Ich fahre gerne zügig.
Bei den heutigen Autos schätze ich die serienmäßigen Auspuffanlagen in Edelstahl, sodass ich auch nach 14 Jahren und über 250.000 km noch keinen Gedanken an einen neuen Endtopf oder mehr verschwenden musste.
Daran, dass ich dieses Auto immer noch fahre, erkennt man auch, dass ich funktionierendes, und mir Freude bereitendes nicht einfach gegen etwas neues eintausche, nur weil es das gibt. So ist es eben auch mit einem anderen Auspuff. Wozu?
Mir ist an der Ampel ein aufmerksamer Fahrer, der auch mitbekommt, dass Grün ist und normal losfährt, tausendmal lieber als ein Poser, der Jo-Jo mit seinem Gaspedal spielt, sich dabei unter der Damenwelt umschaut, welche denn hinschaut, und erst durchs Hupen oder das Losfahren auf der anderen Spur aus seinem Testosteron-Wunschtraum aufgeweckt wird, um dann mit quietschenden Reifen und röhrendem Motor mit 40 l/100 km der nächsten roten Ampel entgegen zu stürmen. Durch seine Unaufmerksamkeit kommen hinter ihm halt drei Autos weniger bei Grün über die Krezung.
Im Grunde ist dieses Gehabe, was einen möglichst lauten Auspuff unverzichtbar macht und im Übrigen bei Motorradfahrern auch öfter zu beobachten ist, nichts anderes als ein Äquivalent zu einer öffentlichen Demonstration, dass der Schwanz des Fahrers größer sein soll.
Dieses Imponiergehabe hasse ich wie die Pest. Da hätte ich lieber einen familientauglichen G-Power 5er-BMW als einen Lamborghini, wobei letzterer auf der freien Autobahn im Rückspiegel recht schnell klein werden würde und auf allen Landstraßen dieser Welt einem nicht davon fahren könnte. Und meinem Nachbarn wäre das Auto auch lieber.
Understatement ist eine Tugend eines Gentleman. Angeberei die eines Proleten.
Oder anders ausgedrückt: Was helfen beim Bodybuilder die 5000 Volt im Bizeps, wenn im Hirn die Lampe nicht brennt?