuch, Peter Spiegel

Schafgarbe
Me 2
*********ld63 Frau
8.533 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wundervoll beschrieben...
.... liebe @*********ynter ! *bravo*

Auch, wenn ich die Scharfgarbe schon lange kenne und sie früher oft als Tee im Haus hatte gegen Menustruationsbeschwerden, hab ich gerade von dir auf sehr unterhaltsame Weise ganz viel Neues gelernt!! *spitze*

Danke dir! *roseschenk*
wunderbar, alles dabei, was ich auch so bei Omi vorfand
*freu* und jetzt muß ich nichts mehr davon abtippen *juhu*
*danke* @*********ynter
*****169 Frau
6.194 Beiträge
*hutab* Erneut eine absolute geniale Zusammenfassung von dir, liebe @*********ynter

*spitze* Herzlichen Dank dir dafür *top*

Bei dieser Pflanze ist mein Wissen über die Wirkung noch frisch im Gedächtnis, bekam von meiner Heilpraktikerin zur Linderung diverser Wechsel-Jahrs-Beschwerden zusätzlich zur Alchemilla Urtinktur (Frauenmantel) auch die Millefolium Urtinktur (Schafgarbe), nach Abklang der Akut-Phase dann Schafgarben-Tee.

Die Heil-Wirkung kann ich absolut bestätigen *ja*

******s23 Frau
12.725 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wunderbar spannend und lebhaft beschrieben liebe @*********ynter *bravo* *top*
Dankeschön dafür *hutab*
🌹
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Themenersteller 
Vogelmiere (Stellaria media)
Die Vogelmiere gehört zur Familie der Nelkengewächse, was man ihr nicht ansieht. Sie ist eine eher unscheinbare Pflanze in unseren Gärten und wird meist als lästiges, die Beete überwucherndes Unkraut verunglimpft und gnadenlos ausgezupft.
Doch bei näherem Hinsehen ist die Vogelmiere ein Wunder an Vitalität und unverwüstlicher Lebenskraft. Sie gedeiht bis hoch zum Polarkreis, wächst sogar unter dem Schnee und mit ihren gesunden Inhaltsstoffen ließe sich ein Winter locker ganz ohne Südfrüchte überstehen. Unentwegt wächst und blüht sie, bis zu 6 Generationen pro Jahr bringt sie hervor und produziert zwischen 10.000 und 20.000 Samen, die Nahrung für kleinere Vogelarten sind. Diese Samen können sechzig Jahre in der Erde ruhen bis sie keimen (sollten die Bedingungen schlecht sein).

Sie bildet mit ihren langen, auf dem Boden liegenden Stängeln dicke grüne Teppiche, die sich munter weiter ausbreiten, wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird. An den Stängelknoten auf dem Boden bildet sie neue Wurzeln und kommt fast überall vor: In Weinbergen, auf Äckern, im Garten und wächst so üppig, dass sie brachliegende Flächen oft völlig überwuchert. Dabei wirkt sie wie ein Pflaster für den Boden, denn sie schützt diesen vor der austrocknenden Sonne bzw. vor verschlämmenden Regen. Dies kommt Kleinstlebewesen und der Humusbildung zugute.

Zuverlässig sagt sie das Wetter voraus: An schönen Tagen öffnet sie morgens gegen 9 Uhr ihre sternförmigen winzigen weißen Blüten und lacht die Sonne an. Nach fast genau zwölf Stunden schließt sie sie wieder.
Eine alte englische Bauernregel besagt, dass es in den nächsten Stunden keinen Regen gibt, wenn die Pflanze ihre Blüten morgens ganz öffnet. Bleiben sie geschlossen, empfiehlt es sich, den Regenschirm mitzunehmen.

Wer sie im Garten hat, kann sich glücklich schätzen. Denn sie ist ein unglaublicher Vitaminspender, sehr gesund und macht schön. Im Übrigen ist aufessen die effektivste, leckerste und gesündeste Art, ihr einigermaßen beizukommen.
Ihre Inhaltsstoffe sind: Eisen, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Kieselsäure, Provitamin A, Vitamine A und C sowie Saponine.

