Long Island, Die Geschichte des Stella Maris Resort, Teil 2
Im Jahr 1972 schaffte das Stella Maris Hotel mittels eines weiteren Handschlag-Vertrags das erste Flugzeug an: eine Piper Aztec! Dies war notwendig geworden, denn „Flamingo Airways“, ein Vorläufer der „Bahamas Air“, war pleite gegangen. Flamingo Airways flog mit Lockheed Electra-Maschinen, die über 88 Sitzplätze verfügten und Orte wie Stella Maris, Deadmans Cay und ähnliche angeflogen hatten.
Und ohne einen Ersatz hätte kein Hotel und kein Gästehaus auf den Out Islands den Betrieb fortführen können! Also stellte man auch den ersten festen Piloten an, Harry Pinder. Er war der frühere Pilot der Gründungsgesellschaft um Herbert Schnapka und Co. Mittlerweile arbeitete Pinder auf Nassau, aber nun kehrte er nach Long Island zurück.
Das Tauchen sorgte inzwischen in erster Linie dafür, dass internationale Gäste nach Stella Maris kamen. Auch die Kontakte nach Deutschland brachten nach wie vor Touristen nach Long Island. Hauptsächlich Amerikaner, Kanadier und Europäer besuchten regelmäßig das Stella Maris. Die Gäste-Kapazität betrug damals etwa 60 – 70. Ein weiteres Gebäude wurde gepachtet, mehr technische Gerätschaften und Anlagen wurden angeschafft – besonders im Bereich des Wassersports und der Marina. Dort begann man auch, sein eigenes Business zu starten: Vermietung von Bootsliegeplätzen, Reparaturen und Anstricharbeiten für Boote.
Die durchschnittliche Buchungsauslastung betrug etwa 70 Prozent. Die Gästezahl schwankte zwischen 30 und 90. Die Belegschaftszahl belief sich auf etwa 50 bis 60 (Küche, Service, Raumpflege, Büro, Rezeption usw.). Der ausländische Anteil der Angestellten war weniger als drei Prozent, alle anderen kamen von Long Island. Das Stella Maris Hotel war mittlerweile bekannt für spontane Aktionen, persönlichen Service und gutes Essen. Es gab ein gutes Angebot an Aktivitäten für jeden Tag (teils ohne Extragebühren – damit war das Stella Maris der erste Anbieter auf den Bahamas!), ausgezeichnete Tauchmöglichkeiten, exzellentes Bone-fishing, gutes, aber bislang wenig entwickeltes Hochseefischen.
Eine große Hilfe stellte der Stella Maris Airport dar, der inzwischen über eine geteerte Piste von 4050 Fuß (1235 Meter) verfügte. Amerikanische und kanadische Privatpiloten spielten damals eine wichtige Rolle für das Geschäft des Hotels.
1978 – 1980: Die Geschäfte der Gründungsgesellschaft sanken nach und nach auf den Nullpunkt. Die Interessens- und Aufmerksamkeitsspanne der ursprünglichen Betreiber ließ in hohem Tempo nach. Goesta Schaper, der mit Gail Thompson (Gründerin von Treasure Cay!) auf Abaco in den späten Sechzigern verheiratet war, lebte wieder in Deutschland. Henry Aufochs hielt sich aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls in Deutschland auf. Die Betreiber des Stella Maris sorgten sich nicht wenig um die Zukunft, was die Erscheinung, das Management, Strom- und Wasserversorgung usw betraf. Und auf einmal stand „der Posten“ zum Verkauf!
Die Betreibergruppe unternahm daraufhin mehrere Reisen nach Deutschland und traf sich mit den „Handschlag-Finanziers“ (und mittlerweile wichtigen Privatinvestoren), der Familie Wilmanowicz. Nach einigen Treffen mit den Wilmanowicz´ und Herbert Schnapka wurde ein Vertrag ausgehandelt. Die Gruppe „Wilmanowicz/Friese/Fuhrmann/Kuska“ wurde Eigentümer und Betreiber des Stella Maris Hotels. Ein weiterer Teilhaber wurde Eberhard Fölling, der schon lange für das Stella Maris arbeitete.
1980 – 1982: Etwa 50 Grundstücke wurden verkauft – im Gegensatz zu zwei oder drei in den vorherigen sechs Jahren! Damit einher erging allerdings die Forderung, in den nächsten zwei bis zweieinhalb Jahren ein Haus auf dem jeweiligen Grundstück zu bauen. Also wurden etwa vierzig Häuser errichtet, sodass sich die Gesamtzahl der privaten Häuser auf etwa sechzig bis siebzig belief. Diese Abschlüsse resultierten aus den Kontakten der Betreiber des Stella Maris, nur einige wenige kamen durch externe Immobilienhändler zustande. Ungefähr 230 Bauarbeiter waren zu der Zeit in Stella Maris beschäftigt, etwa siebzig im Inn und der Marina. Das Stella Maris Inn wurde der Hauptarbeitgeber der gesamten Insel, insbesondere des nördlichen Drittels!
Dann kam die Einführung der „Foreign Investment Policy“! Die Geschäfte brachen vollständig ein – Verträge wurden nicht weiterbehandelt, Bau- und sonstige Arbeiten lagen brach – und das für ganze sieben Jahre!
Den schier unglaublichen Grund dafür erfuhr ich in einem persönlichen Gespräch mit Jörg Friese, das ich im Jahr 2014 mit im hatte: Die Bahamesische Regierung hatte schlichtweg versäumt, ein Department samt Mitarbeitern einzurichten!
So lagen etliche Kauf- und Bauanträge unbearbeitet in irgendwelchen stillen Winkeln herum und setzten Staub an!
1987: Damit kollabierte natürlich auch der Tourismus, was noch zusätzlich durch den starken Dollar (Verhältnis 1 Dollar zu 4 D-Mark!) verstärkt wurde. Es handelte sich um die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg, und dem Stella Maris Inn drohte der Bankrott! All dies wurde noch die den Drogenhandel verschlimmert. Die Touristen und Investoren blieben der Insel fern, ausgenommen jene mit schlechter Gesinnung (Drug-Dealer).
Aber das Team des Stella Maris bekämpfte den Drogenhandel eigenhändig. Und man eröffnete ein Büro in Florida – was sich auch auszahlte. Von der übriggebliebenen Quote von 35 Prozent (gerechnet von den 100 Prozent vor dem Kollaps durch das FIP) steigerten sich die Geschäfte von Jahr zu Jahr um 15 bis 25 Prozent! Nur das Jahr 1995 brachte nochmals einen kleinen Einbruch mit sich, 1996 ging es jedoch weiter aufwärts, so wie in den darauffolgenden Jahren. Inzwischen beschäftigt das Stella Maris Resort, wie es inzwischen heißt, wieder ca. 80 Vollzeitkräfte und 20 bis 30 Arbeiter, die sich um Instandhaltung und Renovierungen kümmern.
Als ich damals – 1996 – zum ersten Mal auf Long Island gewesen bin, ahnte ich von all dem natürlich nichts! Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, die zahlreichen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Aber jedes Mal, wenn ich wieder auf meine „metaphysische Heimat“ zurückkehrte, wuchs das Interesse und die Neugier, mehr über Long Island zu erfahren. Nur eins wusste ich am Ende meines ersten Besuches schon: Ich würde wiederkommen!