Als ich angefangen habe vegan zu leben war ich schon ziemlich strikt in allem. Mittlerweile bin ich da ein bisschen entspannter.
100% kann man nie schaffen, man kann nur immer versuchen so viel Leid wie möglich zu verhindern.
Ich kaufe mittlerweile, bis auf Unterwäsche + Socken alle Kleidung second hand.
Ich besitze auch ein oder zwei Teile mit tierischen Bestandteilen, entweder weil ich sie vor dem 'vegan-sein' gekauft habe oder weil ich sie geschenkt bekommen habe. Nur ein paar Wanderschuhe bilden da die Ausnahme. Die sind mit Leder, haben mich aber gebraucht auch nur 10€ gekostet.
Ich habe lange darüber nachgedacht und mich dann dafür entschieden. Sicherlich wird mich der ein oder andere in seinem Idealismus dafür steinigen wollen aber ich mache das Ganze ja nicht für andere um ihnen zu beweisen was für ein ethisch und moralisch guter Mensch ich bin. Jeder Veganer wird hier oder da 'sündigen', da er seine Entscheidungen anders trifft. Neue Smartphones kaufen ist auch nicht gut für die Umwelt, mit dem Auto fahren ebenso. Der Kleber der Etiketten ist häufig auch nicht vegan. Viele Medikamente ebenso.
Am Ende muss man es nur für sich selbst vertreten können. Die Schuhe mit Leder waren für mich sinnvoller als Plastik, dass wohlmöglich weniger lange hält und Mikroplastikabrieb erzeugt. Und da wo man wandert, zb im Wald, da möchte ich kein Plastik hinterlassen.
Das Argument, dass man durch den Kauf gebrauchter Kleidung den Käufer wohlmöglich damit unterstützt eine neue Lederjacke zu kaufen kann man sicherlich so sehen aber er wird sein Geld auch ohne den Verkauf in Tierprodukte stecken. Aber dann dürfte man als Veganer auch keine Angestellten haben, die nicht vegan sind - schließlich werden die ihr Gehalt nicht nur tierleidfrei einsetzen. Man dürfte auch nicht in einer Firma arbeiten, die vielleicht (indirekt) Tierleid unterstützt, nichtmal für einen Chef arbeiten, dem man durch seine Arbeitskraft einen Gewinn ermöglicht. Denn den erwirtschafteten Gewinn wird er auch für Tierprodukte ausgeben.
Man dürfte einem Omni auch kein Geld leihen/geben, wenn er zb am Ende des Monats kein Geld mehr hat und Hilfe braucht.
Das klingt doch wirklich nach ziemlichem Quatsch.
Wichtig ist mir aber das ich damit nicht meine, es ist deshalb alles egal. Aber ich verurteile niemanden (Veganer) dafür, dass die Lieblingsjacke aus Leder ist und nicht abgegeben wird. Ich verurteile niemanden dafür, dass er vielleicht mal nicht so genau hingeschaut hat ob der Wein nun vegan ist oder nicht. Das steht mir nicht zu und auch keinem anderen.
Man trägt die Jacke, weil sie da ist und es Quatsch wäre sie wegzuwerfen => Ressourcen und weil es moralisch fragwürdig ist sie zu verkaufen => Gewinn aus Tierleid.
Natürlich wurde sie erworben, weil sie einem gefallen hat und das ändert sich ja auch nicht nur dadurch, dass man sich zum Veganer erklärt hat. Der Schnitt gefällt einem trotzdem vielleicht.
Es ist und bleibt ein Dilemma.
Aber vielleicht kann man es auch so betrachten: wenn man als Veganer die alte Lederjacke noch aufträgt, dann wird man vielleicht auch drauf angesprochen und hat so einen Einstieg in ein Gespräch mit einer anderen Person. Vielleicht wäre das Thema sonst auch gar nicht auf den Tisch gekommen. Eine gute Gelegenheit andere Menschen für das Thema Tierleid zu sensibilisieren.