Die Vogelmiere ist ein wichtiges Heilmittel gegen Hautentzündungen, denn sie hat herausziehende Eigenschaften und bringt Eiter und Giftstoffe an die Oberfläche. Das Kraut kühlt Ausschläge und Sonnenbrand und verbessert zudem das Erscheinungsbild von Haut, Haaren und Zähnen. Außerdem wirkt sie aufgrund der Saponine (Seifenstoffen) schleimlösend, verdauungsfördernd, harntreibend und erhöht die Resorption anderer Wirkstoffe.
Als Tee wird sie bei Schlankheitskuren sowie rheumatischen Beschwerden getrunken. Umschläge des frischen Krauts hemmen übermäßigen Milchfluss bei stillenden Frauen. Herba alsines, wie das Kraut bei Apothekern heißt, wird erfolgreich bei Elefantiasis und Tuberkulose angewandt.
Fossile Funde beweisen, dass bereits die frühen Menschen sie verspeisten. Bei Germanen und Kelten war sie Bestandteil der Neunkräutersuppe.

Im MA galt die Vogelmiere als kühlend und reinigend. Nicolas Culpeter stellte sie unter die Herrschaft des Mondes. Man machte Breiumschläge zur äußerlichen Anwendung um eine heiße Leber zu kühlen, wässrige Auszüge und sogar eine Salbe gegen Hauterkrankungen. Die Indianer Nordamerikas verwendeten die zerstampften frischen Blättchen und Tee zur Behandlung von Gerstenkörnern und Bindehautentzündung.

Die kühlenden Eigenschaften werden auch bei inneren Entzündungen festgestellt – etwa bei Magen– und Darmentzündungen, Reizdarm, Halsentzündungen, Bronchitis oder Rippenfellentzündung. Die Vogelmiere ist zudem als wirksames Diuretikum bekannt.
Als homöopathisches Mittel wird sie darüber hinaus gegen Entzündungen eingesetzt – insbesondere bei Gelenk– und Leberentzündungen.
Als Blütenessenz findet sie Verwendung bei unverarbeiteten Gefühlen, die den Energiehaushalt beeinträchtigen. Vogelmiere hilft die Vergangenheit loszulassen.

Kleiner Hexentipp: Die Vogelmiere ist die günstigste und leckerste Alternative zu Schönheitsdragees.
In Bayern glaubte man, ihr unbändiges Wachstum nur mit Zauberei unterbinden zu können: Man rupfte sie genau mittags um Zwölf während des Angelusgeläuts an allen vier Hausecken aus.

Auch Tiere (Hasen, Kaninchen, Ferkel und Vögel, auch Kanarienvögel) mögen den Geschmack der Vogelmiere und fressen sie gerne. Sie heißt auch Hühnerabbiss, Hühnerdarm und Gänsekraut. Manche Bauersfrau schwor darauf, dass sie bei Hennen nach Verzehr zu vermehrter Eierproduktion führte.

Verwendung:
Verwendet wird das Kraut mitsamt der Blüten, das von April bis September und auch länger gesammelt werden kann. Oft reicht schon ein Gang durch den Garten für eine Schüssel voll Vogelmiere. Sie kann für leckere Salate, Suppen, Saucen und Würzpasten verwendet werden. Der leicht nussige Geschmack der Vogelmiere erinnert an junge Maiskölbchen. Früher verwendete man die Vogelmiere auch als Suppengrün.

Zubereitung wie Spinat: Blättchen, die jungen Triebe sowie die Blüten: Kurz blanchieren, gut abtropfen lassen, würzen und mit einem Stich Butter oder Sahne verfeinern. Mit einer Soße aus Weißweinessig und Olivenöl kann man einen herrlich frischen Salat zubereiten. Dazu passen auch andere würzige Kräuter wie Löwenzahn, Sauerampfer und Wegerich.

