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Hüterin des Waldes

Me 2
*********ld63 Frau
8.545 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Hüterin des Waldes
Heute Nacht kam der erste Frost und griff nach den letzten Spuren von Grün. Der Winter kommt, mit großen Schritten und doch so leise wie ein Dieb in der Nacht. Nach Sonnenaufgang kam dichter Nebel auf und legte sich über die Kronen der Eichen gegenüber, so dicht, dass der Himmel nicht mehr zu sehen war. Ich mag diese Übergangszeit, es ist die Zeit der Stille, die Zeit der Träume. Wenn die Sonne untergeht, träume ich mich zurück zu den lauschigen Sommerabenden, an denen mein Geliebter und ich miteinander flüsterten, sobald die Abenddämmerung sich über unsere Köpfe senkte. Wie er sich nach mir ausstreckte und mich so sanft und eindringlich berührte! Ach, mein König, wie sehr ich dich vermisse! Im letzten Frühjahr schied er dahin. Sein prächtiger Körper war schon gezeichnet von Krankheit und Verfall, was seine strahlende Schönheit jedoch nicht im geringsten minderte. Seine letzten Tage verbrachte er neben mir, und ich bin so dankbar, dass wir Zeit hatten, uns voneinander zu verabschieden.

Auch meine Zeit läuft bald ab, ich spüre es schon seit langem. Nun trage auch ich das Zeichen. Fast ein ganzes Jahrhundert lang habe ich Wache gehalten und den Stürmen getrotzt, und wenn es nun zu Ende geht, bin ich bereit, denn weiß die Göttin, ich habe mehr als genug gesehen all die Jahre.

Erst vor ein paar Tagen kam der neue Förster hier vorbei. Es war noch früh am Morgen, als ich ihn auf seinem alten Hollandrad den Waldweg entlang fahren sah, noch bevor die ersten Jogger ihre morgendlichen Runden drehten. Er ist ein stattlicher Bursche, kräftig und hochgewachsen. Als er an mir vorbeifuhr, den Kopf in den Nacken gelegt, die dichten Locken vom Winde verweht, völlig versunken in den Anblick der Baumkronen, sah ich das Blitzen seiner dunklen Augen. Selbst aus seinem Hemd quoll eine Masse ungebärdiger Haare, ein dichter Brustpelz und sicher weich wie ein Flokati. Ich konnte mich kaum sattsehen. Hoffentlich wird er die maroden Bretterwände durch Zäune ersetzen, um die jungen Buchentriebe gegenüber zu schützen. Es wird Zeit, dass sich endlich wieder jemand für diesen Wald einsetzt, damit hier ein wenig Normalität und Ordnung einkehrt.

Denn mit der Ruhe in diesem idyllischen Fleckchen ist es ja endgültig vorbei. In den letzten Monaten hat der Publikumsverkehr stark zugenommen, Menschen aller Couleur bevölkern nun den Wald. Mangels alternativer Freizeitbeschäftigungen flanieren, spazieren und laufen sie hier vorbei, von frühmorgens bis weit in die Dämmerung hinein, mit ihren Hunden, ihren Kindern und ihren Smartphones, die sie herumschwenken, um sich gegenseitig zu filmen. Sie trampeln durch Büsche und Sträucher, reißen an jungen Trieben. Ihre Schreie und ihr lautes Lachen haben mich schon manches Mal aus dem Schlaf gerissen. Die Menschen ertragen die Stille nicht mehr heutzutage, selbst die einsamen Läufer reden unentwegt. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass sie keine Selbstgespräche führen, sondern in die Mikrofone ihrer Kopfhörer sprechen. Von Flashmobs ist die Rede, vom Aufbegehren gegen die Schergen der Arzneimittelindustrie. Sie klingen aufgeregt und geschäftig, diese Menschen, ja panisch, als ginge es um Leben und Tod.

Die Welt hat sich verändert. Dieser neue Trend „Zurück zur Natur“ scheint mir bei den meisten mehr eine Flucht denn ein wirkliches Bedürfnis zu sein. Zumindest lässt die Kommunikation zwischen den Besuchern und den Ureinwohnern hier doch noch sehr zu wünschen übrig. Ich setze all meine Hoffnung in Menschen wie den jungen Förster. Er scheint zu wissen, wie man sich in der Natur bewegt und ich vertraue ihm. Ich weiß, er wird kommen und mich abholen, wenn meine Zeit gekommen ist.

Geh nicht sanft in die gute Nacht,
Brenn, Alter, rase, wenn die Dämmerung lauert;
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht.
Weil kein Funke je ihr Wort erbracht,
Weise – gewiss, dass Dunkel rechtens dauert.
Geh nicht sanft in diese gute Nacht.
(Dylan Thomas)

*********ynter Frau
9.809 Beiträge
Ergreifend und so gefühlvoll geschrieben.
Wunderbar!
*spitze*
Ich habe Gänsehaut bekommen beim Lesen.
Einfach wunderschön *love3*
******ama Frau
156 Beiträge
Danke, man fängt an zu lesen und kann bis zum Ende nicht mehr aufhören, auch wenn man wie ich gerade wirklich müde ist

Sehr besonders und berührend *hutab*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Wunderbare Geschichte , herzlichen Dank
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