auch der September kann schön sein
Das Gold der Septembersonne sucht sich nachmittags den Weg durch die geöffnete Fenster unserer Wohnung um sie, in edle, gelblich rote Farben einzufärben. Es herrscht eine entspannende Ruhe des alterndes Tages, ein seltener Moment wenn man mitten in der Stadt lebt. Nichts rührt sich, nur mit leichten Bewegungen gibt die Gardine dem Streicheln der Luft nach. Ich schließe die Augen und atme die Geräusche des Großstadt Spätsommers ein.
Aus dem Haus gegenüber rattert die Waschmaschine, das letzte Schleudern, und ich weis, demnächst wird die Nachbarin auf dem Balkon ihre frisch gewaschene Wäsche zum trocknen aushängen. Sie ist 65 und noch ein paar Jahre alt, kräftiger Statur mit reichlich vielen Kurven die mit Jahren und hinzugekommenen Pfunden einiges an ihrer Form verloren haben. Allein noch ihre Augen sind Zeugen von der einstiger Schönheit, noch immer strahlen sie die Zuversicht einer selbstbewussten Frau, sie muss ein Traum der 70er Jahre gewesen sein. Weder die gealterte Haut im Gesicht, noch die angegrauten Haare können den Funken der Lebenslust in den Augen verdecken. Und natürlich, ihre Unterwäsche die sie aushängt, naja, ein Paar Modetrends und Konfektionsgrößen entfernt von dem Idealmaßen, aber noch immer erotische Wäsche einer Frau zum Zwecke ihre Rundungen mit feinen Spitzen zu umrahmen und dem Auge des männlichen Betrachters die Ruhe zu rauben. Ich bin mir sicher, ihr Ehemann sieht sie in dieser Wäsche noch immer so wie damals, wo sie Mitte 20, zum ersten mal, seinen Kopf in den Spalt ihrer Brüste hereinließ, seiner Gier jugendhaft ihre Rundungen hingab, um dann, in im das Tier weckend, im lauten Wallungen der Lust selbst den Kopf zu verlieren. Ja, stimmt, in manchen sommerlichen Nächten, wo die Fenster offen sind, höre ich die Frau Nachbarin wie sich ihre Wallungen an dem, Stößen und Schwingen ihrer Rundungen steigert, und ich weis, ihr Ehemann hat wieder sein hübsches Mädchen lieb.
Das Licht im September ist wesentlich schöner und ruhiger als die grelle Augustsonne, aber es ist auch ein trauriger Monat, weil wir wissen, die fröhliche Leichtigkeit des Sommers neigt sich dem Ende, noch einer ist vorbei, und es wird dauern bis es wieder Sommer ist. Es ist ein reifer Monat, die Früchte haben ihre Vollkommenheit erlangt und bald werden die ersten Blätter zu sterben beginnen.
Eines Tages erlangen wir alle den September unseres Lebens, und auch wenn ich weis, das es dann keinen neuen Sommer geben wird, ein Blick auf die Terrasse der Nachbarin sagt mir, auch der September kann schön sein.
Eigentlich wollte ich euch über die Tausend schöne Frauen erzählen und von ihren Tausend kleinen feinen, Details, über die weibliche Schönheit die mich jeden Tag zum neuen inspirieren, z.B. etwas über die Klänge des Klaviers, die aus dem selben Nachbarhaus, aus 4 Stockwerke höheren Fenster in meine Wohnung hereinfallen, über die Studentin die jeden Nachmittag den Zauber von Mozart über unseren Innenhof verbreitet, ihre kurze Röcke, ihre verführenden Waden während sie die Pedalen des Klaviers bedient, aber, vielleicht ein anderes Mal, die Septembergeschichte schrieb alle unter euch, die dem Herbst des Lebens neigen und genauso Freude an ihrem September haben wie meine Nachbarn.