Vogelmieren-Pesto: 100 g frische Vogelmiere, 40 g Pinienkerne, 2 Knoblauchzehen, 120 ml Olivenöl, Salz und frisch gemahlenen Pfeffer.
Vogelmiere, Pinienkerne und Knoblauch mit 1 EL Öl in einen Mixer oder Mörser geben. Öl nachträufeln, so dass eine geschmeidige Paste entsteht. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Das Pesto hält sich höchstens 5-7 Tage und muss luftdicht verschlossen im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Tee: 1 bis 2 TL Vogelmieren-Kraut pro Tasse (frisch oder getrocknet) mit heißem Wasser übergießen. Aufguss fünf bis zehn Minuten ziehen lassen, danach abseihen. Bei Erkältung, Husten, Halsweh, Rheuma und Gicht zwei bis drei Tassen täglich trinken. Den Aufguss kann man auch als Auflage bei Hautproblemen und -entzündungen verwenden. Auch frisch zerstampftes Kraut kann so für Auflagen gegen Entzündungen auf ein Geschirrtuch oder eine saubere Babywindel gegeben werden.

Quellen: „Wildkräuter“ Siefersheimer Kräuterhexen, „Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor“ sowie „Die Unkräuter in meinem Garten“ beide von Wolf-Dieter Storl
Vogelmiere
Me 2
*********ld63 Frau
8.533 Beiträge
Gruppen-Mod 
Die Vogelmiere...
Was für ein Zauberkraut! *wow*

Sie sieht so unauffällig aus, und ist so tough und unverwüstlich *superman* - und mit sovielen tollen Eigenschaften gesegnet! *spitze*

Am witzigsten fand ich ja, dass sie durch das Öffnen und Schließen ihrer Blüten das Wetter anzeigt! *regen* *lol*

Ganz fantastische, ausführliche Beschreibung, liebe @*********ynter! *bravo*

Das macht echt Lust, dieses Pflänzchen auch in der Küche auszuprobieren... *hexhex* und vielleicht hilft es ja bei meinem geschwollenen Ellenbogen - da vermute ich eine Schleimbeutelentzündung... Danke dir sehr für dieses Pfanzenportrait!

*roseschenk*
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Themenersteller 
@IntotheWild
Vielleicht wächst sie auch in deinem Balkonkasten. *zwinker*

Auf jeden Fall schmeckt sie sehr lecker - egal, ob sie bei dir nun wirkt oder nicht. *knuddel*
*******ish Frau
7.493 Beiträge
auf jedenfall eine tolle zusammenstellung - ich hatte das Gefühl - ich muß sofort auf die Jagd gehen - *danke* @ Nina
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Themenersteller 
@silberfisch
Nur zu - jage und erlege sie. Sie wird es dir mit vielen Ablegern danken. Und sie schmeckt wirklich köstlich.
Ja, schmeckt wirklich gut und wächst überall *superman*

....bei mir in alten unbepflanzten Blumenkübeln *blumenwiese*

Danke für das tolle Pflanzeportrait liebe @*********ynter ich lerne dabei immer noch etwas dazu *spitze*
****ha Frau
6.263 Beiträge
Ich bin mal wieder begeistert über Deinen Beitrag, liebe Nina. *bravo*
Vogelmiere wird SOFORT UND UMGEHEND in meinen Kräuterkatalog mit aufgenommen und auch ich werde SOFORT auf Jagd gehen.

*fernglas* 🌱🌱🌱🌱
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Themenersteller 
Beifuß (Artemisia vulgaris)
Auch Besenkraut, Gürtlerkraut, Mugwurz, Sonnenwendgürtel, Pipoz/Biboz (althd.) genannt

Es gibt um die 200 Beifußarten; ihre Blätter sind grünlich-grau, der Geschmack ist oft recht bitter, ihr Duft herb-würzig und die windbestäubten Blüten winzig und unscheinbar. Beifuß erweist sich als besonders zäh und wächst wild auf Ödland, Schutthaufen, an Wegen, Hecken und Flussufern. Er gehörte zu jenen Pflanzen, die nach dem Rückzug der Gletscher vor 10.000 Jahren die Tundren Eurasiens besiedelten. Er kommt auch in Nordamerika und Nordafrika vor. Schon die Großwildjäger der jüngeren Altsteinzeit kannten diese aromatischen Pflanzen und schätzten sie als Heil- und Zauberkräuter.

Bereits die indigenen Völker Nordamerikas rieben sich mit Beifuß ein um mit ihren tierischen Schutzgeistern in Kontakt zu treten. Wer ein Tabu verletzte oder einen Fetisch berührte musste in Beifuß baden, denn diese Pflanze vertrieb alle bösen Einflüsse. Getrocknetes Beifußkraut wurde in die Glut gelegt, damit der Rauch böse Geister oder das Nachwirken eines Alptraums vertrieb. Jagd- und Kriegswaffen wurden mit dieser Pflanze rituell gereinigt.

Interessant ist, dass die Beifußarten in der Alten Welt vom Atlantik bis zum Pazifik ähnlich verwendet werden. Mit ihnen wird geräuchert, geheilt, der Mut der Krieger beschworen, heilige Gegenstände geweiht und Besen gefertigt, um damit sakrale Orte zu fegen. Dies und die Tatsache, dass der Umgang mit Beifuß überall stark ritualisiert ist, bestätigt die Annahme, dass die Wurzeln des Kults in der alten Steinzeit zu suchen sind.
Der Beifuß wurde als Schutz gegen Dämonen verwendet. Die Römer hängten Beifußkränze in ihren Häusern auf, um unsichtbare Störgötter zu vertreiben und den bösen Blick abzuwehren. Im ganzen Mittelmeerraum war in der Antike die Pflanze der Göttin Artemis gewidmet. Sie ist die Herrin der wilden Tiere, die ungebundene Jägerin, die das Joch der Ehe verabscheut, aber den Gebärenden und kleinen Kindern hilft. Diese durch die Wälder streifende Bogenschützin, trägt archaische, steinzeitliche Züge. Sie ist ein Aspekt der Großen Göttin der früheren Menschheit.

Für die germanischen Stämme war der Beifuß „Mugwurz“ (Machtwurz) die mächtigste aller Pflanzen. Und noch im Mittelalter feierte man sie als Herbarum Mater. Sie ist die Erste der neun Wunderzweige, mit denen der Schamanengott Woden (Odin) die giftige, krankmachende Schlange schlug. Er und die Kräuterkundigen sprachen den Beifuß wie folgt an:

Erinnere Dich, Mugwurz, was Du verkündetest,
was Du feierlich festgesetzt hast.
Una heißt Du, Älteste der Kräuter,
Macht hast Du gegen dreißig und gegen drei,
Macht gegen das fliegende Gift,
Macht gegen das Übel, das über das Land führt.

Wer ist nun diese mysteriöse Una, die so viel Macht besaß? Nordische Runenritzer oder Barden verkehrten gerne die Buchstaben magischer Worte, wodurch ein Gegenzauber erschwert oder unmöglich gemacht wurde. Una ist also Anu oder Ana, die Ahnfrau der Götter in vielen indoeuropäischen und semitischen Mythologien.
Bei den Kelten erscheint sie als Dana – aus Dea (Göttin). Der Name erscheint wieder in der irischen Ana, einer Göttin der Erde und Fruchtbarkeit, in der indischen Göttin Anapurna und in der Ana-Perenna der Römer. Viele Heiligtümer dieser Muttergottheiten wurden von den Christen übernommen und der hl. Anna (Mutter Marias und Schutzpatronin aller Frauen) geweiht, auch deutlich in der altitalienischen Diana (Dea-Ana), die Göttin der Jagd und Beschützerin der Jungfräulichkeit, welche Artemis gleichgesetzt wurde.

In kaum einer anderen Pflanze manifestiert sich die Göttin der weiblichen Mysterien so stark wie im Beifuß. Die gynäkologische Anwendung ist universell. Wahrscheinlich schon in der Steinzeit nahmen die Frauen Sitzbäder um die Menstruation anzuregen, oder tranken sie bei der Geburt, um die Nachgeburt oder einen toten Fötus abzutreiben. In starker toxischer Dosierung konnte frau sich eines „unerwünschten Bastards“ entledigen. Vermutlich betrieben die Cheyenne-Indianerinnen damit eine Art Geburtenkontrolle, denn sie bekamen nur alle sieben Jahre ein Kind.
Die mittelalterlichen Hebammen benutzen das „sonderliche Frawenkraut“ zur Förderung der Geburt sowie der Nachgeburt. Auch kalbenden Kühen wurde es zu gleichem Zweck eingeflößt.
Gegen Unfruchtbarkeit wurde es in Bier gekocht und getrunken. Bei jungen Mädchen sollte es - in Wein gekocht - die Regelblutung fördern.
Gegen von Hexen angezauberte Impotenz (Nestelknüpfen) und Frigidität der Frau (Schoßschießen, beides Bindezauber) sollte es helfen, denn Beifuß entkrampft den Unterleib und erwärmt ihn.

Beifuß steht unter der Herrschaft des Saturns und erträgt bittere Kälte im Winter sowie glühende Hitze im Sommer. Gleichzeitig trägt er aber auch Elemente der Venus und des Merkur.

Zur Sommersonnenwende loderten zur kürzesten Nacht des Jahres die Feuer und es wurde getanzt und gefeiert. In heidnischen Zeiten entledigten sich die Tänzer ihrer Kleidung, umgürteten sich mit Beifußzweigen und flochten Blumen sowie Gundermannkränze ins Haar. Man trank mit Bilsenkraut und anderen bewusstseinsveränderten Kräutern versetztes Bier und verschmolz so mit der anderen, der magischen Wirklichkeit.
Einander an der Hand haltend, sprangen Liebespaare durch das Feuer in die 2. Jahreshälfte und nicht selten verbrachten sie die Nacht auf einem Liebeslager aus Beifuß und duftenden Kräutern, denn dieses Fest diente dem Leben und der Fruchtbarkeit. Der Beifußgürtel wurde schließlich in die Glut geworfen. „Es gehe hinweg und werde verbrannt mit diesem Kraut all mein Unglück!“

Der Sonnenwendgürtel gehörte ursprünglich dem archaischen Donnergott, denn zur Zeit des Mittsommerfestes entluden sich oft kräftige Gewitter. Es war das Liebesfest der Erdgöttin und ihres Gefährten des Gewittergotts. Sein Blitzschlag befruchtete die Scholle. Er besaß den Machtgürtel, den „Megin-gjader“, den ihm die Zwerge aus Beifußruten gewoben hatten. Damit konnte er seine Kräfte, auch die erotischen, verdoppeln.
Der Beifuß vermittelt also den Lenden die Kraft des Donnergottes und öffnet den heiligen weiblichen Schoß, daher war Beifuß für Liebeszauber prädestiniert. (Beifußbrechen am Johannistag, „Unter Kissen oder Bett gelegt, bringt Beifuß unkeusche Begier.“ Mattioli 1563).
Dem Christentum war das Ganze ein Dorn im Auge, aber der tief verwurzelte Volksglaube konnte nicht ausrottet werden. Daher wurde Mittsommer kurzerhand zum Fest des hl. (keuschen) Johannes umgedeutet.

Mit einer Pflanze, die dem Gewittergott geweiht ist, lässt sich gut Wetterzauber betreiben. Beifuß wurde um Johanni gesammelt und über die Haustür und unter das Dach gehängt, um Blitzschlag abzuwehren. Gegen Hagelschlag steckte man an die vier Ecken des Feldes Beifuß in die Erde. Auch Regenzauber wurde damit ausgeübt.

Der Beifuß gilt nach Galen als heißes, trockenes Gewächs (heiß im 3. Grad - ähnlich der Brennnessel). Man glaubte, man könne zum Mittsommer unter seinen Wurzeln rubinrote, glühende Kohlen finden. Wer diese „Narrenkohlen“ fand, der hatte wahrlich Glück. Sie sollten vor Fieber und Fallsucht schützen sowie Erfolg in der Liebe bringen. Natürlich waren sie schwer zu finden und wurden überdies von einem Zauberhund mit tellergroßen glühenden Augen bewacht. Gesucht wurde an Johanni zwischen 23:00 und 24:00 Uhr oder in anderen Regionen nur während der Dauer des Mittagsgeläuts.

Beifuß kennen wir heute hauptsächlich nur noch als Würze beim zu fetten Gänsebraten. Doch dahinter steht eine unglaublich alte Geschichte.
Zu Zeiten als man noch an die große Muttergöttin Huldr oder Hulda glaubte (wir kennen sie als Federbett ausschüttelnde Frau Holle aus den Märchen. Einst war sie eine himmelsumspannende Göttin), waren Gänse bzw. Schwäne das Symbol für neues Leben. Die Gans ist ein uraltes Symbol für die abnehmende und wieder zunehmende Kraft der Sonne. Zugleich auch das älteste Symbol des Schamanenflugs.
Die Göttin flog auf ihrem Gänserich im Spätherbst und Winter mit ihrer Schar der Hulden in wilder Jagd über das Land.
In einigen abgelegenen Gebieten - wie z.B. den Alpentälern, leben noch schwache Erinnerungen an die Göttin fort. Man spürt das Herannahen der Percht und man räuchert mit Beifuß.
Dies war die Zeit für die weisen Frauen, Schamanen und Zauberer sich selbst auf einen magischen Flug ins Jenseits zu begeben um mit ihren Göttern und Geistern zu verkehren.
Um dies zu bewerkstelligen, kochten sie eine "Flugsalbe". Dazu wurde eine Gans rituell geopfert. Das heilige Tier der Göttin wurde mit Beifuß ausgerieben, denn dieser vertrieb nachhaltig alle bösen Einflüsse.
Das kostbare Fett wurde ausgelassen und u.a. mit Bilsenkraut, Tollkirsche, Schierling… etc… gekocht. Die Giftkräuter waren dabei genau dosiert und wenn man sich mit dieser Salbe einrieb, so war es die Absicht, das Bewusstsein vom Körper abzuspalten und nun als gewordene Gans den schamanischen Flug zu absolvieren und dabei die hohe Dornenhecke zu überwinden, die die Welt der Lebenden von der der Toten trennte und mit wertvollen Botschaften daraus zurückzukehren.

Für die christlichen Missionare waren die Göttin und ihre Hulden eine böse Dämonenschar, die es zu verbannen galt. Aus der Weihegans wurde die Weihnachts- bzw. Martinsgans, die wir noch immer mit Beifuß ausreiben, weil Beifuß bei der Fettverdauung hilft.
„Was bitter ist im Mund, ist dem Magen gesund.“ Auch angeraten bei anderen fettreichen Speisen wie Aal, Hammel- oder Schweinebraten.

Doch damit ist seine Bandbreite noch immer nicht abgedeckt. Beifuß gilt auch als Pflanze der Wanderer. Bei langen Fußmärschen wurde sie „beim Fuß“ getragen, sie sollte dem Wanderer Kraft und Ausdauer geben. Ebenso wurde er als Wurmmittel eingesetzt.
Heutzutage wird die therapeutische Verwendung einer Heilpflanze hauptsächlich von der Wirkung ihrer Inhaltsstoffe bestimmt. Auf der Grundlage von ätherischen Ölen, darunter Cineol und Thujon, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Inulin findet Beifuß folgende Anwendung:

Als Teeaufguss bei Blähungen, Appetitmangel, Magen- und Darmkrämpfen (Nicht bei Schwangeren wegen der abtreibenden Wirkung!), zur Förderung der Monatsblutung

Als Wurzelabkochung bei epilepsieartigen Verkrampfungen

Im Kopfkissen gegen Schlafstörung. Der Duft wirkt beruhigend auf das zentrale Nervensystem. (Wirkt im Schrank zwischen der Kleidung auch gegen Motten.

Durch das ätherische Öl Thujon hat er ebenfalls psychedelische, euphorisierde, tranceähnliche, narkotische und antidotische (Gegengift) Wirkung.


Das blühende Kraut kann von Juli bis September gesammelt werden. Geerntet werden die ganzen Beifußrispen mit den graugrünen Blütenköpfchen, die sich noch nicht geöffnet haben. Gleich nach der Ernte muss man noch in frischem Zustand möglichst alle Blättchen abzupfen, weil diese, ebenso wie die braunrötlich aufgeblühten Köpfe, zu bitter schmecken und den angenehmen Geschmack der Blütenköpfchen vollständig überdecken. An einem luftigen, schattigen Ort trocknen und gut verschlossen aufbewahren. Die Wurzeln werden im Spätherbst ausgegraben. Nicht waschen, nur abgebürstet im Schatten trocknen und bei Bedarf zu Pulver stoßen.

Reinigende Beifuß-Räucherung:
Beifuß-Triebspitzen, getrocknet, 1 Tonschale gefüllt mit Sand, glühende Holzkohle oder Räucherkohle
Die glühende Holzkohle wird auf den Sand in der Tonschale gelegt. Darauf gibt man den getrockneten Beifuß.
Vorsicht in geschlossenen Räumen wegen der glühenden Kohle!!!!

Wichtigste Quelle: „Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor“ Wolf-Dieter Storl, weitere: „Das BLV Heilkräuterbuch“ Peter Spiegel, „Wildkräuter“ Siefersheimer Kräuterhexen
Zauberpflanze Beifuß
*love3* du hast Omis Liebling ganz wundervoll hier dar gebracht
*danke*
Me 2
*********ld63 Frau
8.533 Beiträge
Gruppen-Mod 
Artesimia Vulgaris Beifuß
... was für ein mächtiges Zauberkraut!! *wow*

Ich bin völlig begeistert, liebe @*********ynter über dein Portrait dieser auf den ersten Blick so unscheinbaren Pfanze! *hypno*

Wunderbar, wie du uns durch die Mythen dieser magischen Überlebenskünstlerin der Alten Welt führst! Sehr anschaulich und lebendig beschrieben und so spannend! *spitze* *bravo*

Jetzt muss ich mal darüber nachdenken, ob ich nicht ein Register anfertige für deine Pflanzenportraits, was sicher Sinn macht - aber zuerst möchte ich dich mit der Auszeichnung "kräuterkundige Fee (oder Hexe - wie es dir lieber ist! ;-)" auszeichnen! *love2*

Ganz toller Beitrag!! *roseschenk*
****ha Frau
6.263 Beiträge
Wieder mal großartig zusammengefasst, liebe Nina. *bravo*

Ich liebe Beifuß seit langem und ich mache davon auch Salben. *zaubertrank* 🌱🌱🌱🌱

Zu diesem Satz von Dir...
Beifuß gilt auch als Pflanze der Wanderer. Bei langen Fußmärschen wurde sie „beim Fuß“ getragen, sie sollte dem Wanderer Kraft und Ausdauer geben.

... möchte ich ergänzen:
Schon die alten Römer bauten diese Pflanze entlang ihrer Heerstraßen an, um ihren Soldaten eine leicht greifbare Heilanwendung zu ermöglichen.

Sie nutzten diese Pflanze, genau so wie die Wanderer, gegen Erschöpfung und müde Füße.

🌱
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank...
...euch allen für euer Feedback und dir, liebe Into, für das süße Hexlein *herz4*

Doch ich hab`s nicht erforscht, sondern auch nur gelesen und gebe es lediglich weiter (siehe meine Quellenangaben), weil ich der Meinung bin, dass dieses Wissen so horizonterweiternd ist und einfach geteilt werden muss, damit es erhalten bleibt. Teils Jahrtausende altes Wissen und Mythen, die uns so viel auch über uns selbst erzählen können. Viel zu viel von diesem alten Wissen ging schon verloren.

*sonne*
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